Unternehmen melden Rekordergebnisse, Aktienkurse brechen trotzdem ein
Es ist verrückt, was seit einigen Wochen an den Aktienmärkten abgeht. Die Unternehmen, vor allem die Techwerte, melden Rekordergebnisse über den Erwartungen der Analysten und des Unternehmens selbst, dennoch stürzen die Aktienkurse nach der Meldung zweistellig ab.
Als wenn dies nicht schon genug wäre, fallen meist die Aktien in den darauffolgenden Handelstagen noch weiter. Vor einigen Monaten und die Jahre zuvor hat man dieses Phänomen eher selten gesehen. Meist sind die Aktienkurse nach solchen Erfolgsmeldungen explodiert.
Wer noch nicht so lange an der Börse ist, der kennt dieses Rodeo noch nicht. Für mich ist dies nicht neu, ich bin schon seit 21 Jahren an der Börse. Alles wiederholt sich immer wieder in der einen oder anderen Form. An den Aktienmärkten ist dies nicht anders, alles kommt irgendwann wieder, wie die Mode.
Vereinzelt konnte man dies auch in den letzten Jahren beobachten, aber in diesem Maße brechen die Aktienkurse fast bei allen Technologie-Unternehmen ein, obwohl die Geschäftsergebnisse erstklassig sind. Da spielen jetzt verschiedene Faktoren hinein, welche dazu führen.
Die Tech-Aktien sind die letzte Zeit, vor allem seit März, hervorragend gelaufen. Wenn du dir den Aktienchart bei den Unternehmen anschaust, dann sieht man ziemlich oft eine steile Linie nach oben. Meist ist die nicht durch die Unternehmensergebnisse begründet. Der Anstieg passt nicht zu den Umsatz- und Gewinnzuwächsen.
Hinzu kommen Unternehmen, welche nur Verluste produzieren, manchmal nicht einen Cent Umsatz haben. Derartige Schrotthaufen sind schon beim Neuen Markt implodiert. Auch die ganzen SPACs nehmen zu. Jeder will jetzt noch so schnell wie möglich an die Börse, weil das Geld bei den Anlegern locker sitzt.
Viele Anleger sind verwöhnt. Wenn sich der Umsatz und Gewinn nicht verdoppelt hat, steigt der Kurs nicht mehr. Sie sind enttäuscht und stoßen ihre Aktien ab. Andere tun dies auch, dazu kommen dann automatische Verkaufsaufträge, welche ausgeführt werden. Wir sehen dann eine Kettenreaktion. Ein Kursrutsch von 20 Prozent ist keine Seltenheit diese Tage bei Einzelaktien.
Verschärft wird dies durch die Inflation und die damit verbundenen steigenden Renditen bei den US-Staatsanleihen. Viele Anleger, vor allem die großen, schichten um. Wir hatten erst eine Rotation in Richtung Value. Einige behaupten, die gab es nicht. Doch, die fand statt. Schau dir mal die Kapitalzuflüsse bei entsprechenden ETFs an und die Abflüsse bei den Technologie-ETFs. Jetzt geht die Rotation hin in Richtung langfristige US-Staatsanleihen.
Fed-Chef Jerome Powell hatte die Aktienmärkte für einen Tag etwas beruhigt, am Tag danach hat er sich wieder unglücklich ausgedrückt. Ich gehe davon aus, dass die Fed sich noch etwas deutlicher äußern wird und die Aktienmärkte sich wieder beruhigen und dann anziehen werden. Die Notenbankchefs aus anderen Ländern haben sich schon positiv für die Aktienmärkte geäußert. Derartige Kurseinbrüche sind nicht im Sinne der Fed und politisch nicht gewollt.
Man darf jetzt bloß nicht den Fehler machen, nachdem die Aktienkurse stärker nachgegeben haben, zu verkaufen und sein Geld bunkern. Dann verpasst man den Kursanstieg. Vorgestern habe ich ein paar Snap Inc. Aktien (WKN: A2DLMS / ISIN: US83304A1060) eingesammlt. Ich bleibe weiter investiert und sitze die Korrektur, welche überfällig war, aus. Es ist kein Crash in diesem Sinne, nur eine Korrektur. Bleib cool, alles wird gut!
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