Es waren einmal zwei Steueroasen namens Jungholz und Kleinwalsertal
Du kennst das idyllisch gelegene Skidorf Jungholz nicht? Dann hast du etwas verpasst. Bei vermögenden Deutschen war dieser Ort sehr beliebt. 308 Einwohner leben dort auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern. Jungholz wird als Tirol im Allgäu bezeichnet. Dies kommt daher, weil der Ort fast vollständig vom Bundesland Bayern umgeben ist. Nur auf dem 1.636 Meter hohen Gipfel des Sorgschrofens ist es mit dem Land Tirol verbunden.
Mit dem Kleinwalsertal, 5.000 Einwohner, verhält es sich ähnlich. Es ist von Bergen umringt, kein Weg, den man mit dem Auto befahren könnte, verbindet den Ort mit Österreich. Quasi wie bei Asterix und Obelix.
Beide Orte unterliegen dem österreichischen Recht. Problematisch wird es natürlich, wenn die Polizei in einem dieser Orte einen Deutschen festnimmt. Der muss ja irgendwie zum nächsten Gericht in Österreich gebracht werden, in den beiden Orten gibt es aber keines. Da die beiden Orte von Deutschland umgeben sind, bleibt nur ausfliegen per Hubschrauber. Per Auto über deutsches Staatsgebiet mit einem gefangenen Deutschen ist nicht.
Wer sich noch etwas zurückerinnern kann, der weiß, dass damals die Österreicher noch ein Bankgeheimnis besessen haben, bis 2015. Dementsprechend haben viele Deutsche ihr Geld in diesen beiden Exklaven verbracht.
Einen Bäcker oder Supermarkt gab es in Jungholz nicht, dafür aber drei Banken, welche über vier Milliarden Euro Kundengelder verwaltet haben. Dies wussten die deutschen Steuerfahnder und der Zoll natürlich auch. Sie haben ihre Kontrollpunkte an den Zufahrtsstraßen auf deutscher Seite positioniert.
Kundenbetreuung wurde bei den Banken immer großgeschrieben. Standen wieder einmal Fahnder an den Kontrollpunkten und die Kunden hatten sich angekündigt, dann wurden diese vorab darüber informiert und ihnen empfohlen, besser den Bus zunehmen und das Auto außerhalb stehen zu lassen, der wurde nie kontrolliert. Auch die Skilifte waren bei den Bankkunden sehr beliebt.
Es gab sogar Nummerkonten. Kontoauszüge wurden in den Schließfächern verwahrt und nicht nach Deutschland geschickt. Wenn man etwas von der Bank wollte, musste man nur anrufen, seine Kontonummer und das Kennwort sagen, welches bei der Bank im Computer hinterlegt war und schon konnte man dem Bankangestellten Anweisungen erteilen.
Mit dem Fall des Bankgeheimnisses sind die Deutschen mit ihrem Geld natürlich geflüchtet. Heute kennt man Jungholz und das Kleinwalsertal nur noch als Skigebiete. Die Bankfilialen wurden geschlossen bzw. die Mitarbeiter auf ein Bruchteil heruntergefahren.
Für die Kommunen waren dies super Einnahmen, die dann natürlich weggebrochen sind. Heute bleibt ihnen nur noch der Tourismus als Einnahmequelle. Mit Schnee wird es aber durch den Klimawandel auch immer schlechter.
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Beim Thema Exklave: Büsingen ist der umgekehrte Fall mit der Schweiz, deutsches Staatsgebiet umgeben von der Schweiz. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man dann im Alltag durch die ganzen Besonderheiten eher Vorteile oder Nachteile hat. Finanziell und touristisch hat es die andere von schweizer Staatsgebiet umschlossene Exklave Campione d’Italia jedenfalls besser erwischt. Irgendwie können die anderen Staaten das besser als wir.
Hallo Finanzheini,
irgendwie können es immer fast alle anderen Staaten besser als wir. Was sagt das über unsere Politiker? Mit Büsingen hast du mir gerade den Beitrag von morgen vorweggenommen. Den habe ich letzte Woche schon geschrieben. Die Büsinger haben jedenfalls keine wirklichen Vorteile, viele ziehen von dort aus lieber in die Schweiz, Einwohner werden immer weniger, haben schon die Grundbesitzsteuer gestrichen.
LG Klaus
Oho, Büsingen ist morgen dran. Kommen dann übermorgen noch die Besonderheiten von Helgoland? 😉
Hallo Finanzheini,
gute Idee. Aber erst dann nachste Woche. Für diese Woche ist schon alles vorgeschrieben.
LG Klaus