Deutsche medizinische Cannabis Aktie des Tages: Cantourage Group SE

Laut Fortune Business Insights hatte der weltweite Markt für medizinisches Cannabis 2024 eine Marktgröße von rund 18 Milliarden USD haben, im Jahr 2032 sollen es bereits rund 111 Milliarden USD sein. Dieser Markt ist aus Anlegersicht sehr riskant, bietet aber auch Chancen. Eine spannende Aktie in diesem Bereich aus Deutschland ist die Cantourage Group SE (ISIN: DE000A3DSV01 / WKN: A3DSV0). Seit Herbst 2022 ist das Unternehmen börsennotiert und seitdem befindet sich der Aktienkurs auch auf Talfahrt. Seit 2023 hat das Unternehmen bereits ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis bei stetig steigenden Umsatzerlösen.

Die 2019 gegründete Cantourage Group SE aus Berlin hat sich als eines der führenden Unternehmen im europäischen Markt für medizinisches Cannabis etabliert, indem sie ein effizientes und skalierbares Geschäftsmodell verfolgt, das auf Import, Verarbeitung und Distribution basiert, ohne in teure eigene Anbauinfrastrukturen zu investieren. Im Kern importiert das Unternehmen Rohcannabis aus verschiedenen Ländern weltweit und wandelt es in pharmazeutische Produkte um, die den strengen regulatorischen Anforderungen in Europa entsprechen. Dieser Ansatz ermöglicht es, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren, da Cantourage Partnerschaften mit über 65 Anbauern aus 18 Nationen pflegt, darunter Länder wie Kanada, Australien oder Südafrika, die für ihre hochwertigen Cannabisprodukte bekannt sind.

Statt fester Abnahmeverpflichtungen teilt sich das Unternehmen die Umsätze mit diesen Partnern, was Risiken minimiert und Kapital freisetzt für andere Bereiche wie Logistik und Marketing. In der Verarbeitungsphase, die hauptsächlich in einer Produktionsstätte in Süddeutschland stattfindet, werden Prozesse wie das Trimmen der Blüten, die Reduzierung mikrobieller Belastungen durch schonende Methoden, das Verpacken in apothekengeeignete Behälter und das Etikettieren durchgeführt, ergänzt durch externe Labortests für Qualitätssicherung.

Seit Mai 2024 kooperiert Cantourage zusätzlich mit einem Partner in Portugal, um die Lieferketten zu diversifizieren und Engpässe zu vermeiden, was besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten oder Ernteausfällen von Vorteil ist. Diese Erweiterung stärkt die Versorgungssicherheit für den europäischen Markt und erlaubt eine schnellere Skalierung der Produktion, ohne dass das Unternehmen eigene Fabriken bauen muss. Die Distribution erfolgt primär an Apotheken in Deutschland, dem Kernmarkt, wo Cantourage als einer der größten Importeure und Verteiler gilt, aber auch über die Tochtergesellschaft Cantourage UK in Großbritannien, wo der Markt für medizinisches Cannabis seit 2018 liberalisiert ist.

Darüber hinaus sind Produkte in Ländern wie Österreich, der Schweiz, Polen, der Tschechischen Republik und Dänemark verfügbar, was eine breite geografische Präsenz schafft und das Unternehmen vor Abhängigkeiten von einem einzelnen Markt schützt. Ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells ist die Diversifikation des Portfolios, das von günstigen Value-Produkten bis zu premium Craft-Cannabis reicht, um unterschiedliche Patientenbedürfnisse abzudecken, etwa bei der Behandlung chronischer Schmerzen, Multiple Sklerose oder Epilepsie.

Neben getrockneten Blüten, die den Großteil des Umsatzes ausmachen, vertreibt Cantourage Extrakte und reine Wirkstoffe wie Dronabinol, ein synthetisches THC, in dem es Marktführerschaft in Europa anstrebt, indem es effiziente Produktionsmethoden nutzt, die Kosten senken und Reinheit gewährleisten. Diese Wirkstoffe werden in Kooperation mit pharmazeutischen Dienstleistern hergestellt und erlauben höhere Margen, da sie in medizinischen Formulierungen wie Ölen oder Kapseln verwendet werden können. Um den Zugang zu diesen Produkten zu erleichtern, betreibt Cantourage telemedizinische Plattformen wie Telecan in Deutschland und die Cantourage Clinic im Vereinigten Königreich, die Patienten ermöglichen, online einen Termin zu buchen, einen medizinischen Fragebogen auszufüllen und ein Rezept zu erhalten, das direkt an eine Apotheke weitergeleitet wird. Dieser Service integriert sich nahtlos in das Geschäftsmodell, da er nicht nur den Absatz steigert, sondern auch Daten über Patientenpräferenzen liefert, die für die Produktentwicklung genutzt werden können, und gleichzeitig Barrieren abbaut, die durch mangelnde ärztliche Expertise im Cannabis-Bereich entstehen.

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In Deutschland ergänzt das Unternehmen dies durch Partnerschaften mit Praxen, in denen Patienten persönliche Beratungen erhalten, was die Akzeptanz fördert und langfristige Kundenbindungen schafft. Die Strategie basiert auf einer Asset-Light-Philosophie, die Kapitalintensität vermeidet und stattdessen auf Netzwerken und Technologie setzt, um Kosten niedrig zu halten und schnell zu wachsen, wie es in der Branche selten ist, wo viele Akteure in teure Kultivierungsanlagen investieren.

Finanziell hat sich dieses Modell bewährt, mit einem ausgeglichenen Ergebnis im Jahr 2023 trotz steigender Umsätze, und einem signifikanten Sprung nach der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland im April 2024, als der Monatsumsatz um rund 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstieg, getrieben durch eine erhöhte Nachfrage nach medizinischen Produkten.

Im ersten Quartal 2025 berichtete Cantourage von starkem und profitablen Wachstum, mit einer EBITDA-Marge von 11 bis 13 Prozent, was auf eine effiziente Kostenkontrolle hinweist und das Unternehmen in die Lage versetzt, Investitionen in weitere Expansion zu tätigen, etwa durch neue Anbaupartnerschaften, die im Juni 2024 zu einem Rekord von vier neuen Kooperationen in einem Monat führten. Diese Dynamik unterstreicht, wie Cantourage den globalen Trend zur Liberalisierung nutzt, indem es Anbauern aus Regionen mit günstigen Klimabedingungen den Einstieg in regulierte Märkte ermöglicht, was wiederum die Produktvielfalt erhöht und Preisschwankungen abfedert.

Im Vergleich zu Konkurrenten differenziert sich Cantourage durch seine vollintegrierte Wertschöpfungskette, die über bloße Distribution hinausgeht, während viele Rivalen wie Tilray oder Aurora Cannabis, kanadische Giganten mit starker Präsenz in Europa, sich stärker auf eigene Anbauflächen konzentrieren und dadurch höhere Fixkosten tragen, was in volatilen Märkten zu Verlusten führen kann. Tilray etwa, das in Deutschland über seine Tochter Aphria operiert, hat sich auf breite Portfolios inklusive Freizeitcannabis ausgerichtet, leidet aber unter regulatorischen Hürden und Konkurrenzdruck, der Margen drückt, im Gegensatz zu Cantourages Fokus auf medizinische Anwendungen und Partnerschaftsmodellen, die Flexibilität bieten.

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Ähnlich positioniert sich Canopy Growth, ein weiterer kanadischer Player, der in Europa expandiert, aber mit Schulden kämpft und weniger agil auf lokale Bedürfnisse reagiert, da es stärker in Forschung und Entwicklung investiert, was Cantourage durch externe Kooperationen umgeht.

In Deutschland konkurriert Cantourage mit Unternehmen wie Demecan, das als einer der wenigen lizenzierten Anbauer vor Ort produziert und dadurch kürzere Lieferwege hat, aber höhere Produktionskosten aufweist und weniger internationale Vielfalt bietet, was Cantourage mit seiner globalen Sourcing-Strategie übertrumpft.

Synbiotic, ein weiterer deutscher Akteur, kombiniert Cannabis mit CBD-Produkten und fokussiert auf Wellness, doch fehlt es an der Tiefe in medizinischen Wirkstoffen wie Dronabinol, wo Cantourage gegen Big-Pharma-Konzerne wie Pfizer oder Novartis antritt, die synthetische Cannabinoide herstellen, aber oft höhere Preise verlangen und weniger patientenzentriert sind.

Four 20 Pharma, ein Importeur aus Düsseldorf, teilt Ähnlichkeiten im Geschäftsmodell, spezialisiert sich jedoch primär auf Blüten, was Cantourage einen Vorteil in der Patientenakquise gibt. Im Vereinigten Königreich ringt Cantourage mit Firmen wie Grow Group, die lokale Kliniken betreiben, aber kleinere Skalen haben und nicht die gleiche internationale Reichweite, während europaweit Akteure wie Bedrocan aus den Niederlanden, ein staatlich unterstützter Produzent, Qualitätsstandards setzen, jedoch begrenzte Mengen liefern und dadurch Engpässe verursachen, die Cantourage durch Diversifikation ausgleicht.

Insgesamt profitiert Cantourage von der Fragmentierung des Marktes, wo kleinere Spieler wie die portugiesischen oder spanischen Anbieter oft regional beschränkt bleiben, und etabliert sich durch schnelle Partnerschaftsabschlüsse als agiler Händler, der den wachsenden Bedarf nach der deutschen Legalisierung bedient, ohne die Risiken eigener Kultivierung zu tragen. Die Fähigkeit, Rekorde in der Akquise neuer Anbaupartner zu setzen, wie im Sommer 2024 mit Kooperationen zu Green Karat oder Costa Canna, unterstreicht diese Stärke und positioniert das Unternehmen für anhaltendes Wachstum in einem Sektor, der durch regulatorische Veränderungen angetrieben wird. Durch die Integration von Technologie in die Plattformen kann Cantourage zudem Daten nutzen, um Trends vorwegzunehmen, etwa steigende Nachfrage nach THC-armen Sorten, und passt sein Angebot entsprechend an, was es von statischeren Konkurrenten abhebt.

Im Geschäftsjahr 2024 war der Umsatz gestiegen auf 2,195 Millionen Euro (Vorjahr: 1,662 Millionen Euro) und der Konzernüberschuss lag bei 0,079 Millionen Euro (Vorjahr: 0,039 Millionen Euro). Im zweiten Quartal 2025 ist der Umsatz gestiegen auf 27,9 Millionen Euro, womit der Halbjahresumsatz 2025 bei 54,0 Millionen Euro liegt.

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