Darum leben reiche Menschen sparsam
Nicht alle vermögenden Menschen leben so, wie es sich die meisten vorstellen. Wenn man Leute fragt, wie stellst du dir das Leben eines Millionärs vor, dann hört man eigentlich immer die üblichen Klischees: Yacht, teure Autos. Flugzeug, großes Haus, Champagnerpartys
Es gibt diese Menschen, welche dieses Klischees erfüllen. Die zeigen sich dann auch so im Fernsehen und viele denken, so leben die alle. Dies ist nicht der Fall. Viele haben gar keine Zeit dafür, sie arbeiten den ganzen Tag. Die Reichen sind nicht die Erben, wie es immer heißt. Oft ist das Geld selbst erarbeitet, im eigenem Unternehmen.
Wenn man sich einmal im Fernsehen die Sendungen von den Reichen und Schönen anschaut, dann stellt man fest, dass eigentlich immer dieselben Personen gezeigt werden, jede Woche. Das Einzige, was neu ist, ist das Kleid und die Frisur der Moderatorin. Der Bericht ist immer derselbe, jede Woche. Die Sender finden kaum Reiche, die sich da zum Affen machen wollen und wenn, dann eher in den USA.
Man kann durchaus eine Dreiteilung bei den Menschen mit Vermögen vornehmen. Die einen erhöhen ihren Lebensstandard mit ihrem Einkommen so drastisch, dass sie am Ende wieder pleite sind. Sie verprassen alles, weil sie nicht mit Geld umgehend können und eigentlich nur zu ihrem Vermögen gekommen sind, wie die Jungfrau zum Kind.
Andere wiederum erhöhen ihren Lebensstandard nur leicht, unterproportional zu ihrem Einkommensanstieg. Es spricht absolut nichts dagegen, wenn man mehr verdient, sich auch etwas mehr zu leisten. Mal ein Restaurantbesuch mehr, eine weitere Reise, vielleicht die Business Class statt Economy im Flieger. Dafür hat man ja gearbeitet.
Nun gibt es aber auch Menschen, die höchstens zum Buffet-Essen am Aktionstag ins Restaurant gehen oder sich einladen lassen. Sie kochen lieber zu Hause, weil es billiger ist. Im Restaurant bestellen sie sich kein teures Dessert. Bevor sie es betreten, nehmen sie noch einen großen Schluck aus der mitgebrachten Flasche Leitungswasser, welche sie noch schnell in der Tasche verstauen, damit sie keiner sieht.
Abends gehen sie nicht in die Kneipe, weil dort zwei Bier soviel kosten, wie ein ganzer Kasten im Discounter. Sie kaufen sich nicht das neuste Handy. Second Hand Shops besuchen sie lieber als die herkömmlichen Geschäfte. Sie leben in ihrer kleinen Zweizimmer-Butze, obwohl sie ganz anders wohnen könnten.
Einige würden jetzt sagen, die haben eine Macke, sind psychisch gestört. Mag sein. Es ist nur ein schmaler Grat zwischen verrückt und exzentrisch. Es gibt aber einen großen Unterschied. Der Exzentriker hat Geld und kann sich seine Verrücktheiten leisten.
Nicht jeder will seinen Lebensstandard erhöhen. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es dafür zwei wesentliche Gründe. Zum einen haben diese Menschen üblicherweise immer bescheiden gelebt, weil sie nie das Geld für Luxus hatten. Daher haben sie auch diesen Drang zum Konsum nicht, weil es nichts ist, was sie vermissen. Sie kennen dies gar nicht. Höchstens probieren sie es einmal aus und verfallen dann gleich wieder in die Sparsamkeit zurück, weil sie merken, es ist auch nicht viel anders, ob der Pullover 100 Euro kostet oder 20 Euro im Ausverkauf.
Dann gibt es noch einige Extremfälle. Die haben richtig arm gelebt, sind in sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Die wissen es ziemlich genau, wie es ist, arm zu sein. Hier kommt die Existenzangst ins Spiel. Sie wollen dies auf gar keinen Fall wieder erleben, niemals. Daher sparen sie wo sie können. Ihnen ist es egal, wenn man sich über sie lustig macht, ob sie der reichste auf dem Friedhof sein wollen. Sie wolle nie wieder arm sein. Daher drehen sie jeden Euro auch weiterhin zehnmal um, bevor sie ihn ausgeben. Dies ist für mich durchaus nachvollziehbar.
Sie leben dennoch so sparsam, selbst wenn sie keine Kinder haben, niemand da ist, den sie ihr Geld vererben könnten. Reich werden ist eine Sache, reich bleiben aber eine ganz andere.
Es kann immer etwas Unvorhersehbares im Leben passieren, was die Kosten in die Höhe treiben kann. Dann muss man Geld haben. Viele Menschen bedenken das nicht. Wer heute von seinen Dividenden leben kann, muss dies nicht unbedingt auch immer in Zukunft können. Es kann richtig dumm kommen, man ist mit einmal körperlich beeinträchtigt. Dann wird es richtig teuer.
Das Haus muss umgebaut werden, eine Einkaufshilfe her, Betreuung rund um die Uhr, jemand, der sich um den Garten kümmert und eine Reinigungskraft. Die staatlichen Leistungen sind überschaubar. Vieles muss man selbst zahlen. Schneller als man gucken kann, nimmt das Geld ab. Die Dividenden reichen nicht, Wertpapiere müssen verkauft werden. Viele bedenken dies nicht. Hat man kein Geld, gehts ab ins Pflegeheim zum dahinvegetieren.
Jeder sollte sich einmal ernsthaft überlegen, wie und wo er im Alter leben möchte, wenn es ihm gesundheitlich nicht mehr so gut gehen sollte. Von vielen Menschen bekommt man nur eine dümmliche Antwort auf diese Frage, nach dem Motto, ist mir dann egal, wenn ich im Rollstuhl sitze.
Wer ernsthaft einmal darüber nachdenkt, will meist möglichst dort weiterleben, wo er bisher gelebt hat und nicht ins Pflegeheim, wo der Rollstuhl nur bewegt wird, wenn er zum Essen an den Tisch geschoben wird. Die Kinder sind meist nicht da, wohnen weit weg und haben auch keine Lust bis zum Lebensende einem zu pflegen. Zumuten will man es ihnen auch nicht.
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