Geben die Deutschen wirklich so wenig Geld für Lebensmittel aus?

Die Lebensmittel sollen in Deutschland mit am günstigsten in Europa sein, heißt es in den Medien. Angeblich geben wir in Deutschland vom Einkommen prozentual mit am wenigsten für die Ernährung aus. Dies wird sehr gerne von einigen Politikern und Aktivisten behauptet. Aber stimmt das überhaupt und was bedeutet das eigentlich?

Nach jedem Lebensmittelskandal gibt es die Diskussion, dass die Nahrungsmittel bei uns zu billig sind. Jetzt haben wir zwar keinen reinen Fleischskandal an sich, allerdings haufenweise mit Corona infizierte Mitarbeiter in den Schlachtbetrieben. Die Firma Tönnies ist ganz vorne mit dabei.

Die Politik will jetzt die Werkverträge in der Fleischwirtschaft abschaffen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD ist jetzt ganz schockiert und die Grünen sowieso. Wer hatte eigentlich die noch einmal die Werkverträge eingeführt? Rot-Grün?

Wenn wir uns einmal den Anteil der Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränke an den privaten Konsumausgaben in der Europäischen Union anschauen, dann geben prozentual nur die Österreicher, Luxemburger, Irländer und Briten weniger als wir aus. Soweit stimmt das. Die Briten habe ich noch mit eingerechnet, auch wenn die quasi weg sind.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/301863/umfrage/konsumausgaben-fuer-nahrungsmittel-und-getraenke-im-europaweitem-vergleich/

So einfach ist es aber dennoch nicht. Wie du anhand der Statistik sehen kannst, haben die Länder, mit den niedrigsten Löhnen, prozentual die höchsten Ausgaben bei den Nahrungsmitteln und Getränken, was ja auch vollkommen logisch ist.

https://www.laenderdaten.info/durchschnittseinkommen.php

Nur weil die Rumänen fast dreimal soviel prozentual für die Nahrungsmittel ausgeben, bedeutet dies nicht, dass wir jetzt bei uns in Deutschland die Preise für Lebensmittel verdreifachen sollten. Dies wäre Blödsinn, ist gar nicht bezahlbar.

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Wir zahlen in Summe sogar mehr. Die Rumänen geben am meisten für Nahrungsmittel aus, 27,8 Prozent ihres Einkommens. Der Durchschnittslohn in Rumänien beträgt 797 Euro. In Deutschland geben wir 10,8 Prozent vom Einkommen für Nahrung aus, bei einem Durchschnittslohn von 3.324 Euro.

Ein Deutscher gibt somit im Monat 389 Euro für Lebensmittel und Getränke aus, ein Rumäne 222 Euro. Dies ist auch wieder logisch. Bei uns in Deutschland ist alles teurer, Mieten für die Lebensmittelmärkte, Personalkosten und alles andere. Daher zahlen wir auch mehr für die Lebensmittel und Getränke. In Rumänien zahlt man übrigens 19 Prozent Mehrwertsteuer auf die Lebensmittel, bei uns sind es nur 7 Prozent, ab Juli für ein halbes Jahr 5 Prozent.

Vor ein paar Tagen gab es im Fernsehen eine Umfrage, wo die Zuschauer für 50 Cent anrufen sollten, ob sie bereit wären, mehr Geld für das Tierwohl auszugeben. Angeblich sind 89 Prozent der Menschen dafür bereit.

Dies ist natürlich totaler Quatsch. In Wahrheit beträgt der Anteil der Bio-Lebensmittel in Deutschland 5,68 Prozent im Jahr 2019, er steigt jährlich. Auf jeden Deutschen heruntergerechnet geben wir 132 Euro im Jahr für Bioprodukte aus.

Der Einzelhandel verkauft das, was nachgefragt wird. Wenn 89 Prozent der Bürger Bio wollten, würden sie es bekommen, weil der Handel da auch mehr daran verdient. Es ist im Interesse des Handels, mehr Bio zu verkaufen. Die Nachfrage ist aber nicht da.

Ich selbst war einmal Teilhaber eines größeren Landwirtschaftsbetriebes, wo wir neben Ackerbau und Milchkuhhaltung auch Schweine aufgezogen haben. Natürlich ist das alles optimiert. Die Schweine müssen zu einer bestimmten Zeit, ein bestimmtes Schlachtgewicht haben, damit alles in die genormten Verpackungen im Laden passt. Dementsprechend wird gefüttert.

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Die Schweine heute sind anders als nach dem Krieg. Früher waren sie fetter, weil die Menschen körperlich härter arbeiten mussten. Heute sind eher magere Schweine gefragt. Wenn ein konventioneller Bauer drei bis fünf Euro am Schwein verdient, dann ist er noch gut dran. Oft machen sie auch Verlust.

Es gibt überall in Deutschland auch kleine Biobauern mit ihren Hofläden. Viele stehen auf den Wochenmärkten und verkaufen. Die können davon leben. Da kostet ein Kilo Schnitzel aber auch 20 Euro. In der Pfanne bleibt es dann aber auch so groß. Die Qualität ist sehr gut. Nur mangelt es an der Nachfrage, auch wenn sie steigt.

Ich bin skeptisch, dass die Politik den Fleischpreis großartig nach oben treiben wird. Wir werden es im Laden wohl nicht bemerken. Was öffentlich gesagt und dann am Ende gemacht wird, sind zwei verschiedene Dinge in der Politik. Die Fleischlobby hat in den letzten Jahrzehnten sehr gut dagegengehalten.

Die Politik in Brüssel ist auf die großen Hersteller ausgerichtet, nicht auf die Bauern. Es geht darum, dass die großen Produzenten billig den Weltmarkt beliefern können, so sind auch die Handelsabkommen mit Afrika ausgestaltet. Die EU sagt natürlich, dass dies ein Mythos ist.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/freihandel-eu-importe-torpedieren-afrikas-wirtschaft-1.3314106

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