Deutsche Software Technologie Aktie des Tages: TeamViewer SE

Eine deutsche Aktie, die es seit Jahren schwer hat, ist TeamViewer SE (ISIN: DE000A2YN900 / WKN: A2YN90). An Shortsellern mangelt es definitiv nicht. Die TeamViewer-Aktie ist seit dem IPO im September 2019 praktisch nur in eine Richtung gelaufen: nach unten. Seit Juni 2020 hat der Aktienkurs rund 89 Prozent verloren, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (roll. Hochrechn.) der Aktie liegt bei rund 7,4.

TeamViewer ist ein 2005 gegründetes Technologie-Unternehmen aus Göppingen, es beschäftigt mehr als 1.900 Mitarbeiter. Es ist bekannt für seine Software, die Fernzugriff, Fernsteuerung und Fernwartung für eine Vielzahl von Geräten wie PCs, Smartphones und Server ermöglicht. Sie wird genutzt, um IT-Probleme aus der Ferne zu lösen, Dateien zu übertragen, Geräte zu überwachen und zu verwalten, sowie um sichere Verbindungen für Remote-Arbeit und Support herzustellen. Die Software ist plattformübergreifend, bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und kann sowohl für private als auch für geschäftliche Zwecke eingesetzt werden. Das Geschäftsmodell beruht darauf, dass die Kernsoftware für private Nutzer vollkommen kostenlos bleibt. Sobald jedoch Unternehmen oder Selbstständige die Lösung beruflich einsetzen, wird die Nutzung kostenpflichtig. Mehr als 645.000 Kunden nutzen die Plattform, darunter kleine Handwerksbetriebe ebenso wie globale Konzerne aus allen Branchen.

Ein weiterer wichtiger Bereich sind Lösungen für die Industrie und Frontline-Mitarbeiter. Monteure in Fabriken, Techniker im Außendienst oder Wartungspersonal erhalten über Datenbrillen oder Tablets Schritt-für-Schritt-Anleitungen in erweiterter Realität eingeblendet, während ein Experte aus der Ferne zuschaut und Anweisungen gibt. Dadurch werden teure Anfahrten vermieden, Ausfallzeiten von Maschinen verkürzt und teure Fehler reduziert. Auch diese industriellen Anwendungen werden über Abonnements abgerechnet, meist mit höheren Preisen wegen des großen Nutzens für die Kunden. Das Unternehmen verdient zusätzlich durch Partnerschaften, bei denen die Technologie in Geräte anderer Hersteller eingebaut wird – etwa in Drucker, medizinische Geräte oder Produktionsanlagen –, sodass diese von Werk aus fernwartbar sind. Der Hersteller zahlt dann Lizenzgebühren oder teilt sich die Abonnements mit TeamViewer.

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Die TeamViewer-Aktie ist seit dem IPO im September 2019 praktisch ununterbrochen gefallen, weil das Unternehmen nie aus dem Schatten einer massiven Überbewertung herausgekommen ist und danach eine Kette teurer, teils katastrophaler Fehlentscheidungen das Vertrauen der Investoren systematisch zerstört hat. Die Aktie startete mit einem viel zu hohen KGV von über 60 – ein klassischer Private-Equity-Exit von Permira.

2020/2021 explodierte das Geschäft durch den Corona-Boom, die Aktie kletterte zeitweise über 50 Euro, doch ab 2022 kam die harte Normalisierung: Viele Privat- und Kleinunternehmenskunden kündigten wieder, als Home-Office verschwand, und das hochmargige SMB-Segment schrumpfte spürbar, während das Enterprise-Geschäft nur quälend langsam wuchs.

Parallel dazu belasteten die millionenschweren Sponsoring-Verträge mit Manchester United und Mercedes F1 die Margen Jahr für Jahr, ohne dass je ein messbarer Return on Investment erkennbar wurde.

Der wirklich vernichtende Schlag kam jedoch 2025 mit der völlig missglückten Übernahme der britisch-amerikanischen TAC-Software-Firma 1E für rund 720 Millionen Euro. Die Integration scheiterte spektakulär: Massiver Abgang von Vertriebsleuten und Kunden, dramatischer Umsatzeinbruch in der 1E-Sparte statt des erhofften Wachstums und schließlich im Oktober 2025 die massive Prognose-Kürzung für 2025/2026, die die Aktie auf ein damals neues Allzeittief stürzen ließ.

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Hinzu kommen aktuell ein praktisch stagnierendes bzw. teils rückläufiges SMB-Geschäft, zunehmende Konkurrenz (Microsoft, BeyondTrust, Splashtop, AnyDesk, Zoho etc.), Budgetkürzungen bei US- und Government-Kunden sowie eine KI-Strategie (“Tia”), die vom Markt bisher komplett ignoriert wird. Dieser KI-Agent soll Störungen in IT-Umgebungen eigenständig identifizieren, analysieren und nach vorgegebenen Regeln automatisch lösen können, oft im Hintergrund und ohne dass der Nutzer etwas merkt.

Einige Analysten hoffen jetzt darauf, dass TeamViewer bald aufgekauft werden könnte. Interessant ist auch, dass noch immer 14 Prozent der Unternehmensanteile beim Finanzinvestor Permira liegen – jenem Investor, der das Unternehmen einst an die Börse gebracht hat. Sollte ein attraktives Angebot vorliegen, wäre Permira vermutlich bereit, seinen verbleibenden Anteil abzustoßen.

Der Umsatz im dritten Quartal 2025 ist gestiegen auf 189,484 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 168,681 Millionen Euro) und das Nettoergebnis ist gesunken auf 28,65 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 39,501 Millionen Euro).

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