10% oder 0,5% Dividendenrendite – was ist besser?
Dividenden-Aktien sind bei einigen Anlegern sehr beliebt. Ich gehöre auch zu dieser Gruppe. Von Dividenden kann ich nie genug bekommen. Dividenden geben mir ein gutes Gefühl. Ich weiß, ich habe Geld bekommen, meist auch in Krisenzeiten. Natürlich wird dies vom Aktienkurs abgezogen. Letztendlich ist es nur linke Tasche, rechte Tasche, dennoch beruhigt es mich. Solange der Aktienkurs steigt und es dazu eine Dividende gibt, ist dies für mich der Idealfall.
Nun haben sich einige Anleger vorgenommen, von Dividenden zu leben. Da gibt es nun auch wieder unterschiedliche Meinungen. Einige sagen, geht gar nicht. Diese Aussage stimmt definitiv nicht. Dies sagen Leute, die nur ein kleines Depot haben und die falschen Aktien ausgewählt haben.
Theoretisch ist es egal, ob du eine Aktie mit 0,5 oder 10 Prozent Dividendenrendite kaufst, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und diese hängen von deiner persönlichen Situation ab. Was ist dein Ziel? Möchtest du überhaupt von Dividenden leben oder dient dein Depot nur zur Absicherung und du willst es eigentlich nie antasten, vielleicht dann später auch nur vererben? Auch solche Motive gibt es, ein Depot anzulegen. Schauen wir uns einmal die verschiedenen Möglichkeiten an.
Fangen wir damit an, dass du von den Dividendenerträgen vielleicht leben möchtest. Hier kommt der Faktor Zeit ins Spiel und deine finanziellen Möglichkeiten. Hast du 30 Jahre Zeit und kannst einige Hundert Euro im Monat investieren, dann kannst du ohne weiteres Wachstumsaktien mit geringen Dividendenrenditen kaufen. Über die Zeit wird dies deutlich mehr.
Hast du vielleicht nur noch zehn Jahre bis zur Rente, dann kannst du dies auch mit Wachstumsaktien erreichen, wo du nur einen halben Prozent Dividendenrendite erhältst. Das Problem ist nur, dass du dann einige Millionen investieren müsstest. Kommt für die meisten Menschen nicht infrage und ist auch ziemlich unrealistisch.
Somit geht man dann auf Aktien mit höheren Dividendenrenditen. Dies könnten REITs sein oder auch einige andere Aktien, mit welchen dies möglich wäre. Es bestand beim Coronacrash die Möglichkeit, REITs mit Dividendenrenditen im zweistelligen Bereich zu kaufen, einige lagen bei über 30 Prozent, viele bei 10 oder 20 Prozent. Diese Gelegenheit war da, das Risiko aber auch.
Wenn du jetzt nur noch zehn Jahre bis zur Rente hast, möchtest von deinen Dividendenerträgen leben, dann musst du mehr Geld aufwenden. Entweder du zahlst jeden Monat einen vierstelligen Betrag ins Depot ein und kaufst davon Aktien mit hohen Dividendenrenditen oder du machst dies über eine Einmalzahlung.
Ich weiß von einem Blogleser, der hatte drei Eigentumswohnungen vor der Corona-Pandemie verkauft. Die Wohnungen waren komplett abbezahlt und die Spekulationsfrist war auch abgelaufen. So hat er sich während des Crashs mit Hochdividenden-Aktien eingedeckt. Jetzt kann er von seinen Dividendenerträgen leben.
Nun hat nicht jeder vor, von seinen Dividenden zu leben. Einige fassen ihr Depot gar nicht an, zahlen immer nur ein und kaufen neue Aktien. Verkaufen tun sie keine Aktien. Für diese Anleger dient das Depot nur zur Sicherheit, für schlechte Zeiten. Die können alles kaufen, Wachstumsaktien ohne Dividendenausschüttungen oder auch Aktien mit kleinen oder hohen Dividendenrenditen.
Zur Not kann man auch dann immer noch Teilverkäufe vornehmen. Ich mag keine Teilverkäufe, weil man eine Aktie nur einmal verkaufen kann. Danach partizipiert man nicht mehr von den zukünftigen Kursanstiegen und Dividendenausschüttungen.
Man muss aber eines wissen. Aktien mit hohen bzw. höheren Dividendenrenditen performen meist schlechter. Es gibt Ausnahmen, zwei wären CR Capital Real Estate AG (WKN: A2GS62 / ISIN: DE000A2GS625) und Innovative Industrial Properties (WKN: A2DGXH / ISIN: US45781V1017). Ich habe beide Aktien. Gab es im Crash zum Discountpreis.
Daher muss man für sich die Frage beantworten, will man hohe Dividenden oder hohe Renditen? Man kann einen Mittelweg versuchen. Es finden sich durchaus wachstumsstarke Aktien, welche um die drei Prozent Dividendenrendite aufweisen. Wenn man zehn Jahre Zeit hat, können sich diese Dividendenzahlungen durchaus verdoppeln. Schaue dir am besten immer die Dividendenhistorie an, dann siehst du, wie stark in der Vergangenheit die Dividenden angestiegen sind.
Du siehst, ganz so einfach und pauschal kann man die Frage gar nicht beantworten, was besser ist, 10 oder 0,5 Prozent Dividendenrendite.
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Während der Ansparphase sind Aktien mit hohen Dividenden ebenso wie Fonds und ETFs mit Ausschüttungen zumindest in Deutschland kontraproduktiv. Stichwort Abgeltungssteuer, und vor 2009 war das auch beim Halbeinkünfteverfahren nicht viel cleverer. Daran hat sich auch seit 2018 generell nicht so viel geändert. Gerne wird von den Verfechtern der Dividendenstrategie argumentiert “aber dann kannst du deine 800 EUR Freibetrag ja gar nicht ausreizen”. Ja, mag sein, aber mit einem Thesaurierer oder mit Wachstumswerten (so man Einzelaktien denn bevorzugt) zahlt man erst gar keine Steuern (bzw. erheblich weniger) auf die Erträge. Mit der Thesaurierung habe ich folglich permanent mehr “skin in the game”, was auf die lange Anlegefrist von Jahrzehnten spürbar mehr Nettorendite bringt.
Und am Ende des Erwerbslebens, wenn man vom Depot leben will, kann man genausogut monatlich den aktuell am besten gelaufenen Titel in kleinen Häppchen verkaufen statt auf die Dividende angewiesen zu sein. Ob man nun die Abgeltungssteuer auf die Dividende oder auf die Realisierung des Kursgewinns zahlt, spielt da keine Rolle.
Und da ich als ausgewanderter Deutscher auch stets den Vergleich zur Schweiz ziehe: hierzulande spielt es für den Fiskus überhaupt keine Rolle, weil Kapitalerträge immer jährlich versteuert werden müssen, egal ob thesauriert oder nicht. Kursgewinne hingegen sind steuerfrei, immer und egal wie lange man die Wertpapiere gehalten hat (so lange man nicht als professioneller Trader eingestuft wird, und da sind die Steuerämter sehr zurückhaltend mit bei Privatpersonen). Für Schweizer ergibt eine Dividendenstrategie also generell keinen Sinn, da ist man mit Wachstumseinzeltiteln bzw. -ETFs generell langfristig besser beraten.
Ich erkenne genau einen einzigen Sinn darin, auf eine Dividendenstrategie zu setzen, und das ist die Psychologie des stetigen Einkommensstroms. Irritierend finde ich dann aber wieder, dass sich die ganzen beinharten Sparprofis Buy-n-Hold auf die Fahnen schreiben und ach so stolz auf ihre Sparquoten und die damit einhergehende Disziplin sind. Warum ist dann eine steuerlich “teure” Krücke wie ein stetiger Dividendenstrom als Krücke für die Disziplin erforderlich?
Hallo KauntNull,
es gibt sehr viele Wege, die nach Rom führen. Ich habe damals, vor sehr langer Zeit, auf Dividendenaktien gesetzt, weil ich mal davon ausging, dass ich das Geld zum Leben benötige im Alter. Kam dann nicht so und seit dem kaufe ich Wachstumswerte, auch ohne Dividende. Wir bräuchten wieder die Möglichkeit, Aktien nach einer Haltefrist steuerfrei zu verkaufen. Ich vermute mal, dass Christian Lindner dies nicht durch bekommt.
LG Klaus
Stimmt schon, wobei einige der Routen nach Rom inzwischen ziemlich marode sind.
Mit Scholz als Kanzler ist mit wirksamen Verbesserungen für den sparwilligen Kleinanleger leider tatsächlich nicht zu rechnen. Das Raufsetzen des Freibetrags auf 1000 EUR ist da ein Tropfen auf den heissen Stein. Diese Sorte für den Wähler schädlicher und sinnfreier Fiskalpolitik war einer der vielen Aspekte, die mich zur Jahrtausendwende bewogen haben, auf absehbare Zeit in Deutschland “die Biege zu machen”. Den Schritt vollzogen zu haben habe ich faktisch nie bereut.
Liebe Grüsse KauntNull
Die dümmsten Kälber, wählen ihre Metzger selber. Ich hab ihn nicht gewählt. Mit Scholz gehts noch mehr in Richtung Sozialstaat. Diejenigen, die arbeiten, sind immer mehr die Dummen. Eben kam gerade wieder im Fersehen, wie viele Sparer immer noch ihr Geld auf dem Girkonto haben. Mit Scholz bekommen wir keine Aktienrente.
LG Klaus