Wie sieht die Zukunft der Aktienmärkte bis Ende 2020 aus?
Die Aktienmärkte sind 2020 von einem Extrem ins andere gekommen. Anfang des Jahres haben wir neue Höchststände gesehen, dann kam der Crash mit dem größten Tageseinbruch aller Zeiten und jetzt sehen wir bei Technologie-Aktien neue Höchststände, noch höher als vor dem Crash.
Viele Anleger vergleichen dies jetzt schon mit dem Neuen Markt. Eigentlich gab es den Vergleich schon Jahre vor dem Coronacrash. Jetzt stehen die Aktienkurse noch höher. Der Vergleich ist an einigen Stellen durchaus berechtigt. Selbst die großen Schrotthaufen, welche keinen Gewinn machen, haben gigantische Bewertungen.
Auf der anderen Seite haben wir die Realwirtschaft. Es heißt ja immer, die Börse ist der Wirtschaft einige Zeit voraus. Wobei jeder sich das hindreht wie er will. Der Begriff ist wie ein Gummiband. Einige sprechen von sechs Monaten Voraus, andere von zwei Jahren.
In den Medien haben wir jetzt von Zuwachsraten bei den Umsätzen der Unternehmen gelesen, die wir bisher noch nie gesehen haben. Ja, ist klar. Wenn vorher der Umsatz bei fast Null lag, ist dies kein Wunder. Dennoch reden wir von schlechten Zahlen in Wahrheit. Kaum ein Unternehmen ist in der Lage, eine Prognose für dieses Jahr abzugeben.
Man muss doch nur einmal mit offenen Augen durch die Stadt gehen oder sich die Einkaufszentren anschauen. Läden, die vor Corona noch da waren, sind heute weg. Vorher hatte man in den Geschäften Kunden gesehen, heute sieht man nur noch die Verkäuferinnen in den Läden, ohne Kunden. Ich habe mich mit einigen Bekannten unterhalten, welche Einzelhandelsgeschäfte haben. Es läuft nicht gut bei vielen.
Die Coronazahlen steigen. Wir haben in Deutschland über 2.000 Neuinfizierte pro Tag. Jeden Tag werden es mehr. Was auch nicht verwundert, wenn sich viele so fahrlässig verhalten. Das Kaufverhalten hat sich geändert. Die Kunden kaufen lieber im Internet ein, anstatt in den lokalen Geschäften.
Es wird erwartet, dass 20 bis 30 Prozent weniger Büroflächen in Zukunft benötigt werden. Viele Unternehmen haben jetzt erkannt, dass Home Office billiger ist. Dies wirkt sich auf den Immobiliensektor aus.
Ende des Jahres wird es mit den Insolvenzen losgehen, was wiederum die Banken belasten wird. Dies ist auch ganz logisch. Erst konnten die Unternehmen, wie auch Privatpersonen, Mieten stunden, dies ist vorbei. Viele kleine Unternehmen haben Hilfszuschüsse bekommen. Aber auch nicht alle. Oft hatten einige Unternehmen einen Angestellten zu viel, dann gab es nichts. Bisher konnten die Firmen so und mit ihren Rücklagen, diese Zeit noch überstehen.
Einige haben auch Kredite bekommen. Ob sie die aber zurückzahlen können, ist bei vielen fraglich. Wir brauchen uns doch auch nur einmal die Gastronomie anzuschauen. Hohe Mieten, hohe Personalkosten, aber viel weniger Tische, die sie besetzen dürfen. Oft bekommen sie aber nicht einmal diese voll. Das kann nicht funktionieren.
Viele Unternehmen leider unter hohen Mieten und wenig Kunden. Mit steigenden Coronazahlen werden auch die Auflagen wieder verschärft. Ich rechne jetzt mit keinem Lockdown, dennoch sind die Konsumenten zurückhaltend.
Und dann haben wir da noch die US-Wahl. Vor Präsidentschaftswahlen ist es oft unruhig an den Aktienmärkten. Nun wertet jeder dies auch anders, wer besser für die Börsen ist, Donald Trump oder Joe Biden.
Donald Trump wird als gut für die Börsen angesehen. Er hat den Unternehmen durch die Steuerreform und natürlich den oberen ein Prozent, gutgetan. Wobei Joe Biden auch als gar nicht so schlecht für die Börsen gesehen wird. Er will zwar die Steuerreform zurückdrehen, aber viele Analysten gehen davon aus, dass Joe Biden den Handel wieder normalisieren wird und die Eskalation bei den Handelskriegen herunterfährt, was gut für die Wirtschaft wäre.
Ich habe diesen Monat öfter Aktien gekauft, allerdings in den Bereichen, die von einer möglichen Verschlechterung der Coronalage profitieren würden. Für die nächsten Monate werde ich es erst einmal ruhiger angehen und nur bei größeren Rücksetzern bei einem Unternehmen noch zukaufen. Mein Pulver halte ich erst einmal noch etwas trocken, für den Fall, dass es Rücksetzer auf breiter Ebene geben wird. Viele Unternehmen sind sehr hoch bewertet.
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