Agrar-Aktie des Tages: BayWa AG
Aktuell tut sich einiges bei der BayWa AG (WKN: 519406 / ISIN: DE0005194062). Der Aktienkurs hat sich seit seinem Allzeithoch im November 2022 fast halbiert. 2023 hat BayWa rote Zahlen geschrieben, jetzt läuft das große Aufräumen.
Der Konzern geht zurück bis auf das Jahr 1893, damals noch unter dem Namen Bayerische Zentral-Darlehenskasse. Ziel war es durch einen Einkauf großer Mengen an Produktionsmitteln Landwirten günstigere Einkaufspreise zu verschaffen und dann ihre Erzeugnisse zu vermarkten. Dies macht die BayWa heute noch und ist damit zu Europas größten Agrarhändler geworden.
Die Niedrigzinsphase hatte BayWa, wie seine internationalen Wettbewerber auch, genutzt, um fleißig andere Unternehmen weltweit aufzukaufen oder um sich an ihnen zu Beteiligen. BayWa kommt so auf mehr als 500 Beteiligungen und bei einigen kriselt es. Nun überprüft BayWa, ob man sich von einigen Beteiligungen trennen kann.
Etwa ein Viertel des Umsatzes erzielt BayWa im Bereich der erneuerbaren Energien. Letztes Jahr wollte BayWa sein Solarhandelsgeschäft verkaufen und damit 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro erzielen. Nun kam es aber anders, die Preise für Solarmodule fallen immer weiter aufgrund der hohen Überproduktion am Weltmarkt. Es kam zu keinem Verkauf. Nun hofft man bei BayWa auf einer Erholung des Marktes in der zweiten Jahreshälfte und will dann einen neuen Anlauf starten. Natürlich wird BayWa damit den erhofften Preis nicht bekommen und muss einen Preisabschlag hinnehmen und musste Abschreibungen vornehmen. Das Geld soll dann für die Schuldentilgung und neue Wind- sowie Solarparks verwendet werden. Die langfristigen Verbindlichkeiten liegen bei über drei Milliarden Euro, von denen dieses Jahr noch 500 Millionen Euro abgebaut werden sollen.
International zählt BayWa Global Produce seit 2012 mit der Übernahme des weltweit tätigen Exporteurs und Erzeugers von Frischobst, T&G Global (Neuseeland) zu den bedeutendsten globalen Anbietern von Kernobst. Ein Zyklon hat allerdings der Apfelernte in Neuseeland kräftig zugesetzt.
BayWa ist auch im Baustoffhandel tätig und gebaut wird aufgrund der hohen Zinsen und politischen Problemen auch weniger. Somit kriselt es hier auch.
2023 musste BayWa so einen Verlust von 93,4 Millionen Euro hinnehmen, im Jahr zuvor lag der Gewinn noch bei 239,5 Millionen Euro. Damit fällt die Dividende für 2023 aus, für 2022 gab es mit Sonderdividende noch 1,20 Euro je Aktie.
Ich denke nicht, dass wir die Talsohle bei der Aktie schon gesehen haben. Langfristig kann BayWa sehr interessant sein. Die Weltbevölkerung nimmt weiter zu, die Anbauflächen weltweit für Getreide nehmen ebenfalls seit 2002 tendenziell wieder zu. Dennoch wird das nicht aufgehen. Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich den Preis. Die Missernten nehmen aufgrund des Klimawandels zu, Getreide wird langfristig gesehen daher teurer werden. Für Agrarhändler kommen die richtig guten Zeiten erst. Deswegen geht es seit Jahren darum, sich maximal viele Marktanteile zu sichern. BayWa ist zwar der größte Agrarhändler Europas, bei den ganz Großen spielt BayWa aber immer noch nicht mit.
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