Sollte man jetzt seine Aktien nach der Weihnachtsrally verkaufen und Cashbestände aufbauen?
Wir haben ein fantastisches Börsenjahr 2020 gesehen, von der größten Krise seit der Great Depression, bis hin zu einer Aufholjagd, welche ihresgleichen sucht. Auch die letzten Tage haben wir wieder eine hervorragende Entwicklung an den Aktienmärkten gesehen. Mein Depot ist am Allzeithoch. Für dieses Jahr wird vermutlich aber wohl im Großen und Ganzen der Anstieg vorbei sein.
Üblicherweise passiert in der Woche von Weihnachten bis kurz nach Silvester nicht mehr sehr viel an der Börse. Es werden weniger Aktien gehandelt, viele große Investmentgesellschaften und Pensionsfonds haben ihre Bücher mittlerweile geschlossen. Gestern hatten wir noch einmal den Hexensabbat.
Nun denken einige Anleger darüber nach, ihre Aktien zu verkaufen und ihre Gewinne zu realisieren, einige habe es bereits vor dem Hexensabbat getan. Bei YouTube kursieren bereits Videos darüber, dass einige Anleger wieder Cashbestände aufbauen. Es sind genaugenommen keine Anleger, eigentlich sind Trader.
Für die Aktienverkäufe gibt es aus deren Sicht zwei Gründe. Einige glauben, günstiger nachkaufen zu können. Dieses Argument verstehe ich allerdings nicht. Wenn die Aktien dick im Plus sind, dann fallen beim Verkauf Steuern an, mit ziemlicher Sicherheit mehr, als wenn die Aktien vielleicht ein paar Prozent aufgrund des trägen Handels nachgeben.
Ein zweiter Grund ist die Sektoren-Rotation. Darüber hatte ich ja schon mehrfach geschrieben, dass seit einiger Zeit die Anleger mehr Geld in Value-Aktien investieren und ihre Positionen von Technologie-Aktien verkleinern. Dies hängt damit zusammen, dass man davon ausgeht, dass im kommenden Jahr die Value-Aktien stärker laufen als Tech-Werte.
Diese Annahme ist nicht verkehrt. Zum einen wird diese Meldung eifrig seit längerem verbreitet, es ist aber auch tatsächlich so, dies lässt sich mit Zahlen belegen, dementsprechend handelt die Masse der Anleger auch so. Dies treibt diese Aktienkurse dann stärker an, weil die Nachfrage zunimmt. Zum anderen haben diese Sektoren mehr Nachholbedarf, sind dieses Jahr schlechter gelaufen, notieren teilweise noch deutlich unter Höchstkurs.
Es wird immer von Value-Aktien im Zusammenhang mit der Sektoren-Rotation gesprochen. Der Begriff stimmt so eigentlich nicht. Es geht hier nicht um den Value-Ansatz, den Warren Buffett verfolgt. Gemeint ist eigentlich die Old Economy, alles, was nicht Internet, Software oder Hightech ist. Wer den Value-Ansatz verfolgt, wird jetzt kaum Aktien finden zum Kaufen.
Es ist für mich dennoch nicht logisch, jetzt Tech-Aktien zu verkaufen, weil dann wieder die Abgeltungssteuer und der Soli anfällt. Ich behalte alle meine Aktien, verkaufe keine. Ein guter Mix ist für mich die Hälfte Aktien der Old Economy und die andere Hälfte Internet, Software und Hightech. Buy and Hold ist meiner Ansicht nach am erfolgreichsten.
Deshalb baue ich keine Cashbestände auf, bin voll investiert. 2021 kaufe ich kreuz und quer Aktien, aus vielen Sektoren, gut gemixt.
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