Norwegische Umwelttechnologie Aktie des Tages: Vow ASA

Eine Aktie aus Norwegen, welche Analysten derzeit als riskant ansehen, aber auch ein gewisses Potenzial für die Zukunft erkennen lässt, ist Vow ASA (ISIN: NO0010708068 / WKN: A111AY). Seit Februar 2021 befindet sich der Aktienkurs auf Talfahrt, hat rund 96 Prozent verloren.
Vow ist ein Unternehmen, das sich auf umweltfreundliche Technologien spezialisiert hat, um Abfall und Biomasse in nützliche Ressourcen umzuwandeln. Das Unternehmen wurde 2011 als Scanship Holding gegründet und änderte 2020 seinen Namen in Vow ASA, um seine erweiterte Ausrichtung auf nachhaltige Lösungen zu betonen. Mit Sitz in Oslo beschäftigt Vow derzeit 242 Mitarbeiter.

Im Kern geht es um die Vermeidung von Verschmutzung, indem organische Reste und andere Materialien nicht mehr ins Meer oder auf Deponien gelangen, sondern stattdessen wiederverwendet werden. Vow verdient sein Geld hauptsächlich durch den Verkauf von Anlagen, die diese Umwandlung ermöglichen, sowie durch laufende Dienstleistungen wie Wartung und Ersatzteile. Ein großer Teil des Umsatzes kommt aus dem Schifffahrtsbereich, wo Vow Systeme für Kreuzfahrtschiffe liefert, die Abwasser reinigen und Abfälle verarbeiten. Diese Schiffe produzieren täglich große Mengen an organischen Resten, wie Essensabfällen oder Klärschlamm, die Vow in saubere Energie umwandelt. Auf diese Weise unterstützt das Unternehmen Reedereien dabei, strengere Vorschriften in sensiblen Gebieten wie der Ostsee oder Alaska einzuhalten.
Ein Kreuzfahrtschiff mit 6.000 Passagieren erzeugt täglich mindestens 15 Tonnen Abfall, von denen oft ein erheblicher Teil illegal über Bord entsorgt wird. Fische, Möwen und andere Meerestiere nehmen diese Abfälle als Nahrung auf, was das natürliche ökologische Gleichgewicht im Ozean massiv stört. Dies ändert sich mittlerweile in der Branche durch neue Technologien.
Die Technik nutzt einen Prozess namens Pyrolyse, bei dem Biomasse in einer sauerstoffarmen Umgebung erhitzt wird, um Öle, Kohle und Gase zu erzeugen, die als Schiffstreibstoff dienen können. Dadurch sparen die Schiffe fossile Brennstoffe und reduzieren ihre Emissionen erheblich. Vow hat sich in diesem Markt etabliert, indem es maßgeschneiderte Pakete anbietet, die vor der Indienststellung eines Schiffs installiert werden, oft 18 bis 24 Monate im Voraus.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 machte der Schifffahrtsbereich mehr als die Hälfte des Umsatzes aus, mit Aufträgen im Wert von über 365 Millionen norwegischen Kronen. Das Unternehmen hat Verträge mit großen Werften wie Meyer Turku oder Fincantieri abgeschlossen, die Kreuzfahrtschiffe neu bauen, die für mehr als 10.000 Passagiere ausgelegt sind. Solche Projekte bringen nicht nur einmalige Einnahmen, sondern auch langfristige Verträge für die Nachsorge, da die Systeme regelmäßig überprüft und mit Teilen versorgt werden müssen. Vow profitiert hier von der hohen Nachfrage nach umweltgerechten Schiffen, da Reedereien durch steigende Passagierzahlen und regulatorische Druck mehr investieren. Die Biomasseverwertung auf Kreuzfahrtschiffen ist ein zentraler Bestandteil dieses Angebots. Organische Abfälle, die sonst über Bord gehen würden, werden in speziellen Anlagen gesammelt und thermisch zersetzt. Aus dem Prozess entstehen Biokohle, die als Dünger oder Filtermaterial genutzt werden kann, sowie Gase und Öle, die direkt im Schiffsantrieb verbrannt werden. Diese Methode verhindert nicht nur Umweltschäden, sondern erzeugt auch Energie, die das Schiff effizienter macht. Vow hat bis Ende des dritten Quartals 2025 bereits 13 solcher Systeme ausgeliefert und plant 18 weitere, was die Flotte mit Vow-Technik auf über 100 Schiffe ausbaut. Dadurch steigt der Bedarf an Ersatzteilen und Wartungen, was langfristig einen stabilen Einnahmestrom schafft.
Im dritten Quartal 2025 beliefen sich diese Nachsorgeeinnahmen auf 54 Millionen norwegische Kronen, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen berechnet seine Preise so, dass sie die Investition schnell amortisieren, oft durch Einsparungen bei Treibstoff und Strafzahlungen für Umweltverstöße. Neben dem Schifffahrtsbereich erweitert Vow sein Geschäftsmodell auf die Industrie, wo es ähnliche Pyrolyseanlagen für größere Mengen Biomasse und Abfall einsetzt. Hier geht es um Klärschlamm aus Kläranlagen oder Plastikreste, die in erneuerbare Brennstoffe umgewandelt werden. Solche Projekte zielen auf Fabriken ab, die viel Wärme brauchen und ihre CO2-Bilanz verbessern wollen. Die Einnahmen aus Industrieprojekten beliefen sich in den ersten neun Monaten 2025 auf 150 Millionen Kronen, was 22 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht.
Im dritten Quartal 2025 ist der Umsatz gesunken auf 214,4 Millionen NOK (Vorjahreszeitraum: 267,5 Millionen NOK) und der zurechenbare Nettoverlust gestiegen auf -56,5 Millionen NOK (Vorjahreszeitraum: -7,1 Millionen NOK). Ohne die negativen Effekte im Industrial Solutions wäre der Umsatz stabil oder leicht gestiegen. Dieses Segment erzielte einen negativen Umsatz von -5,7 Millionen NOK, was den Gesamtrückgang maßgeblich verursachte. Die Ursache waren Kostenüberschreitungen bei zwei großen Projekten, die zu einer Neubewertung der Fertigstellungskosten führten. Dadurch kam es zu einer Umsatzrückstellung und einer einmaligen Kostensteigerung.
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