Industrie-Aktien werden es in Zukunft noch schwerer haben
Aktien von Industrieunternehmen waren vor Jahrzehnten sehr beliebt bei Aktionären, sie haben stets eine gute Dividende ausgeschüttet. Seit einigen Jahren hat sich dies geändert. Die Aktienkurse bewegen sich entweder seitlich oder sie sinken seit einigen Jahren. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wo die Kurse gestiegen sind.
Man sollte sich daher gut überlegen, ob man sich solche Aktien noch in sein Depot hineinholt. Oft wurden in der Vergangenheit Unternehmen wie General Electric, Siemens, 3M, BASF, Bayer oder ABB empfohlen. Deren Aktienkurse sprechen gegen einen Kauf. Das Geschäft wird für diese Branchen immer schwerer.
Es gibt durchaus einige Lichtblicke, wie Honeywell, wo es gut läuft, dies sind aber nur Ausnahmen. Die Mehrheit der großen Industrieunternehmen haben es schwer. Sie bauen seit Jahren Personal ab, verkaufen Geschäftsbereiche an Finanzinvestoren, die Margen sinken. Daher würde ich auch nicht in die Ausnahmen investieren.
Der Druck aus Asien, vor allem aus China, wird immer stärker. Früher war China die Werkbank der Welt, hat Centartikel in mieser Qualität hergestellt, diese Zeiten sind schon lange vorbei. Der Staat hat den Unternehmen sehr viel Geld zur Verfügung gestellt und subventioniert auch verlustreiche Branchen. China will die Nummer eins werden auf der Welt, sie wollen die USA überholen. Die Centartikel produzieren chinesische Hersteller jetzt in Afrika, weil die Löhne dort niedriger sind. In China werden jetzt hochpreisige Produkte hergestellt, in immer besser werdender Qualität.
Chinesische Unternehmen haben in Europa und den USA in den letzten Jahren eine Vielzahl von Unternehmen aufgekauft, um sich die notwendigen Technologien sowie das Know-how zu sichern, um diese Produkte in China herstellen zu können. Viele ehemalige Manager von westlichen Großunternehmen arbeiten jetzt für chinesische Hersteller.
Die Produktionskosten sind niedriger in China als in Westeuropa oder den USA. Hinzu kommen weniger staatliche Hemmnisse bei der Produktion. Während in Deutschland laufend den Unternehmen Steine in den Weg gelegt werden und jede Innovation totgeredet wird, wird sie in China einfach produziert. In vielen Bereichen hat uns China schon abgehängt.
China ist sehr aktiv in Afrika und anderen Entwicklungsländern weltweit, viele sind von China abhängig. Die finanziell klammen Staaten in Afrika erhalten von China Kredite und im Gegenzug bekommen die Chinesen Rohstoffe und Marktzugang. Von den Krediten wird dann die Infrastruktur in dem jeweiligen Land von den Chinesen aufgebaut, Häfen, Fabriken, Flughäfen, Schulen, Krankenhäuser und vieles mehr. Alles mit chinesischer Technik und Produkten. Diese ganzen Märkte brechen nach und nach weg für die anderen Hersteller. Clever, oder?
Im Gegensatz zu Europa oder den USA haben die Chinesen ein Plan, wie sie wirtschaftlich ganz an die Spitze kommen werden und so wie es aussieht, werden sie es auch schaffen. Die Neue Seidenstraße wird ihren Teil dazu beitragen. Nicht nur in Afrika ist China aktiv, auch in immer mehr westlichen Ländern nehmen die Exporte von hochwertigen Industrieprodukten zu. Den Fuß haben sie bereits in der Tür, beispielsweise in Italien mit der Neuen Seidenstraße oder in Osteuropa.
Ich würde daher einen großen Bogen um Industrie-Aktien machen, deren Zukunft sieht nicht rosig aus.
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Hallo Klaus,
auch wenn ich Dir in vielen Dingen folgen kann, bin ich bei Deinen Gedanken zu Industrietiteln und deren Druck durch die chinesische Konkurrenz doch etwas vorsichtiger in der Einschätzung.
Es ist ja nicht so, dass 3M, BASF, Bayer und Co. nicht auch schon gemerkt hätten, woher der Wind weht. Sie passen sich an und verlagern kräftig.
China selbst wird von mehr und mehr afrikanischen Staaten nicht mehr als der strahlende Held gesehen. Niemand will einen gelben Kolonialismus in diesen Staaten.
Außerdem: China stellt immer bessere Produkte her. Das ist richtig. Aber man sollte nicht vergessen, dass es in dieser Liga einen Preisdruck gibt, den Du bei Cent-Artikeln nicht hast. Anders gesagt: Topprodukte verlangen mehr an Produktionskosten, selbst im Land der niedrigen Löhne (die so niedrig gar nicht mehr sind).
Im Übrigen: als jemand, dessen Unternehmen selbst in der Industrie (Chemie) tätig ist, kann ich dir nur sagen, dass ich mit chinesischen Produkten (Werkzeuge, Mess- und Verfahrenstechnik, Verbrauchsmaterialien) nur selten (mit Ausnahme von Stahl, wo China und Indien den Markt beherrschen) in Verbindung komme.
Und bitte nicht zu vergessen: niemand sollte die Rechnung ohne die Amerikaner machen! Sie werden sich nicht so leicht vom Thron stoßen lassen.
Beste Grüße
Mogul
Hallo Mogul,
der Druck wird größer. Die letztendliche Frage ist, will man das Risiko eingehen oder einfach einen sicheren Weg einschlagen und diesen Bereich umgehen. Ich habe früher sehr die Chemieunternehmen gemocht, auch die haben immer mehr Probleme. BASF und Bayer mit ihren Pflanzenschutzmitteln eh, zumal BASF, wenn ich das noch richtig weiß, ein Drittel des Umsatzes mit der Autoindustrie macht. Es gibt einige sehr erfolgreiche Unternehmen, die den Chinesen Widerstand leisten und gutes Geld verdienen, hatte ich ja auch geschrieben. 3M hat auch erhebliche Probleme, die beliefern die Autohersteller, Windindustrie und viele andere schwächelnde Branchen, wo es kriselt. Das schlägt durch. Ich bin immer für den sicherern Weg, im Zweifel lieber nicht kaufen. Am Ende muss es jeder selbst entscheiden, ist ja nicht mein Geld.
LG Klaus