Wird die Nikola-Aktie das neue Tesla?
Die Tesla Aktie ist durch die Decke gegangen, der Börsenwert beträgt aktuell rund 155 Milliarden Euro. Jetzt will Elon Musk auch Trucks bauen. Dies kam ein wenig überraschend. Offenbar will er sich damit noch breiter aufstellen und schon einmal einem neuen Player ein paar mögliche Kunden abjagen.
Das in Arizona ansässige Unternehmen Nikola, Börsenwert 24 Milliarden Euro, hat sich auf Pick-ups, Transporter und Lastwagen mit Elektro- und Wasserstoffantrieben spezialisiert. Seit kurzem ist es an der Börse notiert. Der Name des Unternehmens kommt nicht von ungefähr. Man hat einfach den Vornamen vom kroatischen Erfinder Tesla gewählt, Nikola.
Elon Musk reißt schon Witze über seinen neuen Konkurrenten. Er bezeichnet die Brennstoffzellen von Nikola auf Twitter als „fool cells“, also „Idiotenzellen“. Seit zwei Jahren läuft ein Rechtsstreit zwischen Tesla und Nikola. Angeblich wurden von Tesla Designelemente des Nikola-Trucks bei ihrem Modell übernommen, behauptet zumindest Nikola. Es geht um zwei Milliarden Dollar Schadensersatz.
Der Börsengang erfolgte als Reverse Merger. Normalerweise besorgt man sich Investmentbanken, die den Börsengang begleiten. Dies dauert lange und kostet viel Geld. Dieses hat sich der Gründer von Nikola, Trevor Milton, gespart. Er hat Nikola einfach mit dem bereits an der Börse notierten Unternehmen VectolQ fusioniert.
Die Spekulanten sind schon fleißig dabei, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Sie hoffen, dass Nikola das Tesla der LKWs wird. Ab dem 29. Juni 2020 will Nikola Bestellungen für einen Pick-up annehmen. Die Produktion des Pick-ups Badger soll 2022 oder früher starten. Bisher beträgt der Umsatz und Gewinn von Nikola Null, ja, Null, nichts, wie gar nichts, aber ein Börsenwert von 24 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist 2015 gestartet. Bei dieser Bewertung hatte Tesla damals schon zwei Modelle auf dem Markt.
Wer rechtzeitig bei Tesla eingestiegen ist, kann sich über einen schönen Gewinn freuen, auch wenn Tesla bisher nicht viele Autos verkauft hat. Nun stellt sich die entscheidende Frage, wird sich der Aktienkurs von Nikola auch so entwickeln? Wird Nikola auch eine 100-Milliarden-Firma?
Bisher profitiert Nikola vom Megatrend Wasserstoff und Elektroantrieb, daher auch die astronomische Bewertung von Nikola. Auf den Straßen sind bisher nur Prototypen zu sehen. Mit Zahlen geizt das Unternehmen im Moment auch noch. Die bekannt sind, stammen meist von VectolQ, mit dem Nikola fusioniert hat.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Nikola und Tesla ist, dass Tesla selbst produziert. Nikola will eine eigene Truck-Fabrik in Arizona bauen und 2023 sollen dann 50.000 Trucks dort vom Fließband laufen. Bis dahin soll ab Ende 2021 ein akkubetriebene Lkw, in Kooperation mit Iveco, im deutschen Ulm, produziert werden.
Das eigentliche Geschäftsmodell von Nikola besteht bisher im Outsourcing. Die Wartung, wie auch der Vertrieb, sollen ebenfalls outgesourced werden. Wenn man so bedenkt, was Tesla alles an Problemen bei der Produktion hatte, dann wird diese eine interessante Partnerschaft. Auf der einen Seite ein Technologieunternehmen, dem es nicht schnell genug gehen kann und auf der anderen Seite ein klassischer italienischer LKW-Bauer. Wird interessant, was dabei herauskommt.
Langfristig soll neben der eigenen Fabrik auch ein Netz aus 700 Nikola-Wasserstofftankstellen in den USA und Kanada aufgebaut werden. Ziemlich wenig, bei zwei so großen Flächenländern. Wir werden sehen.
Ich komme mit der Bewertung absolut nicht klar. In mein Depot wird die Aktie nicht kommen, selbst nicht als Trade. Im Truckbereich wird durchaus schon länger an alternativen Antrieben von den großen Herstellern gearbeitet. Dort ist der Technologie-Unterschied allerdings nicht so groß wie bei den PKWs. Daher wird Nikola nur einer von vielen sein.
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