Deshalb setze ich auf Stock Picking und nicht auf ETFs oder Fonds
Als Stock Picking bezeichnet man die Investition in einzelne Aktien. Diese Strategie verfolge auch ich seit Jahren. Ganz am Anfang, vor 21 Jahren, habe ich mit ein paar Fonds und wenigen Dotcom-Aktien angefangen. Die Bank hatte die damals ausgewählt, ich hatte Null Ahnung, wollte aber einen Teil des Geldes vom Unternehmensverkauf anlegen.
Fonds kaufe ich schon seit bestimmt 15 Jahren nicht mehr, die Gebühren sind einfach zu hoch. Banken bieten ihren Kunden sehr gerne Fonds an, weil sie dann meist 5 Prozent Ausgabeaufschlag erheben können, bei Rentenfonds 3 Prozent, plus die anderen Gebühren. Dies ist mir einfach zu teuer.
Alle zwei Jahre rufen sie dann wieder bei den Kunden an, laden ihn zu einem Kaffee und trockene Kekse ein, weil sie ein super tolles neues Produkt haben. Sie haben bei einem Blick in sein Depot gesehen, dass es für den Kunden besser geeignet ist. So ungefähr läuft es meist ab. Viele fallen darauf herein. Die Banker wollen aber nur wieder Geld verdienen.
Allerdings bin ich auch zu geizig die Gebühren für die ETFs zu bezahlen, selbst wenn sie nur gering sind. Da zahle ich lieber einmal für den Kauf meiner Aktien und bekomme dann sogar noch bisschen Taschengeld vom Aktienverleih bei meinem Broker LYNX*, ab 50.000 Euro Eigenkapital ist dies möglich. Das Depot ist ja kostenlos.
Mein Kritikpunkt bei ETFs ist, dass man einen bunten Blumenstrauß an Aktien kauft. Viele werten dies als Vorteil, weil ihr Risiko breit gestreut ist. Dem kann man auch nicht widersprechen, breit gestreut, nie bereut. Dennoch hat man so auch Kröten mit dabei, die seit Jahren schlecht performen. Ich will diese nicht haben. Bei einem Blumenstrauß kann ich die welken Blüten herauszupfen, bei einem ETF auf den S&P 500 nicht. Dies geht zulasten der Performance.
Mit einzelnen Aktien kann ich auch eine breite Streuung über diverse Sektoren und Ländern umsetzen. So kann ich mir gezielt die besten Unternehmen aus den Sektoren herauspicken, die sich besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Stellt sich eines in Zukunft als Kröte heraus, fliegt es aus dem Depot. Buy and Hold ja, aber nur solange das Geschäftsmodell gesund ist.
Stock Picking macht natürlich mehr Arbeit als jeden Monat in einen ETF zu investieren und man benötigt auch mehr Wissen. Wer weder das Wissen hat noch die Zeit, sich mit den Aktien intensiv zu beschäftigen, der sollte bei ETFs bleiben.
Es gibt das Vorurteil gegenüber einzelnen Aktien, dass diese sehr viel Arbeit machen, wenn man sie im Depot hat. So ist es nun auch nicht. Vor dem Kauf sollte man sich etwas Zeit für die Recherche nehmen, dies bekomme ich in 15 bis 20 Minuten für eine Aktie hin.
Danach beschäftige ich mich in der Regel nicht mehr wirklich mit den Unternehmen, erst wenn ich sehen würde, dass die Aktie im Depot stärker fällt oder ich etwas Negatives lese. Ich achte bei der Aktienauswahl darauf, dass dieses Geschäftsmodell noch in Jahrzehnten funktionieren sollte. Somit muss man nicht alle paar Jahre sein Depot umschichten, was auch einige behaupten.
Es kann immer sein, dass zwischendurch eine Aktie mal eine Zeit lang schlechter läuft oder fällt. Solange das Geschäftsmodell nicht beeinträchtigt ist, wird die Aktie wieder steigen.
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Hallo,
ein Vorteil von ETFs für Buy&Hold Anleger, der häufig nicht betrachtet wird, liegt in der steuerlichen Berücksichtigung. ETF Gewinne müssen seit 2018 zwar auch zu einem Teil jährlich bei der Steuer berücksichtigt werden, allerdings ist dieser Teil eher gering.
D.h. ETFs kann man laufen lassen über Jahrzehnte und der Steuervorteil spielt sich voll aus. Bei Aktien gehe ich davon aus, dass sich in solchen Zeiträumen bei einigen Unternehmen irgendwann das Geschäftsmodell als schwierig erweist. Wenn man dann verkaufen muss, hat man den Steuervorteil verloren. Das kann auch aktuell grundsolige Unternehmen betreffen. Warum sollte man denn z.B. von einer Aktie wie Zoom oder Tesla erwarten, dass es die in 10 Jahren noch gibt bzw. die noch profitabel sind.
Wieviel sich der Steuervorteil ausspielt, weiß ich nicht genau. Müsste man mal ausrechnen – fände ich sehr interessant. Vom Bauchgefühlt her passt es. Ansonsten bin ich auch aus den offensichtlichen Gründen bei ETFs, d.h. mir fehlen die Grundlagen um Unternehmen wirklich beurteilen zu können. ICh tue mich mit den Kennzahlen – selbst wenn man sie gefunden – schwer. Mir fehlt da der Überblick. Von daher ist bei mir jeder Aktienkauf auch eher eine Bauchentscheidung und da sind mir dann die ETFs lieber.
Hallo Gerrit,
du meinst vermutlich das Investmentsteuerreformgesetz von 2018. Man hat damit versucht alles etwas zu vereinfachen, indem man vieles vereinheitlicht hat. Letztendlich kommt es immer auf die Performance an. Bei Aktien schauen viele auf die Dividendenrendite, die durchaus wichtig ist, mache ich auch, oft sind Aktien mit einer kleinern Dividendenrenditen und mehr Wachstum unter dem Strich rentabler. Ich glaube nicht mal, dass Zoom noch 10 Jahre steigen wird, Tesla wohl auch nicht. Es sind mittelfristige Trading Aktien, die man wohl besser in ein paar Jahren aussortieren sollte. Ich habe sie nicht. Es wird sicherlich noch einge Jahre dauern, bis die anderen Autobauer da sind, wo Tesla ist. Qualtativ sind die anderen Autohersteller besser, die Spaltmaße beim Tesla sind mies, andere Sachen sind primitiv verarbeitet und sehen billig aus, aber beim Chip sind sie Jahre voraus. Wenn die anderen Autobauer da gleichziehen, dann bekommt Tesla Probleme.
LG Klaus
Sehe ich ähnlich bzgl. Zoom und Tesla.
Wenn du solche Aktien nicht kaufst, um diese langfristig zu halten, dann wird es schwierig überhaupt langfristige Aktien zu finden, die Buy&Hold tauglich sind. Und dann meine ich, ist man mit dem ETF-Steuervorteil besser dran.
Das denke ich nicht. Es gibt so viele Aktien, die man jetzt kaufen könnte und für Buy and Hold für Jahrzehnte geeignet sind, beispielsweise Medizintechnik, Pharma, Nischen-Industrien, Wohnimmobilien, Versorger, Nahrungsmittel, Getränke, Kreditkartenunternehmen, Zahlungsabwickler, so etwas wie Microsoft, MSCI, WD-40, Chemed, Fastenal oder Cintas. Dies ist keine Anlageberatung.
LG Klaus
Ich weiß nicht..bei dem Thema setze ich lieber auf Statistik.
SPIVA (https://us.spindices.com/spiva/#/reports) zeigt regelmäßig, wie schelcht professionelle Fondsmanager sind. Ja, klar, ein großer Teil der Unterperformance ist Kosten geschuldet, aber eben nicht nur. Zusätzlich sinkt die Lebensdauer der Firmen. Die durchschnittliche Zeit einzelner Unternehmen im S&P500 ist in den letzten Jahren drastisch gesunken. Als Indexer ist mir das egal. Ich hab immer die 500 “besten” US-Aktien. Als Stock-Picker heißt das aber, das es noch wichtiger wird, “seine” Aktien ständig/regelmäßig zu monitoren und sich feste Regeln zu setzen, wann man verkauft. Stures Buy&Hold mit Einzelaktien wird nicht mehr funktionieren. Egal wie viel “Qualität” man einer Aktie heute andichtet.
Hallo Timo,
das Monitoring wird überschätzt. Man muss Unternehmen mit einem Geschäftsmodell kaufen, dass langfristig funktioniert. Dann ist es relativ stressfrei. Es gibt immer mal ein Unternehmen, dass in Zukunft Probleme haben kann, dann muss man handeln. Die 500 besten US-Aktien klingt gut, ob aber alle 500 Aktien im S&P 500 tatsächlich die besten sind, dies denke ich nicht. Es sind die größten US-Unternehmen. In jedem Index gibt es Schrotthaufen, auch im S&P 500 und sogar eine Menge. Extremes Buy and Hold macht keinen Sinn. Hat man sich einen Schrotthaufen eingekauf, muss man nicht zuschauen, wie die Position immmer weniger Wert wird.
LG Klaus
Hallo Klaus,
naja, der S&P500 hat zumindest auch noch Profitabilitätskriterien drin. Von daher sind es nicht nur die größten. Ja, in einem Index sind viele Unternehmen drin und da es nur wenige gute gibt, ist automatisch auch (mehr oder weniger) viel “Schrott” da drin. Aber wenn der Schrott so schlecht ist, das es offensichtlich ist, dann ist der Anteil des Unternehmens auch so gering, dass sein Absturz den Index nicht bewegt. Wirecard z.B. waren ich glaube 0,7% meines Portfolios zum Zeitpunkt des endgültigen Absturzes. Bei einem gleichgewichteten Index hätte ich auch mehr sorgen, was die Qualität der Unternehmen angeht.
Wenn ein neues Amazon sich den Weg an die spitze erkämpft bin ich dabei. es wird sich durch meine Indizes vom Small Cap bis zum Large Cap kämpfen und vielleicht irgendwann ganz oben sein. Logisch wäre es “besser” nur diesen Überflieger zu haben. Aber den zu erwischen ist Zufall/Glück!
Klar, ich kann jedem Trend hinterherlaufen und hoffen Geld zu verdienen. Oder ich lasse den Trend zu mir kommen. Als Indexer muss ich mich zumindest nicht mit Themen wie Geschäftsmodelle hinterfragen, Gewinne mitnehmen oder dergleichen rumschlagen. Beim investieren geht es schließlich darum, dass mein Geld für mich arbeitet.
Hallo Timo,
ich bin lieber vorher schon dabei, deswegen Stock Picking. Wenn ich einen guten Small Cap sehe, sammle ich ihn ein und warte nicht erst, bis er ganz oben ist. Es gibt so gute Small Caps, die in keinem Index sind. Ich habe nach nach März Crash StoneCo gekauft, um nur einmal ein Bespiel zu nennen. Die Aktie hat sich mehr als verdoppelt seitdem. Andere sind ebenfalls durch die Decke gegangen. Die sind meist in keinem Index. Bis die in einem Index sind, haben die sich verzigfacht. Deswegen liebe ich Stock Picking. Sobald die im Index sind, gehts noch mehr nach oben, weil die anderen Anleger dann auch kaufen, die vorher die Aktie nicht auf dem Schirm hatten.
LG Klaus