Argentinische E-Commerce-Aktie des Tages: MercadoLibre S.A.
Bei Onlinehandel denkt man gleich an Amazon, welches 1994 von Jeff Bezos gegründet wurde. Fünf Jahre später gründeten Stelleo Tolda, Marcos Galperín und Hernán J. Kazah MercadoLibre (WKN A0MYNP ISIN US58733R1023). Mittlerweile ist MercadoLibre in 18 lateinamerikanischen Ländern aktiv und dort der führende Onlinehändler.
Der wichtigste Markt für MercadoLibre ist Brasilien, wo 2021 55,3 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet wurden. Die Aktie hat es ganz schön zerlegt, ist aber immer noch seit 2008 rund 3.800 Prozent im Plus. Seit 2021 hat sie rund 60 Prozent verloren. Wir reden aber immer noch von einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (roll. Hochrechn.) von 151.
Damit ist die Aktie nicht billig, war sie nie und kann man auch nicht wirklich mit einem klassischen Old Economy Unternehmen vergleichen. Hier investiert man in das Wachstum. Der starke Kursverlust hat mehrere Gründe. Lateinamerika hat es durch Corona und jetzt den Krieg in der Ukraine hart erwischt. Alles ist teurer geworden, die Armut hat zugenommen. Natürlich war die Aktie auch total überteuert. Daher war ein Kurseinbruch mehr als überfällig.
Das Interessante an MercadoLibre ist das Ökosystem. Da hat man sich vieles bei Amazon abgeschaut.
MercadoPago ist eine Bezahlplattform, ähnlich Paypal. Ursprünglich wurde sie nur für die eigenen Kunden entwickelt, dann aber für jeden zugänglich gemacht. Durch die Einbindung bei anderen Händlern verdient man so viel mehr. Dieser Dienst ist eine Wachstumsmaschine. Aktuell gibt es laut Gerüchten im Internet Gespräche über die Einbindung von MercadoPago in WhatsApp in Lateinamerika.
Über Mercado Credito können Verbraucherkredite aufgenommen werden, um beispielsweise Waren auf der Plattform zu kaufen. Verkäufer können aber auch Kredite aufnehmen, um Waren für den Verkauf zu finanzieren.
So wie bei Amazon auch, können Händler über Mercado Ads Werbung für ihre Produkte auf der Plattform schalten. Auch wenn das Produkt nicht verkauft wird, verdient MercadoLibre dennoch.
Eine weitere Wachstumsmaschine ist der Logistikbereich (Mercado Envíos). Selbst eine eigene Flotte von Frachtflugzeugen gehört mit dazu. Wie Amazon auch, möchte man seine Waren sehr schnell zum Kunden bringen, ihm lokale Geschäfte zur Abholung des Paketes anbieten oder auch dort den Rückversand ermöglichen. Es funktioniert wie „Fullfilment by Amazon“. Die Händler lagern ihre Waren bei MercadoLibre ein. MercadoLibre übernimmt das Verpacken, den Versand sowie Retourenabwicklung, alles gegen Gebühren natürlich.
Mit dem MercadoLibre Fund wird in Start-ups investiert, meist in der Frühphase, in der ersten oder zweiten Finanzierungsrunde, da ist der Einstieg noch nicht so teuer.
MercadoLibre ist profitabel. Eine Dividende gibt es natürlich keine. Das Geld wird ins Wachstum und Zukäufe gesteckt. Daher fällt der Gewinn nicht so hoch aus, wie er ausfallen würde, wenn man die Investitionen ins Wachstum streichen würde. Selbst den kleineren Verlust 2020 sollte man nicht überbewerten. 2021 stieg der Umsatz auf 7,069 Milliarden USD (Vorjahr 3,973 Milliarden USD), bei einem Gewinn nach Steuern in Höhe von 83,3 Millionen USD (Vorjahresverlust -0,71 Millionen USD).
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