Darum predige ich ständig von der Sparsamkeit und wiederhole mich laufend

Wer sparsam lebt, der lebt deutlich ruhiger. Zu viele monatliche Ausgaben können einem in einer Krisensituation um die Ohren fliegen. Die Coronakrise hat es wieder deutlich gemacht. Vor allem in den USA können wir die Auswirkungen des Konsums sehen. Die Amerikaner leben von Gehalt zu Gehalt. Kommt es später oder verlieren sie ihren Job, bricht alles zusammen. Soweit sind wir in Deutschland noch lange nicht, allerdings steigen auch bei uns die Konsumausgaben jedes Jahr. Dieses Jahr vielleicht nicht, ansonsten jedes Jahr.

Wie einige ja wissen, bin ich in der DDR aufgewachsen. Meine Eltern haben sich nach dem Krieg in Mecklenburg angesiedelt. Damals bekam man einen Sack Zement, davon sollte man dann das Haus bauen, mit dem was so in der Gegend herumlag. Dort bin ich mit meinen Geschwistern aufgewachsen. Wir waren alles andere als reich.

Später hatte ich einen guten Job als Brigadier in der Landwirtschaft, meine Frau arbeitete als Chefsekretärin im Schlachthof. Wir haben für damalige Verhältnisse gut verdient. Staatlich wurden die Lebensmittelpreise und Mieten niedrig gehalten.

Nur kaufen konnte man von dem Geld nicht viel. Nach der Wende war es anders herum. Man konnte alles kaufen, nur Geld war knapp. Mit zwei Partnern habe ich einen größeren Landwirtschaftsbetrieb übernommen, Ende der 90er habe ich meine Anteile verkauft, einen Teil des Geldes an der Börse angelegt, einen weiteren in die Altersvorsorge gesteckt und den Rest zum Leben behalten.

Danach habe ich mich als Immobilienmakler selbstständig gemacht. Neben dem klassischen Maklergeschäft habe ich auch Flächen für die Solar- und Windkraftbranche vermittelt. Dies ging einige Jahre sehr gut. Da ich aus der Landwirtschaft kam, lag es Nahe, mit anderen Bauern ins Gespräch zu kommen. Die bekamen ein neues Dach auf ihre Ställe, war ja alles Asbest, der Investor konnte seine Solaranlage dafür darauf bauen. In Ostdeutschland gibt es sehr große Betriebe, 10.000 Quadratmeter Dachfläche ist keine Seltenheit.

Letzte Woche bin ich 70 Jahre alt geworden, habe sehr viel erlebt und gesehen. Arbeite nur noch paar Stunden am Tag, weil ich es will, nicht muss. Als Makler kommt man viel herum, trifft die verschiedensten Menschen, welche oft auch aus ihrem Leben erzählen. Es waren die verschiedensten Menschen dabei, alle Bevölkerungsschichten. Viele stecken im Hamsterrad fest. Ihnen gefällt es aber so. Können sie nicht mehr rennen, weil sie krank werden oder den Job verlieren, dann dreht sich das Rad nicht mehr, es bricht alles zusammen.

Es gibt eine Menge Blender, die sich gerne selbst reden hören. Sie treten so auf, als wenn sie alles wüssten, dicke Karre, bei jeder Besichtigung ein anderes teures Auto. Geben mit dem an, was sie alles haben. Laufend hängen sie am Telefon. Allerdings nicht viel dahinter. Man merkt dies eigentlich sehr schnell. In Wahrheit haben sie nur Schulden, sie leben auf Pump. Was an Geld hereinkommt, geht auch schnell wieder heraus.

Die Menschen, die Kunden, mit viel Geld, denen sieht man das nicht an. Sie treten ganz bescheiden auf, fahren ein kleineres, älteres Auto, haben ein eigenes Mittelklasse-Haus und dazu noch viele andere Immobilien, welche sie vermieten. Gelegentlich kommen sie auch einmal mit einem anderen Auto zum Treffen, dann aber mit einem älteren Hundefänger, einem Firmenfahrzeug, weil sie gerade von der Baustelle kommen.

Ich habe viele Menschen getroffen, die auf Pump gelebt und ihr Einkommen zum Fenster herausgeschmissen haben. Heute leben sie in kleinen Wohnungen, sind vom Amt abhängig, weil ihre Rente nicht reicht. Andere müssen ihr Haus verkaufen, weil sie es nicht halten können. Sie haben immer noch Kredite darauf, seit 40 Jahren. Viele von denen haben gutes Geld verdient, haben es aber in der Kneipe abends versoffen und für Konsum ausgegeben.

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Sie haben viele Urlaube gemacht, viel Geld ins Haus und die Einrichtung gesteckt und natürlich teure Autos gekauft. Gelebt haben sie gut. Nur eins haben sie vergessen bzw. es war ihnen nicht wichtig, die Rente. Jetzt sind sie teils über 70 Jahre, arbeiten immer noch, weil die Rente nicht reicht. Sie haben nichts dafür getan, für ihr Alter vorzusorgen. Dies ist doch kein Leben. Als Rentner sollte man seinen Ruhestand genießen, ohne Geld geht das aber nicht. Was machen die erst, wenn sie nicht mehr arbeiten können? Irgendwann sagt der Körper nein. Vielen von denen sieht man es an, dass es ihnen gesundheitlich nicht mehr besonders gut geht.

Viele denken, wer sparsam lebt, der verzichtet auf jede Art von Konsum, dies stimmt natürlich nicht. Ein Freund, erfolgreicher Unternehmer, aus den alten Bundesländern, sagte mir einmal nach der Wende, als er in den Osten kam und hier eine Firma eröffnet hatte, zwei sehr kluge Sätze. „Es gibt auch alles zum halben Preis. Es muss immer sehr viel hermachen, darf aber nicht viel kosten.“

Wenn er etwas Teures kaufen wollte, ist er wochenlang durch die Gegend gefahren und hat sich überall Angebote eingeholt, manchmal 20 bis 30 Stück. Egal wie das Angebot lautete, seine Standardantwort war: „Zu teuer“

Er hat solange die Preise gedrückt, bis der Händler zu ihm gesagt hat, er soll verschwinden. Dann wusste er, dies ist sein tiefster Preis. Am Ende hatte er die Ware oder die Dienstleistung zum Schnäppchenpreis bekommen. Der Händler war froh, dass er ihn wieder los war. Verdient haben die meist nichts an ihm. Seitdem handhabe ich das auch so. Gegen den bin ich aber harmlos.

Mittlerweile gibt es das Internet, da muss man nicht mehr so viel durch die Gegend fahren, nur Zeit für die Recherche investieren. Dabei sollte man auf keinem Fall beim erst besten Händler kaufen, immer schön die Preise vergleichen.

Mir gefällt ebay Kleinazeigen gut, da findet man vieles sehr günstig. Es muss nicht immer das Neuste sein. Vorgängermodelle oder B-Ware mit einem kleinen Mangel gibt es deutlich günstiger. Mittlerweile gibt es auch gute Online-Händler für Restbestände, Parkett, Möbel usw. Gebrauchtwaren sind so eine Sache. Technische Geräte würde ich nicht gebraucht kaufen, außer es gibt die mit Garantie.

Ein anderer Freund von mir, hat 20 Jahre lang an zwei Häusern gebaut, eines für sich und seine Familie zum Wohnen, eines als Büro. Keine kleinen Häuser, relativ große. Jedes war so groß, wie zwei normale. Die Leute in seinem Dorf haben sich immer lustig über ihn gemacht, warum das solange dauert. Normalerweise müsste so ein Haus doch in ein paar Monaten stehen.

Er ist schlau, lebt sehr bescheiden, aber schuldenfrei. Ich habe ihn neulich getroffen, er fährt einen älteren Kleinwagen, ein Frauenauto, wo man gut in die Parklücken kommt. 20 Jahre für zwei Häuser ist eine lange Bauzeit. Der Grund dafür ist, er hat ohne Kredite gebaut. Gebaut wurde, wenn er Geld hatte. Erst eine Bodenplatte, ein Jahr später die andere. Dann paar Steine und so weiter. Nach 20 Jahren hatte er zwei große Häuser, die heute mehrere Hunderttausend Euro wert sind, mit einem riesigen Grundstück. Er hatte nicht mal einen Fernseher, seine Kinder auch nicht. Sie gingen lieber in die Natur und haben viel gelesen.

Man muss immer aus den wenigen Mitteln viel machen. Es gibt keinen Grund, mehr für etwas zu bezahlen, wenn man es auch günstiger bekommen kann. Das gesparte Geld kann man gut investieren und vermehren.

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Schlussverkäufe sind super. Wenn die Saison vorbei ist und der Handel Platz für neue Ware braucht, dann sollte man kaufen, wenn dies unbedingt notwendig ist. Schlecht ist immer, wenn man etwas schnell braucht. Der Faktor Zeit bringt die Schnäppchen.

Ich habe auch eine Liste, nicht aufgeschrieben, aber im Kopf, was ich noch kaufen möchte. Dennoch warte ich, bis ich die Sachen günstig sehe. Ich konsumiere auch, habe gerade mein Dach decken lassen müssen. Dies war leider notwendig, war 60 Jahre drauf. Wenn etwas noch gut ist, tausche ich es nicht aus.

Kleiner Tipp, falls du das auch vorhast. Kaufe die Baumaterialien im Dachdeckergroßhandel selber, leihe dir ein Baugerüst privat (ebay Kleinanzeigen), bestell selbst die Entsorgungscontainer für die Steine und die Holzreste ab in die Feuerschale. Meine ist 150 cm groß, 10 mm dick mit Standfuß, letzte Woche gekauft. Steht ja nirgendwo, wie groß die sein darf.

Für die Montage holt man sich Handwerker. OK, hat zwei Jahre gedauert, die richtigen zu finden. Baufirmen wollen am Material mindestens 50 Prozent Aufschlag haben und bei der Montage auch ordentlich verdienen. Ist nicht leicht eine Firma zu finden, die nur für Lohn arbeitet und günstig ist. Unbedingt eine Pauschale vereinbaren, sonst halten die sich ewig auf, man zahlt für die ganze Raucherei und WhatsApp. Am besten, den ganzen Tag hinter ihnen stehen, damit man den Pfusch auch sieht. Die lieben das!

Sparsamkeit bedeutet nicht Verzicht. Nur, dass man weniger für ein Produkt ausgibt. Wer einen Porsche fahren will, soll sich einen kaufen. Schlauer ist es allerdings, einen älteren zu kaufen, der kostet nur ein Bruchteil und man kann ihn so bezahlen, ohne Finanzierung oder Leasing.

Die monatlichen Fixkosten sollte so niedrig wie möglich sein. Passiert etwas Unvorhergesehenes, wie jetzt die Krise, dann kann man diese gut überstehen und muss sich keine Sorgen machen, wie es weitergeht. Wer aber viele Tausend Euro jeden Monat an Kosten hat, den können die um die Ohren fliegen.

Ein eigenes kleines Haus oder Wohnung ist eine gute Entscheidung. Die Zinsen sind niedrig, wird sich, bis die Immobilie abbezahlt ist, vermutlich auch kaum ändern und sie stellt Vermögen dar. Ist die Immobilie abbezahlt, kann man dort billig wohnen, dies spart die Miete. Miete ist oft die größte Kostenposition. Dazu ein altes, bezahltes Auto, meist die zweitgrößte Kostenposition, schon sind die Fixkosten runter.

Bitte auch nicht vergessen, die ganzen Versicherungen, die man hat, jährlich zu vergleichen. Wenn man schon dabei ist, auch gleich die Verträge für Strom, Gas und Telefon prüfen. Oft höre ich das Argument, ich habe das mal vor Jahren gemacht, waren nur paar Euro, lohnt sich nicht, ein Wechsel. Dies ist Blödsinn, ich wechsel jedes Jahr den ein oder anderen Vertrag, dies macht sich sehr wohl bemerkbar.

In letzter Zeit kaufe ich mehr bei Lidl ein, meist Freitagvormittag, weil es dann viele Lebensmittel mit 50 Prozent Rabatt gibt. Gestern gab es Hähnchenkeulen 1.100 g für 1,49 Euro und 800 Gramm Nackensteaks für 2,49 Euro. Mal jetzt unabhängig davon, wie glücklich die Tiere für den Preis gelebt haben, immer noch besser es zu kaufen, bevor es weggeworfen wird. Netto Markendiscount verkauft spät abends Backwaren zum halben Preis, Lidl Samstagnachmittag Obst und Gemüse günstiger. Die Lebensmittel sind nicht schlecht, nur weil sie sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, man kann sie ohne weiteres noch essen.

Ich predige Sparsamkeit immer, weil ich oft die Ergebnisse sehe, wenn man es anders macht. Daher mache ich dies auch weiterhin gebetsmühlenartig.

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