Die Aktienmärkte laufen wieder heiß, sei besser etwas vorsichtiger in der nächsten Zeit
Ich beobachte schon seit einiger Zeit die Entwicklung an den Aktienmärkten. Es ist erstaunlich, was die Anleger alles für Schrottaktien kaufen. Mittlerweile kann man fast alle Aktien kaufen und sie werden steigen.
Dennoch ist diese Entwicklung gefährlich. Auf Dauer kann dies nicht gutgehen. Mich erinnert dies immer wieder an den Neuen Markt. Ich habe damals vor dem Platzen der Internetblase an der Börse angefangen, einen Teil meines Geldes vom Unternehmensverkauf dort zu investieren. Mein Depot war damals kräftig eingebrochen. Dies hat wohl jeder so erlebt, der damals schon dabei war.
Mein Glück damals war, ich hatte nur von drei oder vier Internet-Unternehmen Aktien, alles andere waren Fonds im Bereich der Old Economy. Daher hatte sich mein Depot nach einigen Jahren wieder erholt. Die paar Internetaktien waren nicht mehr viel wert, dies war zu verkraften. Mittlerweile kaufe ich nur noch Aktien, die Fonds habe ich schon lange nicht mehr, viel zu teuer die Gebühren. Da wären ein oder mehrere ETFs besser, wer keine Einzelaktien kaufen möchte.
Heute gibt es deutlich mehr gute Tech-Unternehmen als damals, viele sind sehr profitabel. Es wird sich aber auch weiterhin wie damals, die Spreu vom Weizen mit der Zeit trennen. Ein Schrotthaufen bleibt ein Schrotthaufen, egal wie viele Spekulanten glauben, dass es eine Perle ist.
Ich kaufe weiterhin Aktien, aber die Perlen, verkaufe auch keine. Meiner Linie bleibe ich treu. Ein Unternehmen muss profitabel sein, Umsatz und Gewinn müssen steigen. Nur ganz selten weiche ich davon ab. In letzter Zeit kaufe ich immer mehr Aktien von Unternehmen der Old Economy, also alles, was nicht Internet oder Software ist. Dennoch kaufe ich aber auch weiterhin Tech-Aktien, nur eben etwas weniger.
Die Old Economy wird gerne unterschätzt. Dort finden sich eine Menge Unternehmen, welche wie die Tech-Aktien durch die Decke gehen, Medizintechnik-Aktien sind sehr interessant. Dies ist auch Old Economy. Überhaupt der Gesundheitsbereich bietet sehr viel Potenzial für die Zukunft. Die Menschen werden immer älter, die Gesundheitsausgaben pro Kopf steigen.
Es ist schon seit einiger Zeit zu beobachten, dass die Anleger Gewinne aus dem Tech-Sektor realisieren und in Aktien der Old Economy investieren. Dies wird auch gerne als Sektorenrotation in Richtung Value bezeichnet. Ich nenne es lieber Old Economy statt Value. Die Aktien der Old Economy werden vermutlich dieses Jahr stärker steigen als letztes Jahr, daher die Sektorenrotation.
Schaue dir ruhig die Old Economy etwas genauer an. Dort lassen sich immer noch Aktien finden, die ein ganzes Stück unter dem Höchststand vor der Corona-Pandemie notieren. Diese Aktien könnten durchaus interessant sein, beispielsweise wären dies die Kreditkartenunternehmen oder Versicherer, aber auch in anderen Sektoren finden sich solche Perlen.
Meine Annahme ist, wenn es größere Korrekturen in der Zukunft gibt, die werden kommen, nur keiner weiß wann, dann könnten die Unternehmen der Old Economy weniger betroffen sein, weil diese bisher gar nicht so stark angestiegen sind, mit einigen Ausnahmen. Viele Aktien notieren immer noch unter ihrem Höchstkurs von vor der Pandemie.
Deshalb kaufe ich auch mehr jetzt in diesen Sektoren. Erst kürzlich habe ich Thermo Fisher und MSCI gekauft. Nicht sehr originell, aber diese Aktien laufen gut.
Die ersten Crash-Propheten quaken schon wieder herum, dass man alles verkaufen soll, die Welt untergeht, das Finanzsystem und der Euro zusammenbricht, das Übliche eben. Ich verkaufe keine Aktien, kaufe sogar jeden Monat dazu. Dennoch bin ich etwas vorsichtiger und kaufe mehr in der Old Economy. Man muss nur im Hinterkopf behalten, dass es in Zukunft mehr Korrekturen geben wird. Die Aktienmärkte sind heiß gelaufen, was nicht heißt, dass nächste Woche die Blase platzt.
Die beste Strategie ist Buy and Hold. Wenn die Blase platzt, egal. Dann sammle ich weiter günstige Aktien ein. Solange es Geld regnet, stell eine Badewanne vor die Tür, nicht nur einen Fingerhut. Ich freue mich über diese Kursanstiege, sage nicht nein dazu. Plug Power ist innerhalb der letzten zwei Tage um rund 50 Prozent angestiegen, so viel Geld verdienen andere in einem Monat im normalen Job. Ich freue mich.
Viele Aktien sind total überbewertet. Wir sehen eine Menge Börsengänge und Kapitalerhöhungen in letzter Zeit. Es kommt auch viel Schrott an die Börse, deswegen kaufe ich keine Aktien beim IPO. Die Unternehmen müssen sich erst einmal beweisen, dann kaufe ich auch gerne diese Aktien, vorher nicht. Viele dieser Unternehmen machen mehr Verlust als Umsatz, dennoch sind die Milliarden wert und steigen weiter. Dies ist verrückt!
Mittlerweile habe ich mich aber weitestgehend davon verabschiedet, nach dem KGV zu gehen, dies war früher anders. Wenn man langfristig investiert, ist es nicht ganz so schlimm, etwas teurer zu kaufen, solange der Umsatz und Gewinn steigt. Ich betone dies immer wieder, weil es mir sehr wichtig ist. Verdient ein Unternehmen kein Geld, ist es im Grunde nichts wert, auch wenn es einen Börsenwert im Milliardenbereich hat. Tech-Aktien haben ein hohes KGV, war schon immer so.
Daher bleib ruhig, kaufe weiterhin die Perlen und dann wird langfristig auch alles gut. Qualität setzt sich langfristig durch. Ich glaube, 2021 wird ein gutes Börsenjahr. Die Geldschleusen sind noch offen.
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Hallo Klaus,
abgesehen davon, dass die Welt wieder einmal unterzugehen droht (diesmal wohl ab Ende 2021), beobachte ich derzeit, dass Blue Chip Aktien im Bereich Lebensmittel, Putzmittel etc. im Minus sind oder seitwärts laufen, dafür aber Tesla et al abheben. Wie passt das mit dem scheinbar allgemeinen Kaufrausch durch Privatzocker via Robin Hood zusammen? Wenn es eine echte Rallye wäre, müssten doch eigentlich alle Werte auf Ausverkauf stehen, oder? War das bei der Dotcom-Blase auch so?
Gruß, Mogul
Hallo Mogul,
es gibt eine schöne Liste mit den 50 meistgehandelten Aktien bei Robinhood:
https://www.onvista.de/news/die-50-beliebtesten-robinhood-aktien-im-jahr-2021-425943561
Neulich habe ich eine Liste gesehen aus den USA, wo wie verrückt Pennystocks gekauft werden, alles Schrotthaufen gewesen. Die Zocker sind sehr aktiv, wie damals bei der Dotcom-Blase.
Die Konsumgüteraktien, seien es Lebensmittel oder Reinigungsmittelhesteller, aber auch teilweise Industrie und andere Sektoren, tuen sich schon seit Mitte 2019 schwer, bewegen sich seitdem oft schon seitwärts, teilweise fallen sie sogar. Ich glaube das hat zum einen den Grund, dass viele Anleger in Tech-Aktien eingestiegen sind. Die Menschen kaufen gerne wenn die Indizes neue Rekordstände erreicht haben, vorher steigen viele nicht ein. Vorher kaufen wäre klüger. Geld wird meist da investiert, wo die Renditen am höchsten sind. Auf der anderen Seite haben viele Sektoren auch Probleme, schon seit Jahren, wie die Autoindustrie, aber auch andere Industriebereiche, Chemie, Stahl, Öl, Tabak etc. Gibt immer Ausnahmen, aber oft ist es so. Um solche Aktien reißen sich die Anleger auch nicht gerade, daher die Seitwärtsbewegungen oder Kurseinbrüche.
Es ist immer noch eine Rally. Ich sehe das gut an meinem Depot, habe viele Unternehmen drin, über viele Sektoren, dreistellig. Viele Unternehmen haben neue Höchststände, wie Plug Power oder StoneCo, einige Tech-Aktien sind um die 15 Prozent seit Weihnachten runter, wie Trade Desk, andere Aktien bewegen sich wie du sagst auch seitwärts, wie meine Altium Ltd., fällt sogar etwas. Dies ist normal. Aber auch die Old Economy schlägt sich gut. Meine Pool Corp oder Trex Aktien sind nahe Höchstkurs. Insgesamt legt mein Depot zu. Die Rally läuft noch, die Geldschleusen sind offen, das neue US-Konjunkturpaket soll 2,5 bis 3 Billionen betragen. Allerdings kann eine Gefahr seitens der Anleihen drohen, sie werden attraktiver für Anleger. Somit steht weniger Geld für Aktien zur Verfügung. weniger Geld, weniger Kursanstiege.
Bei der Internetblase wurde alles gekauft, was ein .com im Namen hatte, egal wie viel Verlust die Unternehmen gemacht haben oder ob sie überhaupt schon einmal einen Umsatz hatten. Ist wie heute. Da werden auch Aktien von Unternehmen gekauft, wo der Verlust höher ist als der Umsatz. Andere Sektoren wurden aber auch wie irre gekauft. Die Qualität der Tech-Aktien ist heute deutlich besser. Es gibt immer noch viele Schrotthaufen, die an die Börse gehen, aber auch sehr viele profitable Unternehmen. Es gibt keinen Grund dieses Jahr für einen großen Crash, die Impfungen laufen, der Wirtschaft geht es besser, zumindest den großen Unternehmen an den Börsen. Wird vermutlch nur Korrekturen geben hier und da. Die Old Economy wird 2021 wohl besser laufen als 2020. Die Teslabewertung ist wahnsinnig, absolut realitätsfern. Sofern Tesla aber wieder den nächsten Meilenstein erreicht, die letzten Produktionsziele wurden nur um 50 Autos verpasst, würde es mich nicht wundern, wenn die Aktie weiter steigt. Tesla ist so viel Geld nicht wert. Daher kaufe ich aktuell immer mehr Old Economy. Auch da finden sich Aktien, die super laufen, Cintas, Mettler Toledo Interntional, MSCI, Moodys oder UnitedHealth.
LG Klaus
Hallo Klaus,
ich bin auf diesen schönen Blog aufmerksam geworden. Ich bin schon eine Weile dabei zu investieren und habe einen guten Überblick auf dem Aktienmarkt. Bei Anleihen habe ich noch meine Probleme. Ich möchte dir hierzu eine Frage stellen, die du auch oben ansprichst:
Hier eine Zeile von dir:
“Die Rally läuft noch, die Geldschleusen sind offen, das neue US-Konjunkturpaket soll 2,5 bis 3 Billionen betragen. Allerdings kann eine Gefahr seitens der Anleihen drohen, sie werden attraktiver für Anleger. Somit steht weniger Geld für Aktien zur Verfügung. weniger Geld, weniger Kursanstiege.”
Meine Frage hierzu, makroökonomischer Natur, die Anleihenrenditen steigen gerade, besonders in den USA. Grund dafür ist, dass Investoren aus Anleihen aussteigen, da sie die Erwartung haben, durch die Geldflutung der Zentralbanken steigt die Inflation und somit irgendwann der Marktzins. Dann würde man Anleihen mit höheren Kupons bekommen. Daher steigen viele also gerade aus. Das führt eben dazu, dass die Anleihekurse unter 100 (%) sinken und somit die Rendite zu 100 (%) (Rückzahlung der Anleihe durch Emittent) sowie der Kupon eine positive Gesamtrendite ergeben.
Beispiel:
Nehmen wir vereinfacht an ich habe die Anleihe für 100 EUR erworben, Kupon 1 %. Nun erwarte ich in der zweiten Jahreshälfte 2021 einen Anstieg der Marktzinsen und somit der Kupons neu ausgegebener Anleihen. Ich verkaufe in dieser Erwartungshaltung meine Anleihe heute unter dem Ausgabepreis für 98 EUR.
–> Die Rendite in diesem Beispiel steigt auf 3 % (2% von 98 EUR auf 100 EUR + 1 % Kuponzahlung). Soviel zum Grund, warum die Renditen steigen.
Was ich aber absolut nicht verstehe ist; Wenn doch die Renditen steigen und so viele Menschen aktuell aus dem sicheren Hafen, Anleihen aussteigen, dann wird doch jede Menge Kapital frei, was in den Aktienmarkt fließen müsste?
Wo ist da mein Denkfehler? Warum sind steigende Anleihenrenditen schlecht für den Aktienmarkt, wenn sie doch durch “Flucht” aus Anleihen verursacht werden?
Ich würde mich sehr über eine Hilfestellung freuen, ich komme hier einfach nicht weiter. 🙂
Danke und viele Grüße
Christian
Hallo Christian,
die Anleger sind deutlich risikofreudiger geworden, die Nachfrage nach Pennystocks und vielen anderen riskanten Aktien ist explodiert, weil die wirtschaftlichen Aussichten wieder besser sind. Da sich die Anleger mehr Renditen im Aktienmarkt und anderen Bereichen versprechen, verkaufen sie Anleihen. Somit sinken die Bondkurse und die Renditen steigen im Umkehrschluss, siehe US-Staatsanleihen in den letzten Tagen. Die Renditen sind nach der letzten Auktion wieder etwas gesunken allerdings. Die Nachfrage nach zwei Anleihen vom europäischen Rettungsfonds EFSF für 5 Milliarden Euro lag bei 70 Milliarden Euro, 14 Mal so hoch. Analysten gehen davon aus, dass die Renditen der US-Staatsanleihen weiter steigen werden, weil unter Joe Biden ein Konjunkturprogramm in Billionenhöhe kommen soll. Heute habe ich Zahlen zwischen 1,3 und 2 Billionen gehört. Ist offenbar etwas weniger geworden, als erst im Gespräch waren. Sollten mal zwischen 2,5 und 3 Billionen sein. Goldman Sachs und Morgan Stanley gehen von einem Rückgang bei den amerikanischen Anleihekäufen der Notenbank aus, vielleicht gegen Ende des Jahres. Schau dir mal den US-Dollar an, ganz schön schwach geworden, dies könnte sich ändern, meinen die Analysten. Grund könnte das hohe Konjunkturpaket in den USA sein und eine Normalisierung der Zinspolitik durch die Notenbank, was gut für den Dollar wäre. Der Realzins wird dann vermutlich weniger negativ ausfallen, dies belastet die Unternehmen dann mehr. Alles zusammen ist nicht gut für die Aktienmärkte. Es wird meiner Ansicht nach keinen Crash oder großen Einbruch geben, nur die Nachfrage nach Aktien wird etwas abnehmen und die Renditen am Aktienmarkt werden vielleicht etwas schlechter ausfallen als 2020. Hier und da wird es mal eine Korrektur geben, meistens wohl im Tech-Bereich. Es wird nicht so sein, dass nur noch halb so viele Aktien gekauft werden, so extrem nicht, nur etwas weniger vermutlich. Dadurch könnten die KGVs auch etwas sinken, sind extrem hoch aktuell, oft viel zu hoch. Analysten haben Mitte 2020 schon mit KGVs von 2022 gerechnet, damit die nicht so hoch aussehen. Jetzt rechnen die schon teilweise mit KGVs von 2023.
LG Klaus