Thomas Cook Pleite – Was bedeutet das für TUI? Chance für Aktionäre?
Das erste Brexit-Opfer scheint jetzt festzustehen, es ist der älteste sowie zweitgrößte Reisekonzern der Welt, Thomas Cook. Das Unternehmen hat heute Konkurs beantragt. Weltweit sind ca. 650.000 Reisende davon betroffen.
Wie kam es zu der Pleite? Offenbar musste Thomas Cook eine milliardenschwere Abschreibung auf ein britisches Tochterunternehmen vornehmen hinzu kam eine Vielzahl weiterer Probleme. Aufgrund des drohenden Brexit und der Schwäche des Britischen Pfundes haben sich die Briten mit ihren Reisen zurückgehalten, durch den Putschversuch in der Türkei 2016 sind die Reisen dorthin zurückgegangen, die europaweite Hitzewelle im Sommer die viele Menschen vom Reisen abgehalten hat sowie der Preiskampf im Reise- wie auch Fluggeschäft.
Was nun das Pech von Thomas Cook ist kann sich als Glück für TUI herausstellen. Thomas Cook war der größte Konkurrent der TUI AG. Und nun stellt sich für Aktionäre natürlich die Frage, kann das mit TUI auch passieren?
Das wichtigste vorneweg und der entscheidende Unterschied zwischen TUI und Thomas Cook ist, dass TUI Geld verdient. Ein Blick in den Quartalsbericht für die ersten neun Monate diesen Jahres zeigt, dass es wirtschaftlich sehr gut läuft. Die Reiselust der Menschen nimmt weltweit zu und die macht sich auch bei TUI bemerkbar.
TUI ist deutlich breiter aufgestellt als Thomas Cook. Zur TUI AG gehören sechs Fluggesellschaften mit 150 Flugzeugen, über 380 Hotels sowie 17 Kreuzfahrtschiffe. Mit TUI verreisen weltweit aktuell 27 Millionen Gäste pro Jahr, bei Thomas Cook waren es 19 Millionen. Durch die Thomas Cook Pleite könnten jrtzt mehr Gäste bei TUI buchen.
Der Umsatz in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr hat um 2,5 % auf 11,421 Milliarden Euro zugelegt. TUI bestätigt in dem aktuellen Quartalsbericht die Adhoc-Mitteilung vom 26. März 2019 für die Prognose eines Rückgangs des bereinigten EBITA um ungefähr bis zu – 26 % im Vergleich mit dem im Geschäftsjahr 2018 rebasierten bereinigten EBITA von 1,177 Milliarden Euro.
Während die Riu Hotels ein Nachfragerückgang in Spanien haben läuft es dafür in der Türkei wieder deutlich besser. Auch besteht eine sehr große Nachfrage nach Kreuzfahrten. TUI hat allerdings wie auch alle anderen Fluggesellschaften mit dem schwächelnden Airline-Geschäft zu kämpfen. TUI befördert pro Jahr 13 Millionen Fluggäste. Um sparsamer, umweltfreundlicher und kosteneffizienter zu werden hatte man bei TUI 2013 70 Flugzeuge des Typs Boeing 737 MAX bestellt. Die ersten Boeing 737 MAX 8 hatte Boeing 2018 erhalten. Da es aktuell ein Flugverbot aufgrund von Abstürzen für diesen Flugzeugtyp gibt, konnte TUI diese bisher nicht mehr einsetzen. TUI hatte bis zum Flugverbot 6500 Flüge ohne jegliche Probleme mit diesen Flugzeugtyp durchgeführt. Das Unternehmen hat zusätzliche Maschinen leasen müssen. Nach aktuellen Schätzungen wird es TUI allein bis Ende September diesen Jahres wohl 300 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten verursachen, was sich natürlich in der Bilanz niederschlägt.
Langfristig soll die Auslastung der Hotels, Airlines und Kreuzfahrtschiffe weiter steigen, in den neuen Märkten sollen bis 2022 eine Million neue Kunden hinzugewonnen werden. Die Unternehmen Berge & Meer sowie Boomerang sollen verkauft werden, der Abschluss ist für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres geplant.
Für Langzeit-Investoren könnte sich jetzt hier eine interessante Möglichkeit ergeben. Irgendwann werden die Probleme mit dem Flugverbot wieder aufgehoben. Die aktuell geschätzte Dividende laut Analysten von 0,55 Euro pro Aktie für das Geschäftsjahr 2019 würde eine Dividendenrendite von ca. 5,37 % bedeuten.
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