Dividendenaristokrat Bauzulieferer und Spezialchemie Aktie des Tages: RPM International Inc.

Die Baubranche schwächelt derzeit bekanntlicher Weise, aber nicht nur bei uns in Deutschland, in anderen Ländern sieht es ähnlich aus. In den USA ist die Situation noch einmal eine spezielle. Die Fed hat die Zinsen nicht so weit abgesenkt, wie die EZB und durch die Strafzölle von Donald Trump sind die importierten Baustoffe deutlich teurer geworden. Dies hat die Aktien von vielen Unternehmen in diesem Sektor belastet. Eine langfristige, vielversprechende Aktie ist RPM International Inc. (WKN: 863462 / ISIN: US7496851038). Seit April 2022 konnte der Aktienkurs rund 55 Prozent zulegen, obwohl die Aktie seit November 2024 rund 20 Prozent verloren hat. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (roll. Hochrechn.) der Aktie liegt bei rund 23 und die zu erwartende Dividendenrendite liegt bei 1,86 Prozent. 51 Jahre in Folge hat RPM die Dividende erhöht, womit das Unternehmen auf dem Weg zum Dividendenkönig ist.
RPM ist ein amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Medina, Ohio, hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1947 zu einem global agierenden Hersteller mit mehr als 17.200 Mitarbeitern von Spezialchemikalien entwickelt, die sich auf Beschichtungen, Dichtstoffe und Bauchemikalien konzentrieren. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist darauf ausgelegt, durch ein breites Portfolio an Markenprodukten sowohl industrielle als auch private Kunden zu bedienen, wobei der Fokus auf Qualität, Markentreue und Premium-Preisen liegt. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Produktion einer langlebigen Aluminium-Dachbeschichtung namens Alumanation, die bis heute verkauft wird. Von diesem Ausgangspunkt hat sich das Unternehmen über Jahrzehnte durch organische Innovation und ein aggressives Akquisitionsprogramm zu einem der weltweit führenden Akteure in der Farben- und Beschichtungsindustrie entwickelt.

RPM ist ein Serial Acquirer, ein Unternehmen, welches regelmäßig andere aufkauft. In den letzten 30 Jahren hat RPM etwa 175 Akquisitionen abgeschlossen, wobei mehr als 50 dieser Transaktionen im letzten Jahrzehnt stattfanden. Mitte Juni wurde die Übernahme der Ready Seal Inc. bekanntgegeben, einem in Texas ansässigen Hersteller von hochwertigen Holzbeizen für den Außenbereich. Im Mai 2025 wurde die Übernahme der britischen Star Brands Group abgeschlossen, zu der The Pink Stuff gehört, ein weltweit anerkannter Marktführer für Haushaltsreinigungsprodukte.
Die Strategie basiert auf einer Kombination aus Markenführerschaft, geografischer Expansion und einer dezentralen Unternehmensstruktur, die es den Tochtergesellschaften ermöglicht, flexibel auf spezifische Marktbedürfnisse zu reagieren. Das Geschäftsmodell von RPM International ist stark diversifiziert und gliedert sich in vier Hauptsegmente, die jeweils unterschiedliche Märkte und Kundengruppen ansprechen.
Das Segment der Bauprodukte, das etwa ein Drittel des Umsatzes ausmacht, umfasst Dichtstoffe, Klebstoffe, Dachsysteme, Betonzusatzmittel und Wetterschutzlösungen, die vor allem an Bauunternehmen, Distributoren und Endnutzer in über 130 Ländern verkauft werden. Diese Produkte zielen darauf ab, die Langlebigkeit und Effizienz von Bauwerken zu verbessern, beispielsweise durch Lösungen für die Gebäudehülle oder isolierte Verkleidungen.
Das Segment der Hochleistungsbeschichtungen, das rund ein Fünftel des Umsatzes generiert, bedient industrielle Kunden mit Produkten wie Korrosionsschutz- und Brandschutzbeschichtungen, glasfaserverstärkten Kunststoffrosten und Bodenbelagssystemen. Hier setzt das Unternehmen auf ein einzigartiges Supply-and-Apply-Modell, bei dem Produkte direkt an Endkunden wie Hersteller oder öffentliche Einrichtungen geliefert und angewendet werden.
Der Verbraucherbereich, der ebenfalls einen bedeutenden Umsatzanteil hat, richtet sich an professionelle Handwerker und Heimwerker und umfasst Marken wie Rust-Oleum, Zinsser und DAP, die in Baumärkten, Fachgeschäften und Masseneinzelhandel weltweit vertrieben werden. Diese Produkte decken Anwendungen wie Heimwerkerbedarf, Holzbearbeitung und Reinigungsmittel ab.
Das Segment der Spezialprodukte schließlich zielt auf Nischenmärkte mit hochspezialisierten Lösungen wie fluoreszierenden Farbstoffen, Schiffslackierungen und Lebensmittelverarbeitungsbeschichtungen, die auf spezifische industrielle Anforderungen zugeschnitten sind.
Ein zentraler Aspekt des Geschäftsmodells ist die Markenführerschaft, die es RPM ermöglicht, Premium-Preise zu erzielen und durch Wiederholungskäufe von treuen Kunden langfristig stabile Einnahmen zu sichern. Viele der Marken, wie Rust-Oleum oder Tremco, sind in ihren jeweiligen Märkten führend, was dem Unternehmen eine starke Verhandlungsposition gegenüber Distributoren und Einzelhändlern verschafft. Diese Markenstärke wird durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung unterstützt, um innovative Produkte zu schaffen, die den ökologischen Anforderungen gerecht werden, wie biologisch abbaubare Beschichtungen oder energieeffiziente Lösungen. Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da das Unternehmen versucht, seinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und gleichzeitig den wachsenden Ansprüchen von Kunden nach umweltfreundlichen Produkten zu entsprechen. Diese Fokussierung auf Innovation und Nachhaltigkeit stärkt die Wettbewerbsposition in einem Markt, der zunehmend durch Umweltvorschriften und Kundenpräferenzen geprägt ist.
Ein weiterer Eckpfeiler des Geschäftsmodells ist die dezentrale Struktur, die auf die Philosophie des Gründers Frank C. Sullivan zurückgeht, der betonte, dass der Erfolg des Unternehmens auf seinen Mitarbeitern basiert. Die Tochtergesellschaften operieren weitgehend eigenständig, was ihnen erlaubt, schnell auf lokale Marktbedingungen zu reagieren, während sie gleichzeitig von der globalen Reichweite und den Ressourcen der Muttergesellschaft profitieren. Diese Flexibilität hat es RPM ermöglicht, in 170 Ländern präsent zu sein und Produkte an unterschiedliche kulturelle und regulatorische Anforderungen anzupassen. Das Unternehmen betreibt heute rund 121 Produktionsstätten weltweit.
Zu den Hauptkonkurrenten zählen PPG Industries, Sherwin-Williams und Axalta Coating Systems, die ähnliche Produktportfolios anbieten, aber unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Kleinere Wettbewerber wie H.B. Fuller oder Ashland bieten spezialisierte Chemikalien und Klebstoffe an, die mit den Produkten von RPM im Spezialsegment konkurrieren. Diese Unternehmen haben oft den Vorteil, dass sie sich auf Nischenmärkte konzentrieren und dadurch eine hohe Kundenbindung erreichen, aber es fehlen die globale Reichweite und die Ressourcen von RPM. Der Wettbewerb wird durch die zunehmende Digitalisierung und den Druck auf nachhaltige Produkte verschärft, da Kunden und Regulierungsbehörden umweltfreundlichere Lösungen fordern. Hier hat RPM durch seine Investitionen in Forschung und Entwicklung einen Vorteil, da es frühzeitig auf Trends wie biologisch abbaubare Beschichtungen reagiert hat. Dennoch stehen alle Akteure vor der Herausforderung, steigende Rohstoffkosten und geopolitische Unsicherheiten zu bewältigen, die die Margen belasten können. RPMs Fähigkeit, durch seine dezentrale Struktur und starke Marken flexibel zu agieren, verschafft dem Unternehmen eine robuste Position, obwohl es in bestimmten Märkten wie Nordamerika mit intensivem Preiswettbewerb konfrontiert ist.
Im dritten Quartal 2025 ist der Umsatz zurückgegangen auf 1,477 Milliarden USD (Vorjahreszeitraum: 1,523 Milliarden USD) und der RPM International zuzurechnender Nettogewinn ist gesunken auf 52,034 Millionen USD (Vorjahreszeitraum: 61,199 Millionen USD).
Das Unternehmen führt derzeit Konsolidierungen in acht Werken durch, dies hat das Ergebnis belastet. Die Lagerbestände waren noch ziemlich hoch, konnten aber um 36 Millionen USD abgebaut werden, im Vergleich zum Vorjahr. Auch ungewöhnlich kaltes Wetter im Süden der USA und Waldbrände im Westen reduzierten die Nachfrage in Regionen, in denen in den Wintermonaten typischerweise mehr Bau- und Außenprojektaktivitäten stattfinden. Ebenfalls haben die Übernahmekosten das Ergebnis belastet.
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