Angst vor dem Börsencrash? – Wie ich den Börsencrash überstehe
Das derzeit am meisten unter Investoren diskutierte Thema ist der bevorstehende Börsencrash. Es herrscht große Verunsicherung, was man jetzt tun sollte. Viele stellen sich die Frage, sollte ich jetzt meine Aktien verkaufen und Gewinne mitnehmen, kann ich irgendwie mein Depot absichern, diversifizieren, welche Auswirkungen hat der bevorstehende Brexit, wie schaut es mit den Währungsrisiken aus oder macht es Sinn meine Aktien auf mehrere Broker zu verteilen, falls der Broker pleite geht?
Es ist keine Frage, dass es einen Börsencrash gibt, die Frage ist nur, wann wird er kommen. Die Crash-Propheten haben bereits vor Jahren von einem bevorstehenden Crash an den weltweiten Börsen oder vor der Hyperinflation gewarnt. Und was ist passiert? Nichts. Man hört seit Jahren nur Ausreden von Ihnen, warum ihre Prognosen nicht eingetroffen sind. Ich habe bei den Crash-Propheten jedes Mal das Gefühl, die wollen nur ihre Bücher, Seminare und Börsenbriefe verkaufen oder Geld mit Reden und Interviews verdienen. Die Crash-Propheten verdienen prächtig an der Angst der Menschen. Viele Leute lassen sich von diesem Geschwafel verrückt machen und fallen darauf rein. Erstmal Ruhe bewahren, kein hektisches und unüberlegtes Handeln.
Nun stellen sich viele Investoren, insbesondere die Börsenneulinge, welche bisher noch nie einen Crash miterlebt haben, die Frage, wie lange geht es an der Börse noch aufwärts und sollte man noch Aktien kaufen?
Ich schreibe jetzt hier aus meiner Sicht, mit meiner Erfahrung der letzten beiden Krisen, ich habe beide miterlebt, die Internetblase 2000 sowie die Finanzkrise 2008. Vor der Internetblase habe ich angefangen in Aktien und Fonds zu investieren, damals noch mit „Beratung” der Bank. Wie erfolgreich das vor knapp 20 Jahren gelaufen ist, kann sich glaube ich jeder vorstellen, seitdem berate ich mich selber.
Bei vielen Börsenneulingen habe ich immer das Gefühl, dass eine eigentliche Strategie fehlt. Sie haben sich nie darüber Gedanken gemacht, was mit einem Depot in Zeiten von wirtschaftlichen Problemen passiert, sie haben immer nur an die guten Zeiten gedacht. Viele suchen nur das schnelle Geld an der Börse und glauben mit Investitionen in Pennystocks, Wasserstoffaktien oder alles was sonst gerade im Trend ist, über Nacht Millionär zu werden. Das hat nichts mit investieren zu tun, das ist reine Zockerrei. Investoren legen ihr Geld langfristig an und versuchen stetig eine Rendite zu erzielen, jedes Jahr.
Mein Ziel ist es, mit jeder Aktie jährlich eine Dividende zu erhalten. Daher habe ich damals für mich entschieden, keine Aktien ohne Dividende zu kaufen, dementsprechend besitze ich auch keine Aktien von Amazon, Alphabet oder Facebook. Es ist sehr verlockend in Aktien der großen Tech-Unternehmen zu investieren, weil sie in der Vergangenheit sehr gute Wertzuwächse hatten, andere Branchen übrigens auch, nur eben nicht so im öffentlichen Fokus, dennoch liegt hier auch die Gefahr. Wer heute eine Aktie kauft mit einem KGV von 50 oder noch höher und nicht einmal eine Dividende dafür hält, der flippt bei einem Börsencrash regelrecht aus, wenn die Aktie 70-80 % einbricht. Viele werden dabei dann auch noch hektisch und fangen an ihre Aktien zu verkaufen, um den Verlust zu begrenzen.
Ich habe deshalb schon vor Jahren für mich entschieden, nur in Aktien zu investieren, wo ich mindestens 5 % Dividendenrendite erhalte. Viele Aktien die ich kaufe, bieten im ersten Jahr schon Dividendenrenditen von 6-7 %, teilweise sogar über 10 %. Selbst wenn es jetzt zu einem Börsencrash kommt und die Kurse sinken, erhalte ich eine Dividendenrendite, vielleicht nicht so hoch wie vor dem Crash, dennoch werde ich meistens eine erhalten. Auch wenn die Währungen etwas schwanken, erhalte ich immer noch eine sehr gute Dividendenrendite.
Selbstverständlich habe ich meine Aktien auch breit gestreut, über verschiedene Branchen, um das Risiko zu verteilen. Da ich durchaus auch glaube, dass die Börse sich ziemlich heiß gelaufen hat, aber andererseits auch glaube, dass die Party noch einige Jahre weitergehen könnte, investiere ich jetzt noch defensiver als schon vorher. Wenn man sich einmal die Kurseinbrüche der einzelnen Sektoren während des Börsencrashs 2000 und 2008 anschaut, dann ist die Nahrungsmittelsektor am besten weggekommen. Während der Internetblase haben die Aktien der Lebensmittelunternehmen im Schnitt weltweit um 22 % und während der Finanzkrise um 23 % nachgegeben.
Was bedeutet das nun für mein Depot? Wie man in meinem Blog schon seit einiger Zeit lesen kann, investiere ich aktuell sehr stark in Nahrungsmittelunternehmen sowie auch in Tabakkonzerne. Ich bin jetzt mal so frech und zähle Zigaretten zu den Lebensmitteln, Raucher würden dem sicherlich zustimmen, ich selbst bin Nichtraucher. Viele Tabakkonzerne haben ebenfalls in Cannabis investiert, so kann ich auch diese Gewinnmöglichkeit mitnehmen, ohne selbst in gehypte Cannabis Aktien investieren zu müssen. Tabakkonzerne bieten derzeit Dividendenrenditen zwischen 7 und 10 %, basierend auf den Schätzungen der Analysten für das aktuelle Geschäftsjahr. Ich glaube hier fest an das Motto, gegessen und geraucht wird immer.
Insbesondere haben es mir aktuell die norwegischen Lachszüchter und Kraft Heinz sehr angetan. Auch interessiere ich mich derzeit vermehrt für Projektentwickler im Immobilienbereich unter langfristigen Gesichtspunkten, Öl- und Gasunternehmen sowie Versicherer (keine reinen Lebensversicherer, lieber Sachversicherer). Generell halte ich immer Ausschau nach Unternehmen, die derzeit mal ein schlechtes Quartal oder Geschäftsjahr hatten, aber langfristig sehr interessante Möglichkeiten bieten.
Ich bin ein reiner Buy and Hold Anleger, ich kaufe nur Aktien und verkaufe sie nicht wieder. Wenn es zu einem Crash kommt, sitze ich die Probleme aus, dafür erhalte ich ja die Dividende. Ich besitze keine ETFs oder Fonds und investiere auch nicht in Edelmetall. Put–Optionsscheine, um ein Depot gegen fallende Kurse abzusichern, setze ich nicht ein, dies kostet nur Geld. Mir geht es vorrangig um die Dividende.
Natürlich achte ich beim Kauf darauf, dass das Unternehmen wirtschaftlich gut aufgestellt ist, idealerweise steigende Umsätze und Gewinne hat, wenn die Umsätze und Gewinne über Jahre nahezu konstant sind, ist dies auch für mich absolut in Ordnung. Tendenziell sollte die Aktie eine Aufwärtsbewegung über die letzten 10 Jahre vorzuweisen haben. Ein Blick auf die Verschuldung schadet ebenfalls nicht. Bei so hohen Dividendenrenditen ist das KGV meist niedrig, dennoch schadet ein Vergleich mit Wettbewerbern nicht, wer bei gleicher Dividendenrendite das niedrigere KGV hat.
Der beliebte Tipp, den Insidern zu folgen, also den CEOs der Unternehmen und dann Aktien zu kaufen, wenn diese welche gekauft haben, ist durchaus mit Vorsicht zu genießen. Bei vielen CEOs, von Krisenunternehmen habe ich das Gefühl, es ist nur noch Galgenhumor.
Ich kann nur eindringlich davor warnen, immer der Herde zu folgen. Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche. Ich schwimme sehr gerne etwas gegen den Strom, investiere antizyklisch und konzentriere mich lieber auf etwas weniger beobachtete Unternehmen, die nicht so stark in dem öffentlichen Fokus stehen. Hier ergeben sich oft günstigere Einstiegsmöglichkeiten. Der Spruch vom deutschen Banker Carl Mayer von Rothschild macht oft Sinn: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Aber auch hier gilt, vorher gut recherchieren. Einige Unternehmen können durchaus so sehr von den Kanonen zerschossen sein, dass die nächsten 20 Jahre Sauregurkenzeit herrscht.
Pack nicht alle Eier in einen Korb, selbst in Zeiten mit hohen Aktienkursen gibt es noch ausreichend Körbe, um seine Eier zu verteilen. Man sollte sich stets seine eigene Meinung bilden, viel recherchieren, sich nicht auf andere verlassen, deutlich misstrauischer sein und nicht irgendwelchen Trends hinterherrennen. Ich investiere nur in reale Werte, in solide Unternehmen, wo ich verstehe was sie tun, keine Optionsscheine oder Zertifikate oder sonstige Anlageprodukte, wo ich einen 100-seitigen Prospekt übergeben bekomme, den ich sowieso nicht verstehe. Finger weg von Sachen die man nicht versteht!
Abschließen möchte ich mit einem Zitat von André Kostolany: „Ich bin früher täglich zur Börse gegangen, weil ich nirgendwo auf der Welt so viele Dummköpfe pro Quadratmeter treffen kann wie dort.“
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