Nachhaltige deutsche Aktie des Tages: Pyrum Innovations AG

Nachhaltige Aktien werden bei Anlegern immer beliebter, auch wenn die Performance meistens nicht so gut ist. Langfristig gesehen werden sich aber sicherlich auch in diesem Sektor einige Hidden Champions herauskristallisieren, einer könnte die deutsche Pyrum Innovations AG (ISIN: DE000A2G8ZX8 / WKN: A2G8ZX) sein, auch wenn das Unternehmen bisher nicht profitabel ist. Seit November 2021 hat der Aktienkurs 70 Prozent verloren.

Die Pyrum Innovations AG ist ein Unternehmen aus dem Saarland, das sich auf das Recycling von Altreifen spezialisiert hat und dabei eine innovative Thermolyse-Technologie einsetzt. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf der Idee, aus Abfallprodukten wie Altreifen wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen, die in einer Kreislaufwirtschaft erneut verwendet werden können. Der Kern des Geschäfts liegt in der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von Recyclinganlagen, die durch die Thermolyse Altreifen in hochwertige Produkte wie Thermolyseöl, recyceltes Carbon Black (rCB) und Gas umwandeln.

Diese Produkte finden in verschiedenen Industrien Anwendung, etwa in der Chemie- oder Reifenindustrie, und tragen dazu bei, fossile Rohstoffe zu ersetzen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Geschäftsmodell von Pyrum ist zweigeteilt, wobei das Unternehmen sowohl von eigenen Anlagen als auch von Partnerschaften mit anderen Betreibern profitiert. Einerseits betreibt Pyrum eigene Recyclinganlagen, wie die bestehende Anlage in Dillingen/Saar, die jährlich bis zu 10.000 Tonnen Altreifen verarbeiten kann. Diese Anlagen generieren Einnahmen durch die Verwertung von Altreifen, die oft als Abfall gelten, sowie durch den Verkauf der gewonnenen Rohstoffe, insbesondere des Thermolyseöls und des rCB.

Andererseits verkauft Pyrum seine patentierte Technologie an Dritte, die eigene Recyclinganlagen bauen und betreiben möchten. Dabei arbeitet das Unternehmen mit einer Vielzahl von Partnern zusammen, um schlüsselfertige Anlagen weltweit zu etablieren, was zusätzliche Einnahmen durch Lizenzgebühren, Technologieverkäufe oder Beteiligungen an Joint Ventures ermöglicht. Der Thermolyseprozess selbst ist ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells. Er ermöglicht es, Altreifen in einem nahezu emissionsfreien Verfahren zu zersetzen, wobei die Energieautarkie des Prozesses ein entscheidender Vorteil ist. Das entstehende Gas wird teilweise zur Energieversorgung der Anlage genutzt, was die Betriebskosten senkt. Das Thermolyseöl kann in der chemischen Industrie als Ersatz für fossile Rohstoffe eingesetzt werden, während das rCB in der Reifenproduktion oder anderen Industrien Verwendung findet. Dieser Ansatz positioniert Pyrum als wichtigen Akteur im Bereich der Kreislaufwirtschaft.

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Bereits seit 2008 entwickelt Pyrum diese Technologie, die laut dem Fraunhofer-Institut erhebliche CO2-Einsparungen im Vergleich zu herkömmlichen Recyclingverfahren bietet. Die Fähigkeit, hochwertige Rohstoffe aus Abfall zu gewinnen, verschafft dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil in der Recyclingbranche, da es nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bietet.

Ein wesentlicher Aspekt des Geschäftsmodells ist die Expansion der Produktionskapazitäten. Pyrum plant, in den kommenden Jahren mehrere neue Anlagen zu bauen, sowohl eigenständig als auch in Kooperation mit Partnern. Beispielsweise ist der Bau eines neuen Werks im Saarland geplant, und es gibt Projekte mit Unternehmen wie Remondis in Bremen oder SUEZ in Großbritannien. Diese Expansion wird durch Kapitalerhöhungen und strategische Partnerschaften finanziert. Solche Finanzierungen ermöglichen es Pyrum, die eigene Anlagenbasis zu erweitern und gleichzeitig an Joint Ventures zu partizipieren, wie etwa in Tschechien, wo das Unternehmen bis zu 49 Prozent der Einnahmen eines geplanten Werks erhalten könnte.

Die Zusammenarbeit mit großen Industriepartnern spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie nicht nur finanzielle Unterstützung bieten, sondern auch langfristige Abnahmeverträge für die Produkte sichern. Dies schafft Planungssicherheit und stärkt die Marktposition des Unternehmens. Die Beziehung zur BASF ist ein zentraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung von Pyrum. Seit September 2020 ist BASF an Pyrum beteiligt und hält derzeit etwa 7,1 Prozent der Anteile des Unternehmens. Diese Partnerschaft begann mit einer Investition von 16 Millionen Euro, die den Ausbau der Dillingener Anlage und die Markteinführung der Technologie unterstützte. BASF bezieht das Thermolyseöl von Pyrum, um es in ihrem Produktionsverbund zu verarbeiten und daraus sogenannte Ccycled-Produkte herzustellen, die fossile Rohstoffe ersetzen und einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen.

Im November 2023 wurde die Kooperation durch eine neue Vereinbarung weiter vertieft, in der BASF Pyrum mit einem Darlehen von zunächst 25 Millionen Euro unterstützt, das für den Bau von mindestens drei neuen Anlagen bis 2026 verwendet werden soll. Unter der Bedingung, dass Pyrum weitere 50 Millionen Euro an Finanzmitteln sichert, könnte BASF zusätzliche 25 Millionen Euro bereitstellen. Diese finanzielle Unterstützung und die langfristige Abnahme des Thermolyseöls durch BASF stärken Pyrums Wachstumspotenzial erheblich. Die Partnerschaft ermöglicht es Pyrum, ihre Technologie schneller zu skalieren, während BASF von einer zuverlässigen Quelle für recycelte Rohstoffe profitiert, die in ihre nachhaltigen Produktionsprozesse integriert werden können. Diese Zusammenarbeit ist ein Paradebeispiel für eine symbiotische Beziehung, bei der beide Unternehmen ihre jeweiligen Stärken nutzen, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.

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Die Konkurrenz im Bereich des Altreifenrecyclings ist vielfältig, aber Pyrum hebt sich durch seine einzigartige Thermolyse-Technologie ab. Viele traditionelle Recyclingmethoden für Altreifen, wie die Zerkleinerung oder die thermische Verwertung, sind weniger nachhaltig, da sie entweder minderwertige Produkte liefern oder hohe CO2-Emissionen verursachen. Unternehmen, die ähnliche Pyrolyse-Technologien einsetzen, gibt es weltweit, aber Pyrums Prozess zeichnet sich durch seine Energieautarkie und die hohe Qualität der Endprodukte aus. Konkurrenten, die in ähnlichen Bereichen tätig sind, könnten Unternehmen wie die schwedische Enviro Systems oder die dänische Quantafuel sein, die ebenfalls Pyrolyse-Technologien für Reifen oder Kunststoffe entwickeln. Diese Unternehmen haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte, etwa in der Verarbeitung von Kunststoffabfällen, und sind nicht ausschließlich auf Altreifen fokussiert.

Ein weiterer Wettbewerbsfaktor ist die regionale Präsenz, da der Transport von Altreifen kostenintensiv ist. Pyrums Fokus auf den europäischen Markt und ihre Partnerschaften mit großen Playern wie BASF, Remondis und Continental verschaffen ihr hier einen Vorteil. Die langfristigen Abnahmeverträge mit diesen Partnern reduzieren das Risiko von Marktpreisschwankungen und sichern eine stabile Nachfrage. Dennoch bleibt der Wettbewerb herausfordernd, da die Recyclingbranche stark von regulatorischen Rahmenbedingungen, wie etwa CO2-Steuern oder Recyclingquoten, beeinflusst wird, die sich schnell ändern können. Pyrums Fähigkeit, sich durch technologische Innovation und starke Partnerschaften zu positionieren, macht das Unternehmen jedoch zu einem ernstzunehmenden Akteur in diesem dynamischen Markt. Die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Rohstoffen und die Unterstützung durch etablierte Industriepartner wie BASF bieten Pyrum die Möglichkeit, sich weiter von der Konkurrenz abzuheben und ihre Marktposition auszubauen.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 lag der Umsatz bei 0,509 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 0,336 Millionen Euro) und der Konzernjahresfehlbetrag lag bei -0,877 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: -2,684 Millionen Euro).

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