Halbleiter-Aktie des Tages: Wolfspeed Inc.
Die Europäische Union möchte gerne die Abhängigkeit Europas von asiatischen Halbleiter-Herstellern verringern. Mit dem European Chips Act und 45 Milliarden Euro möchte man in den kommenden zehn Jahren in Europa die Halbleiterproduktionskapazitäten auf 20 Prozent der weltweiten Produktion anheben, was einer Verdoppelung entspräche.
Einer der Profiteure von diesem Subventionsprogramm ist der amerikanische Chiphersteller Wolfspeed (WKN: A3C4QG / ISIN: US9778521024), welcher im Saarland zusammen mit Deutschlands zweitgrößten Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen die größte Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter der Welt bauen möchte. Die Baukosten für die Fabrik in Ensdorf sollen bei etwa 2,75 Milliarden Euro liegen, ZF Friedrichshafen beteiligt sich mit 170 Millionen Euro. Man erwartet 20 Prozent Subventionen, sodass auf Wolfspeed selbst etwa zwei Milliarden Euro Kosten dann zukämen.
Diese Fabrik ist 30 Prozent größer als die von Wolfspeed in den USA. Ab 2027 soll dort die Produktion anlaufen und langfristig sollen dann dort mehr als 600 Arbeitsplätze geschaffen werden. Zusammen mit ZF Friedrichshafen möchte Wolfspeed auch einen Forschungs- und Entwicklungsstandort betreiben, wo die Hochleistungschips dann weiterentwickelt werden.
ZF Friedrichshafen kennt man als Getriebehersteller, muss sich jetzt aber hin zur Elektromobilität weiterentwickeln. Da passt diese Investition gut hinein. Die deutsche Autobranche kriselt gewaltig, die Chinesen haben ihnen den Rang abgelaufen und drängen auf den europäischen Markt. In Asien spielen E-Autos deutscher Hersteller keine nennenswerte Rolle mehr. In Asien möchten die Konsumenten digitalere Fahrzeuge, diese Entwicklung hat man in Deutschland verschlafen.
Wolfspeed ist kein Neuling, das Unternehmen wurde 1987 von sechs Absolventen der North Carolina State University gegründet. Damals hatte man sich auf LEDs konzentrierte, diese Sparte aber 2021 abgestoßen. Seitdem liegt der Fokus auf Halbleiter. Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon wollte 2015 Wolfspeed sogar kaufen, dies wurde allerdings politisch in den USA verhindert, dies wäre ein Risiko für die nationale Sicherheit. Die Amerikaner können in Deutschland aber fleißig zukaufen, merkwürdig.
Leider verdient Wolfspeed kein Geld, was dazu geführt hat, dass der Aktienkurs von November 2021 bis heute rund 80 Prozent verloren hat. Der Konzern steckt eine Menge Geld in die neuen Fabriken bzw. den Ausbau. Die Anlaufkosten sind immens hoch und belasten sehr stark die Bilanzen. Allein im Geschäftsjahr 2023, welches kürzlich endete, betrugen die Fabrikanlaufkosten 160,2 Millionen USD.
Der Umsatz 2023 betrug 922 Millionen USD (Vorjahr 746 Millionen USD), das EBITDA lag bei -97,5 Millionen USD (Vorjahr 42 Millionen USD) und das Nettoergebnis lag bei -330 Millionen USD (Vorjahr -201 Millionen USD).
Wolfspeed ist keine Aktie, die man jetzt einsammeln sollte, aber sie gehört auf die Watchlist. Ich ärgere mich heute noch, dass ich damals den Anstieg von Infineon verpasst hatte. Ich dachte damals, die gehen pleite, so wie der Kurs eingebrochen war.
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