Dividendenstarke russische Aktien kaufen oder nicht?
Russische Aktien werden von vielen Anlegern sehr verkannt und gerne unterschätzt. Aktien aus Russland können sich aber durchaus für dich finanziell lohnen, denn sie sind für ihre hohen Dividenden bekannt.
Natürlich gab es negative Einflüsse auf den russischen Aktienmarkt, wie Sanktionen und viele andere Probleme. Dennoch läuft das Geschäft bei den russischen Großkonzernen gut, wenn man mal dieses Coronajahr jetzt außen vor lässt. Viele Unternehmen haben ihre Bilanzen gestrafft und ihre Verschuldung im Ausland abgebaut. Die Ölnachfrage ist natürlich eingebrochen, dies wird sich nächstes Jahr vermutlich aber wieder bessern.
Der russische Aktienindex RTS hat mittlerweile wieder die Hälfte des Kurseinbruchs durch Corona aufgeholt. Weiter unten habe ich dir einige interessante russische Aktien aufgelistet, welche du dir einmal anschauen solltest.
Es gibt mehrere Vorurteile gegenüber russischen Aktien, einer ist der Rubelverfall. Natürlich ist dies ein gutes Argument gegen russische Aktien, dennoch sollte man alles an der Börse langfristig sehen. Dies kann sich auch wieder ändern. Ich besitze beispielsweise die Norilsk Nickel Aktie. Diese bringt mir 11 Prozent Dividendenrendite. Dafür nehme ich auch einen Rubelverfall in Kauf.
Ein weiteres, gerne benutztes Argument gegen russische Aktien ist der russische Staat, welcher an vielen Großkonzernen beteiligt ist. Dies sollte man nicht auf die Negativliste packen, sondern auf die Positivliste. Der russische Staat will, dass die Unternehmen erfolgreich sind und setzt sich dafür auch ein.
Man muss nämlich wissen, dass die Dividenden fest im Staatshaushalt als Einnahmen eingeplant sind. Er ist darauf angewiesen, daher will er, dass die Unternehmen Geld verdienen. Dies ist gut für die Aktionäre. Bekommt der russische Staat seine Dividende, dann auch die anderen Aktionäre.
Bei russischen Aktien reden wir von hohen Dividendenrenditen. Wie bereits erwähnt, erhalte ich bei Nornickel 11 Prozent Dividendenrendite. Auch die anderen Unternehmen zahlen gut. Wer Buy and Hold Aktien mit hohen Dividendenrenditen sucht, ist bei russischen Aktien richtig. Wer hingegen das schnelle Geld sucht, der ist bei russischen Aktien falsch.
Wo kann man russische Aktien kaufen?
Ich empfehle dir den Broker LYNX*, wo auch ich mein Depot führe und meine russischen Aktien kaufe. Du kannst dort direkt die russischen Aktien an der Moskauer Börse kaufen, du musst somit kein ADR kaufen. Viele wissen gar nicht was ADRs sind. Sie denken, sie kaufen die Aktie, dabei kaufen sie tatsächlich nur ein ADR. Ein ADR ist keine Aktien, es ist ein Hinterlegungszertifikat/Hinterlegungsschein, welches von einer Bank herausgegeben wird und einen Teil einer Aktie oder mehrere Aktien verbrieft.
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Was viele bei russischen Aktien beim Kauf überLynx auch nicht verstehen ist, du musst vorher in Rubel tauschen, um keinen Kredit in Rubel aufzunehmen. Die Dividenden bekommt an auch nur in Rubel, muss ebenfalls getauscht werden. Ich persönlich nehme die ADR, um nicht ein Währungssammlsurium im Depot zu haben.
Hallo Guido,
für dieses Problem gibt es keine gute Lösung, auch ein ADR ist keine. Ich habe bei LYNX ein Margindepot, so muss ich nicht vorher umtauschen beim Kauf. Wenn man vorher in Rubel tauscht, bekommt man das nie so genau hin, dass der gesamte Betrag für den Aktienkauf verwendet wird. Es bleibt immer noch etwas übrig, meist mehr, als man kostenlos zurücktauschen kann. Somit fallen dann zweimal Tauschgebühren um. Da ist ein Kauf auf Margin günstiger, wenn man danach nur einmal umtauscht.
Das Problem besteht bei jeder Währung, wenn es nicht Euro ist, auch bei US-Aktien, nur dass es dort nicht so schlimm ist, weil man immer wieder welche kauft und daher nicht ständig mit Umtauschen beschäftigt ist. Natürlich kann man viele US-Aktien auch in Euro kaufen.
Mit einem ADR/GDR fährst du leider nicht viel besser. Wirf mal einen Blick in die Abrechnung bei der Dividende bzw. lies die Gebührenordnung, Abzocke vom feinsten. Die Umrechnung in Dollar ist meist suboptimal, dann die Gebühren. Je Dividende wird üblicherweise ein fixer Betrag berechnet, für jedes einzelne ADR aber, nicht einmal für alles. Wenn die Dividende gering ist, kommt da manchmal so gut wie nichts bei heraus. Diverse Zentralverwahrer erheben Depotgebühren für ADRs, wenn keine Dividende gezahlt wird.
Da ist es besser, man kauft öfter dann in diesem Land mal Aktien, so dass paar mehr Dividenden zusammenkommen und reinvestiert die Dividenden einmal jährlich bzw. tauscht sie dann um.
LG Klaus
Hallo Klaus,
vielen Dank für die tollen Tipps auf deinem Blog. Ich habe ein paar Fragen zum Lynx Broker:
1. Ich besitze bei Trade Republic Gazprom ADRs und finde die ADR Gebühren bei Dividenden und das Risiko zu hoch. Nun überlege ich, ob ich nicht umschichte. Habe gelesen, dass man ADRs umwandeln kann in Aktien. Die Frage wäre, kann ich das bei Lynx machen, sprich die Aktien auf Lynx übertragen und dort dann umwandeln in Aktien? Weißt du vielleicht etwas zu dem Thema?
2. Die nächste Frage wäre dann aber, ob das überhaupt auf Dauer Sinn macht, denn wie hoch ist denn das Währungsrisiko Rubel zu Euro, wie sind da deine Erfahrungen, da du ja anscheinend mehrere russische Einzeltitel im Depot hast?
3. Wenn ich ein Depot bei Lynx eröffnen möchte, wird eine einmal Zahlung i.H.v. 3000 EUR erforderlich, ist das richtig?
4. Bei Ausschüttungen der Dividenden in Rubel, erfolgt das dann auf ein in Rubel geführtes Unterkonto, oder wie ist da der Ablauf? Oder hat man dann Optionen auf mehrere Unterkonten in unterschiedlichen Währungen? So wie bei Smartbroker?
Danke dir schon Mal für jeden Erfahrungsaustausch und einen guten Rutsch.
Beste Grüße
Marcin
Hallo Marcin,
vielen dank.
Zu 1: Du kannst die ADRs über LYNX umwandeln, macht aus Kostensicht aber gar keinen Sinn, weil die Clearingstelle etc. dann voll hinlangen, der Broker muss nur die Kosten dann umlegen. Da ist es besser, du verkaufst die und kaufst dir dann die Aktien. Die Kosten und wie die Umwandlung der ADRs funktioniert kannst du hier nachlesen:
https://ibkr.info/de/article/1834
LYNX nutzt die technischen Infrastruktur von InteractiveBrokers.
Zu 2: Der Rubel fällt seit vielen Jahren, dies darf man nicht vergessen.
https://www.finanzen.net/devisen/russischer_rubel-euro/chart
Letztendlich hängt immer vieles davon ab, wann man die Aktien gekauft hat und wie die Dividenden in der Zeit gestiegen sind, ob sich da was ausgleicht. Du musst keine russischen Aktien haben, es finden sich auch in anderen Ländern gute Dividendenaktien. Ein Währungsrisiko hast du immer, wenn du eine Aktie nicht in Euro kaufst, selbst bei US-Aktien.
Zu 3: Es sind 2.000 Euro Erstüberweisung. Einmal musst du das einzahlen, kannst aber danach wieder eine Rücküberweisung von einem Teil des Geldes machen. Bei InteractiveBrokers müsstest du 10.000 Euro Ersteinzahlung leisten, deswegen ist LYNX die bessere Wahl und eben alles Wichtige auch auf deutsch, wie auch der Support. Alle weiteren Einzahlungen können weniger sein, auch 100 Euro oder so.
Zu 4: Die Unterkonten werden bei LYNX automatisch angelegt, du musst da nichts machen. Tauscht du Geld in Rubel um, wird das Unterkonto vom System sofort angelegt. Da geht dann auch die Dividende drauf. Wenn du Dividenden in 5 Währungen bekommst, hast du auch 5 Unterkonten dazu.
Wenn du weiteren Fragen hast, einfach stellen.
LG Klaus
Hi Klaus,
vielen Dank für die schnelle Antwort, hat mir sehr weitergeholfen! Wegen der Diversifizierung wollte ich auch Aktien aus anderen Ländern in meinem Portfolio haben, daher habe ich mich auch für Gazprom entschieden. Nun überlege ich weitere Aktien von anderen russischen Unternehmen ins Portfolio aufzunehmen. Da interessieren mich insbesondere die Dividendentitel. Was würdest du sagen, macht es dann schon Sinn Lynx als Depot als Alternative wegen der ADR Kosten zu nutzen? Ist es eigentlich über Lynx möglich, an der Schweizer Börse Aktien zu kaufen, sprich keine Nestle ADR z.B.?`
LG Marcin
Hallo Marcin,
eine Diversifikation über verschiedene Länder ist sinnvoll, mache ich auch so. Schweiz ist sehr beliebt bei den Anlegern wegen den Dividenden. Ja, du kannst über LYNX auch Nestle in CHF kaufen, siehe Screenshot:
Über LYNX hast du um die 130 Handelsplätze in 33 Ländern zur Verfügung, was wichtig ist, wenn man eine exotische Aktie haben möchte. Hier findest du die Liste mit den Handelsplätzen (LYNX nutzt die Plattform von IB, daher ist dies identisch):
https://www.interactivebrokers.eu/de/index.php?f=6356
Viele der Billigbroker haben nur eine oder zwei Handelsplätze zu Auswahl, dann bekommt man die Aktie manchmal nicht. Deswegen lege dir ruhig ein zweites Depot bei LYNX an, zumal du damit auch diversifizierst, auf zwei Broker. Nutze bitte meinen LYNX-Link mit Sternchen dafür, dann bekomme ich noch paar Euro von LYNX und kann einen Teil meiner Servermiete für den Blog davon bezahlen. Danke dir.
Derzeit ist ja der Brexit, deswegen kommst du dann bei LYNX erst einmal auf eine Warteliste für die Depoteröffnung. Aktuell werden die Depots von England nach Irland umgezogen, habe meinen Umzug gestern auch bestätigt. Sobald die Umzüge durch sind, von Januar ist die Rede, bekommst du eine Nachricht und dein Depot wird eöffnet.
Mehrere russische Titel macht in sofern so, dass du dann über ein Jahr die Dividenden sammeln könntest und dann entweder insgesamt wieder in russische Aktien reinvestierst oder du tauscht die dann in eine andere Währung um.
LG Klaus
Hallo Klaus,
sehr interessanter Hinweis mit LYNX, habe auch russische ADRs und ärgere mich seit Jahren über die Dividendengebühren.
Eine Frage hätte ich noch:
Wie ist das mit der Steuer von Rubel-Dividenden? Quellensteuer?
Danke und Gruß
Martin
Hallo Martin,
Russland hat für normale Menschen 15 Prozent Quellensteuer. Es gab Möglichkeiten, über gewisse Konstruktionen die herabzusetzen. Russland hatte im März 2020 durch die hohen Kosten der Coronapandemie am Gesetz herumgeschraubt, dies betrifft aber Transit-Jurisdiktionen, wie Zypern. Russland hat mit DE ein DBA, daher kannst du die 15% auf die 25% Abgeltungssteuer in DE anrechnen lassen. LYNX macht das nicht automatisch, weil die bzw IB aus dem Profibereich kommen. Dies musst du in deiner privaten Steuererklärung im Jahr danach machen. Dies hat den Vorteil, du kannst mit dem Geld länger arbeiten.
LG Klaus