Entwickelt sich das Volk der Sparer zum Volk der Aktionäre?
Es gibt erfreuliche Nachrichten. Aktien werden bei den Deutschen immer beliebter. Die Deutschen gelten als Sparweltmeister, sie lieben ihre Sparbücher. Viele halten immer noch an ihnen fest, auch wenn sie damit aufgrund der Zinssituation real jedes Jahr Geld verlieren. Die Angst vor dem Aktienmarkt ist bei vielen noch zu groß.
Allerdings muss man festhalten, dass die jüngere Generation deutlich aktiver jetzt an der Börse ist. In Deutschland gibt es aktuell wieder so viele Aktionäre, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Mittlerweile besitzen 12,35 Millionen Deutsche Aktien bzw. Aktienfonds. Dies sind 2,7 Millionen mehr als noch 2019.
Einerseits finde ich das sehr gut, es ist die richtige Entscheidung. Das Rentensystem ist im Eimer. Die Vorschläge aus der Politik, um dies zu „verbessern“, da ist nichts mehr zu verbessern, werden immer merkwürdiger. Daher ist es richtig, sein Geld am Aktienmarkt und anderweitig gewinnbringend zu investieren.
Auf der anderen Seite bin ich skeptisch, wie nachhaltig der Zuwachs bei den Aktionären ist. Ich habe die Befürchtung, sobald einige auf die Nase gefallen sind, weil sie die Börse nicht verstehen, dass sie sich dann vom Aktienmarkt wieder ganz schnell zurückziehen, so wie nach dem Platzen der Internetblase. Die nächste Korrekturphase wird bald kommen. Dann kann es soweit sein.
Mein Lieblingsbeispiel ist immer, wenn dein Friseur oder der Taxifahrer dir erzählt, dass er jetzt auch Aktien kauft. Der nächste Crash ist dann nicht mehr weit entfernt. Vor über 21 Jahren habe ich an der Börse angefangen, habe damals einen Teil meines Geldes vom Unternehmensverkauf dort investiert.
Alles wiederholt sich in der einen oder anderen Form immer wieder. Es ist wie mit der Mode, die kommt auch immer wieder. Im Moment ist die Gier bei den Anlegern wieder sehr groß. Viele kaufen ohne Sinn und Verstand Aktien, treiben die Kurse in eine Höhe, welche oft total überzogen ist. Sie erwarten immer mehr. Das Ergebnis wird sein, sie werden auf die Nase fallen.
Ein weiteres gerne von mir genanntes Beispiel sind die Autovermieter oder überhaupt der Touristikbereich, Airlines, Hotels und auch die Kreuzfahrtindustrie. Die Bewertungen dieser Unternehmen sind irre. Die Autovermieter hatten schon vor Corona Probleme. Insgesamt hat der Touristikbereich eine Menge an Schulden angesammelt durch Corona, die Umsätze sind viel schlechter. Dennoch stehen die Aktienkurse oft höher als vor Corona, bei mehr ausgegebenen Aktien. Das passt nicht zusammen. Dies schreit regelrecht nach Korrekturen.
Anleger sind verwöhnt. Gestern hat WD-40 Zahlen vorgelegt, welche gar nicht so schlecht waren. WD-40 sind die mit dem Multifunktionsspray in der blau-gelben Flasche, hat so gut wie jeder bei sich zu Hause. Der Nettoumsatz ist um 12 Prozent angestiegen im letzten Quartal. Es gab Probleme mit der Lieferkette, man hätte noch mehr verkaufen können. Was ist mit der Aktie gestern nach dieser eigentlich guten Nachricht passiert? Sie war teilweise 15 Prozent im Minus, obwohl sie eigentlich hätte steigen müssen. Ich habe sie im Depot, daher fiel mir das auf.
Diesen Wahnsinn werden wir bei vielen Unternehmen im April sehen, wenn die Quartalsberichte vorgelegt werden. Es werden sicherlich oft gute Zahlen gemeldet werden, die Anleger erwarten dennoch mehr. Dies führt dann zu Kurseinbrüchen.
Anleger, welche auf dem hohen Niveau jetzt einsteigen und sich hochspekulative Aktien ins Depot geholt haben, werden so einige Kurseinbrüche die nächste Zeit hinnehmen müssen. Kaufe besser nur Qualitätsaktien, welche du langfristig halten möchtest. Dann kannst du ganz entspannt solche Rücksetzer aussitzen. Schrotthaufen können ganz böse abstürzen, von denen halte dich besser fern.
Werbung
Warum sollte der Aktienkurs der WD-40 Company nach diesen Zahlen steigen?
Die Aktie war und ist immer noch überbewertet. Ich sehe aktuell eher einen fairen Preis im Bereich von 150€ – 170€.
Hallo Marco,
du wirst aktuell so gut wie keine Aktie finden, die fair bewertet ist. Fast alle sind überbewertet, quer durch so ziemlich alle Sektoren. Von fairen Bewertungen hat sich der Markt schon lange verabschiedet, vor vielen Jahrzehnten. Es geht vielen Anlegern nur noch darum, steigt der Umsatz und Gewinn, dann wird der Kurs auch weiter hochgetrieben. Derzeit kippt dieses Verhalten etwas. Viele Anleger erwarten noch höhere Wachstumsraten als 2020 im Techbereich, dies wird oft aber nicht eintreffen. Wir werden Korrekturen sehen. Der Aktienmarkt hat mit dem Realmarkt schon seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun, er hat sich komplett abgekoppelt. Fair ware, wenn eine Aktie nur um so viel steigt, wie sich der Gewinn des Unternehmens entwickelt hat bzw. was das Unternehmen real an Wert zugewonnen hat. Vor langer Zeit lief das mal ungefährt so, vor seeeehr langer Zeit. Die Börse funktioniert aber schon lange anders.
LG Klaus
Ich kann dir einige Aktien nennen die fundamental gut und fair bewertet sind. CVS, Facebook, Boohoo Group, Amazon, Centene usw.
CVS ist problematisch, was die langfristigen Aussichten des Unternehemns angeht. Amazon macht immer mehr Druck, andere auch. Bisher schlägt sich das in den Bilanzen noch nicht richtig nieder, kommt aber vermutlich noch in ein paar Jahren. Sehen einige Anleger offenbar auch so, sonst würde die Aktie seit 2015 nicht abstürzen. Boohoo hat auch ein 52er KGV, deutlich besser als Zalando. Bin aber skeptisch, was Modehändler angeht, vor allem die online. Die müssen viel Geld für Werbung ausgeben und haben hohe Retourenkosten. Gerade hatte Boohoo einen Skandal wegen Lieferanten. Amazon, Centene und Facebook kann man kaufen. Bei Facebook gilt Whatsapp noch als noch nicht richtig gehobener Wert, der bisher nicht vollständig eingepreist ist, sagen einige Analysten. Auch übrigens in Salesforce verbergen sich einige nicht gehobene Werte durch die Beteiligungen. Daher ist das 53er KGV da auch nicht unbedingt teuer. Habe die Aktie aber nicht. Hatte sie mal. Man könnte General Mills als fair bewertet bezeichnen, allerdings wachsen die nicht wirklich, was man auch am Kurs sieht. Daher kein guter Kauf. CR Capital macht sich. Hab ich im Depot. Günstig ist auch M/I Homes, Pulte, Lennar, Aflac, Progressive und Allstate, erstere drei hab ich auch im Depot. Überhaupt die Bau-, Banken und Versicherungsaktien gehen im Preis. Allerdings entwickelt sich nicht bei allen der Aktienkurs gut.
Amazon hat sich schon wieder aus dem Vorhaben eine eigene Krankenversicherung zu Gründen zurückgezogen.
Auch sehe ich bei Amazon Pharmacy keine so große Gefahr für CVS. Allein wenn man sich die Lieferzeiten von Amazon Pharmacy anschaut 2 Tage für Prime Kunden und bis zu 5 Tage Lieferzeit für nicht Prime Kunden dagegen werden Medikamente bei CVS auch geliefert und das innerhalb von 1 bis 2 Tagen.
Auch man es keinen Sinn das KGV von verschiedenen Unternehmen zu vergleichen. Das KGV an sich ist oft nicht sehr aussagekräftig und ich verstehe immer noch nicht warum die Leute daran “bestimmen” ob eine Aktie “teuer” oder “günstig” ist.
Ich meinte Amazon Pharmacy, wurde im November 2020 gegründet. Warte mal ab, bis die richtig durchstarten. 2 Tage Lieferzeit ist bestimmt nicht der Anspruch von Jeff Bezos. Das werden die noch ändern und ausbauen. Warte mal ab, bis sich das eingespielt hat, dann machen die Druck. KGV ist eine schnelle Möglichkeit, eine Aktie zu bewerten. Dies muss man aber innerhalb eines Sektors vergleichen. Nur blöd, wenn der ganze Sektor teuer ist. Natürlich sollte man sich den inneren Wert anschauen. Oft aber kaum von außen zu ermitteln, weil man nicht alle Zahlen kennt. Man kann sich nur etwas annähern bei der Eigenberechnung.