Aktien auf Talfahrt – Konsumgüteraktien stemmen sich dagegen
Geduld ist die oberste Tugend des Investors, sagte einst Benjamin Graham. Die muss man jetzt beweisen. Der DAX ist zum Wochenende tiefrot. An den US-Börsen läuft es auch nicht besser. Jetzt ist es gut, einiges an Cash liegen zu haben und auf gute Kaufgelegenheiten zu warten.
Dies muss jetzt noch nicht die Talsohle sein. Die Inflation ist den in USA auf 7 Prozent im Dezember angestiegen. Dies ist die höchste Inflation seit 1982. Sieben Prozent Preisanstieg bei den Verbraucherpreisen ist wirklich happig. Für die Börsen ist eine derartige Meldung Gift.
Nun wäre die übliche Reaktion der Notenbanken, die Zinsen anzuheben. In Europa wird sich da nichts tun, auch bei 5,3 Prozent Inflation nicht. Dies ist politisch nicht gewollt, weil viele europäische Staaten sich dann langfristig nicht mehr refinanzieren könnten und es dann richtig bergab gehen würde.
In den USA ist das anders. Dort soll es vier Zinsanhebungen 2022 geben. Dies bedeutet aber auch, dass Unternehmen dann mehr Geld für ihre Kredite bezahlen müssen. Viele Unternehmen haben die letzten Jahre fleißig auf Pump andere aufgekauft. Dies kann jetzt unangenehm werden.
Auch darf man nicht vergessen, dass die Bauteile in der Industrie teurer geworden sind. Selbst die Löhne sind trotz der Krise gestiegen. Dies belastet alles die Margen und das alles zusammen mögen Anleger gar nicht.
Charttechnisch gesehen ist noch einiges nach unten möglich, wichtige Haltelinien wurden durchbrochen. Daher kaufe ich aktuell eigentlich keine Aktien. Eine habe ich heute dennoch eingesammelt, Procter & Gamble (WKN: 852062 / ISIN: US742718109). Ich sitze auf Cash und warte auf eine Bodenbildung bzw. erste Anzeichen für einen Anstieg. Von einem Turnaround wird seit Wochen in den Medien berichtet. Bisher ist er ausgeblieben.
Selbst die Value-Aktien werden mit nach unten gerissen. Allerdings muss man auch feststellen, dass Konsumgüterhersteller von dieser Korrektur meist kaum betroffen sind. Mit Konsumgüter meine ich alles, was jede Woche im Supermarkt im Einkaufswagen landet, nicht die Luxusgüter. Bisschen haben die auch nachgeben, aber kaum erwähnenswert.
Meiner Meinung nach werden wir hier 2022 wohl mit am besten abschneiden, neben den Öl- und Gasaktien. Die Öl- und Gaspreise steigen. Somit sollten die Unternehmen auch mehr verdienen. Auch US-Bank-Aktien sind vielversprechend, weil die Banken mit steigenden Zinsen mehr verdienen. Derzeit befinden sich Bankaktien aber auf Talfahrt. Hier wäre es klug, erst einmal eine Bodenbildung abzuwarten.
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Hallo Klaus,
auch gestern ging es ordentlich nach unten.
Siehst du aktuell Anzeichen einer Bodenbildung oder war das bisher nur der Vorbote für einen richtigen Crash? Und wie groß schätzt du den Einfluss von der US-Notenbanksitzung morgen ein?
Hallo Daniel,
heute auch, nur 5 S&P500 Aktien im Plus. Ich bin gerade dabei einen Beitrag darüber zu schreiben. Wir sind jetzt im Bärenmarkt. Ich sehe im Moment keine Bodenbildung, obwohl der Markt bei vielen Aktien überverkauft ist. Eigentlich wäre ein Turnaround fällig. Meine Positionen, welche ich nach dem Märzcrash aufgebaut hatte, habe ich fast alle geschlossen und Gewinne mitgenommen. Jetzt sitze ich auf Cash und warte ab. Ich habe die letzten Wochen nur Clorox, Hershey und Tyson Foods eingesammelt. Meine Bankaktien habe ich auch abgestoßen. Da ich aber schon vor dem Platzen der Internetblase angefangen habe, machen die geschlossenen Positionen nur einen kleinen Teil aus. Ich bin und bleibe Buy and Hold Anleger. Seit dem Märzcrash sind die Aktien explodiert, es musste heruntergehen.
Vor Notenbanksitzungen und zwei Wochen später, wenn das Protokoll veröffentlicht wird, ist es immer unruhig. Die Hammermeldung kam gestern von Goldman Sachs. Die erwarten jetzt eine fünfte Zinsanhebung dieses Jahr. Erst vor zwei Wochen war von der vierten die Rede. Dies ist Gift für viele Unternehmen, da die mehr Geld für Zinsen aufwenden müssen. Generell weisen Zinsanhebungen aber auf eine gute wirtschaftliche Lage hin. Auch darf man die Probleme in der Ukraine nicht vergessen. Ich habe schon vor Wochen einige Shortpositionen aufgebaut und nach der Meldung gestern etwas ausgebaut. Meinen vollständiger Beitrag veröffentliche ich heute noch, wo ich noch einige Aktienhinweise gebe, was vielleicht interessant sein könnte. Tech ist für dieses Jahr für mich kein Thema.
LG Klaus
Guten Morgen Klaus,
auch mein Gedanke war es, mich nun erst einmal von Tech Aktien fernzuhalten.
Nun gibt es aber doch einige Werte die trotz guter Zahlen erheblich abgestürzt sind.
Welche Werte sind im Moment aus deiner Sicht fair oder eventuell sogar günstiger bewertet?
Vielleicht kannst du dazu einmal einen kleinen Beitrag senden.
Viele Grüße Ralf
Hallo Ralf,
günstig gibt es nicht bei Tech, trotz Absturz. Höchsten Kulicke & Soffa Industries, KGV 9. Microsoft, Apple, Amazon, Oracle, die ganzen Chiphersteller und ihre Zulieferer, sind alle einen Blick wert. Achte auch mal darauf, wer große Aktienrückkaufprogramme am Laufen hat. Die sind alle fundamental in Ordnung und verdienen gutes Geld. Bei den allen bin ich mir sehr sicher, dass es aufwärtsgehen wird. Dies ist keine Anlageberatung, dein Risiko!
LG Klaus