Norwegische grüne Chemie Aktie des Tages: Borregaard ASA

Grüne Chemikalien sind Substanzen oder Produkte, die im Rahmen der Grünen Chemie entwickelt werden, einem Ansatz zur Reduzierung von Umweltbelastungen, indem chemische Prozesse und Produkte von der Konzeption bis zur Entsorgung nachhaltiger, ressourcenschonender und weniger schädlich gestaltet werden. Es geht darum, giftige Stoffe zu vermeiden, nachwachsende Rohstoffe zu nutzen, Energie zu sparen, Abfall zu minimieren und die Sicherheit von Mensch und Umwelt zu gewährleisten, um eine giftfreie Umwelt zu erreichen. Ein sehr innovatives Unternehmen aus Norwegen in diesem Bereich ist Borregaard ASA (ISIN: NO0010657505 / WKN: A1J5TM). Seit Mai 2022 hat der Aktienkurs rund 60 Prozent zugelegt, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (roll. Hochrechn.) der Aktie liegt bei rund 24 und die zu erwartende Dividendenrendite liegt bei 2,17 Prozent.
Borregaard ASA wurde 1889 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Sarpsborg und beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter. In Sarpsborg steht eine Bioraffinerie, eine der fortschrittlichsten der Welt, in der Holz in seine Bestandteile zerlegt wird, nämlich in Zellulosefasern, Lignin und Zucker. Aus diesen natürlichen Komponenten entstehen hochwertige Produkte, die fossile Stoffe aus Erdöl ersetzen und in vielen Branchen eingesetzt werden.

Das Geschäftsmodell ist gut diversifiziert, weil aus einem Rohstoff etwa 800 verschiedene Produkte hergestellt werden, die an über 2.700 Kunden weltweit verkauft werden. So mindert das Unternehmen Risiken und schafft stabile Einnahmen. Der größte Geschäftsbereich heißt Bio-Lösungen und macht mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Hier werden Biopolymere aus Lignin produziert, die als Bindemittel, Streumittel oder Schutzmittel dienen. Sie finden Anwendung im Bauwesen, etwa als Zusatz für Beton oder Gipsplatten, in der Landwirtschaft für Tierfutter oder Pflanzenschutz, in Batterien, Kosmetikprodukten oder Arzneimitteln. Ein besonderes Produkt ist Vanillin aus Holz, das als Aromastoff in Lebensmitteln, Getränken oder Parfüms verwendet wird und eine umweltfreundliche Alternative zu chemisch hergestelltem Vanillin darstellt.
Der zweite wichtige Geschäftsbereich umfasst Biomaterialien, vor allem spezialisierte Zellulose, die zu Fasern oder Fibrillen weiterverarbeitet wird. Diese Stoffe dienen zur Herstellung von Acetat für Zigarettenfilter, Kunststoffen oder Bildschirmen, von Ethern für Baustoffe, Beschichtungen oder Pharmaprodukte sowie von starken Fasern für Reifen oder Verpackungen. Cellulosefibrillen, die mit einer eigenen Technologie gewonnen werden, verbessern Klebstoffe oder Pflegeprodukte.
Im dritten Geschäftsbereich entstehen feine Chemikalien, wie Zwischenprodukte für Röntgenkontrastmittel oder Bioethanol der zweiten Generation, das aus Holz gewonnen wird und als Kraftstoff, Desinfektionsmittel oder Ausgangsstoff in der Pharmaindustrie dient. Die Produktion läuft in integrierten Prozessen ab, bei denen fast nichts verschwendet wird. Das Holz stammt aus zertifizierten Wäldern, die nach strengen Standards bewirtschaftet werden.
Das Unternehmen legt großen Wert auf Forschung und Entwicklung, um die Produkte weiter zu verbessern und neue Anwendungen zu finden. Dadurch entstehen Nischenmärkte mit hohen Schutzwällen gegen die Konkurrenz, weil spezielles Wissen über Anwendungen und Nähe zu Kunden entscheidend sind. Der Verkauf erfolgt größtenteils direkt durch eigene Teams, die Kunden beraten und Lösungen anpassen. Die Märkte verteilen sich auf Europa, Asien und Amerika, mit Schwerpunkten in Bau, Landwirtschaft, Chemie und Lebensmitteln. Die Nachhaltigkeit prägt das gesamte Geschäftsmodell, denn die Produkte haben einen deutlich geringeren Ausstoß an Treibhausgasen als fossile Alternativen, und das Unternehmen reduziert eigene Emissionen durch effiziente Energieverwendung und grüne Technologien. Innovationen zielen auf höhere Spezialisierung ab, etwa durch bessere Nutzung von Lignin oder Erweiterung in wachsenden Feldern wie Elektrofahrzeugen oder asiatischen Märkten. Die Investitionen fließen aktuell unter anderem auch in Kapazitätserhöhungen und neue Projekte.
Im dritten Quartal 2025 lag der Umsatz bei 1,799 Milliarden NOK (Vorjahreszeitraum: 1,949 Milliarden NOK) und das Nettoergebnis lag bei 190 Millionen NOK (Vorjahreszeitraum: 248 Millionen NOK). Die Gründe für den Rückgang beim Umsatz und Nettoergebnis sind eine vorübergehende Unterbrechung der Produktion im Cellulose-Werk in Sarpsborg, diese führte zu niedrigeren Verkaufsvolumen, niedrigere Preise für Bioethanol, niedrigere Verkaufsvolumen im Bereich Biomaterialien sowie ein Margendruck durch steigende Kosten für Holz und Logistik.
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