Riester-Renten-Reform vor dem aus – der Politik ist es egal!
Die 2002 eingeführte staatlich geförderte Riester-Rente hat lediglich den Versicherern gutes Geld gebracht, den Versicherungsnehmern meist nicht. Die Gebühren sind hoch, die Produkte unflexibel und die Renditen ein Witz.
Es sollte eine große Reform der Riester-Rente kommen, so stand es zumindest im Koalitionsvertrag. Die wird jetzt aber wohl erst einmal in dieser Legislaturperiode ausfallen. Es gibt noch nicht einmal einen Diskussionsentwurf, wie man hört. Da ist es wenig verwunderlich, dass von den rund 16 Millionen Riester-Verträgen ein Fünftel nicht mehr aktiv bespart wird.
Zuständig ist das SPD geführte Bundesfinanzministerium unter Olaf Scholz. Der ist derzeit aber damit beschäftigt, der nächste Bundeskanzler (haha) zu werden und die Bazooka abzuschießen. Hast du mal Bazooka gegoogelt? Das ist so ein dünnes Rohr, mehr nicht. Er hat definitiv die Wahrheit gesagt. Die Unternehmen warten immer noch auf die Novemberhilfen, viele bekommen gar nichts.
Die Riester-Rente ist falsch konstruiert worden, was auch nicht anders zu erwarten war. Kaum einer blickt da durch, sehr kompliziert. Durch die Garantiezusage und hohen Gebühren kommt fast nichts dabei heraus, die Riester-Rente ist viel zu unattraktiv. Wer sein Geld in einen ETF gepackt hätte, wäre meist besser dran gewesen.
Dies ist aber auch logisch. Mit dem Garantiezins können die Versicherer das Geld nur sehr zurückhaltend in renditestarke Aktien investieren. Daher am besten gleich selber machen, ETFs sind kostengünstig und 100 Prozent geht in Aktien, wenn man das so will.
Die gesetzliche Rente ist nicht sicher. Den jetzigen Rentnern wird es definitiv besser gehen, als den zukünftigen. Die Beträge, welche die Bürger in die Rente einzahlen, sind ja nicht für ihre Rente, das Geld ist für die jetzigen Rentner, damit die ihre Rente bekommen. Nur reicht das Geld nicht, aus dem Bundeshaushalt werden noch über 100 Milliarden Euro Steuergelder jedes Jahr dazugegeben, Tendenz steigend.
Ich bin mal gespannt, welche Wahlgeschenke den Rentner, größte Wählergruppe, die SPD wieder verteilen möchte. Am Wahlprogramm wird noch gebastelt. Das Schlimme ist, die zukünftigen Rentner zahlen immer mehr Geld in die Rentenkasse ein, als die jetzigen Rentner. Der Rentenbeitragssatz steigt langfristig, sie erhalten weniger Rente prozentual und das was sie erhalten, müssen sie auch noch höher versteuern, als die heutigen Rentner. Ein schlechter Deal.
Da braucht sich keiner wundern, wenn die Rentenlücke immer größer wird. Wer nicht selbst vorsorgt neben der gesetzlichen Rente, der wird kein schönes Leben im Alter haben, außer er ist Beamter. Ein Bundesbeamter erhält im Schnitt rund 3.160 Euro Pension monatlich. Mal zum Vergleich. Wenn ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang 4.000 Euro monatlich verdient, dann erhält er 1.827 Euro monatliche Rente. Dies zeigt, dass im Staat etwas faul ist.
Sorge daher besser selber für dich vor, der Staat wird es nicht machen. Der Aktienmarkt ist der beste Platz für das Geld, wenn man langfristig investiert.
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Hallo Klaus,
ich will die Riester Rente nicht schönreden/-rechnen, aber finde es zu einfach diese pauschal zu verunglimpfen. Es wäre quasi wenn man sagen würde die Börse ist beschissen ohne zu unterscheiden nach ETF, Aktien, (Dekra-)Fonds, Optionen, CFDs, Ramschpapiere usw.
Bei der Riester Rente gibt es meines Wissens nach mindestens 3 Möglichkeiten, d.h.
1) Rentenversicherung
2) Banksparplan
3) Fondssparplan z.B. Union Investment, DWS usw.
Von 1) und 2) halte ich nicht viel und insbesondere 1) ist der Grund für die schlechten Riester-Renditen.
Ich persönlich habe z.B. 3) Fondssparplan abgeschlossen und nach etwa 10 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7%. Das finde ich erstmal sehr gut, insbesondere da man eine staatlich regulierte Rente nicht einfach mit eigenem ETF Ansparen vergleichen kann. Es sind einfach beides unterschiedliche Dinge und auch eine Rente hat Vorteile.
Auch 3) hat allerdings für mich noch Risiken wie z.B.
– Wie wird denn zu Rentenbeginn der Endbetrag in meine persönliche Rente umgerechnet? Fallen da
dann nochmal Gebühren an (ich gehe davon aus)
– Wann wird umgeschichtet von Aktienfonds in Rentenfonds (–> weniger Rendite, mehr Sicherheit).
Wegen 1) und 2) kann ich die große Kritik an Riester sehr gut verstehen. Insbesondere sollte ein staatliches Produkt wie Riester für den unkundigen Durchschnitts-Deutschen geeignet sein. Die Varianten und Unterschiede zwischen 1),2),3) kennt vermutlich kaum jemand und damit hat sich Riester auch aus meiner Sicht selbst disqualifiziert. Für 2/3 der Riestersparer lohnt sich Riester nicht bzw. noch für mehr, weil die schlechten Varianten 1) und 2) besonders stark beworben werden und auch abgeschlossen werden.
Nichtsdestotrotz gibt es eine sinnvolle Riester-Variante (–> 3) mit der beispielsweise ich momentan zufrieden bin.
Viele Grüße,
Gerrit
Hallo Gerrit,
von den drei genannten Varianten von dir ist die dritte Variante die bessere. Dennoch gibt es riesige Unterschiede bei den Kosten beim Fondssparplan, hatte die Stiftung Warentest untersucht. Der Knackpunkt ist, im Gegensatz zu einen ETF, dass es eine Garantie gibt, dass du mindestens dein eingezahltes Geld plus Förderung erhältst. Dies ist eben genau das Problem. Wie machen die das nun? Es werden leider nicht die gesamten Einzahlungen investiert, nur ein Teil, manchmal nicht einmal 50%, obwohl du alles in Aktien investieren wolltest, steht im Kleingedruckten. Der Großteil landet in einem Garantiefonds oder im Sicherungsvermögen des Versicherers. Auch mit dem Garantiefonds ist dies so eine Sache. So garantiert ist der nicht. Gibt einen schönen Artikel dazu, schon etwas älter und mittlerweile müssen die Kosten ausgewiesen werden:
https://www.manager-magazin.de/finanzen/versicherungen/a-852745.html
Es gibt Fälle, da fressen die Gebühren die Zulagen der ersten zehn Jahre auf. Vererbbarkeit ist auch ein Problem. Dies geht schon an den Ehepartner, aber mit vielen Einschränkungen. Damit sich die Rente lohnt, solltest du 82 Jahre alt werden, da liegt wohl der Break-even. Du kannst auch 30% auf einmal entnehmen, erhöht in diesem Jahr aber evtl. deinen Steuersatz und verringert die Rente. Wie du auch sagtest, wird gegen Ende der Laufzeit das Kapital in weniger risikoreiche Geldanlagen übertragen, dies geht zulasten der Rendite. Das war es dann mit deinen 7%. Schaue dir mal diese beiden Beiträge an, der Erste sagt etwas zu den Kosten, heftig, der Zweite, was schiefgehen kann:
https://www.finanztip.de/riester/riestern-mit-fonds/fondsgebundene-riester-rentenver/
https://www.wiwo.de/finanzen/vorsorge/riester-rente-fondssparplan-muss-wegen-corona-reissleine-ziehen/25672214.html
LG Klaus
Hallo Klaus,
Hört sich alles schlimm an, hab ich vermutlich auchs glück mit dem zeitpunkt direkt nach der finanzkrise gehabt. Bei mir ist noch alles in aktien. Hab auch damals den ausgabeaufschlag verhandelt, von 5 auf 3,5%. Klar ist etf noch besser.
Ich werd jedenfalls dabeibleiben, maximal etwas reduzieren. Kriege zulagen für mich und meine kinder. Sehe das auch als diversifikation zu meinen etfs. Wer weiss welche steueränderungen noch kommen.
Riester ist aber schon sehr intransparent. Kann man jemand anderen nicht guten gewissens empfehlen. Danke für die links.
Vg!
Hallo,
irgendwie ist immer alles sehr kompliziert, was die Politik macht. Einfach bekommen die nie hin. Man kann wohl auch Riester über Honorarberater abschließen, dies soll weniger Gebühren kosten, weil die keine Provision von der Versicherung bekommen, man zahlt den Berater ja selbst. Soll unterm Strich günstiger sein.
LG Klaus