LEGO als Buy-and-hold Investment? Kann man mit LEGO passiv Geld verdienen?
LEGO Investments scheinen immer beliebter zu werden. In den sozialen Medien wird dafür mächtig Werbung gemacht. Passiv Geld verdienen mit LEGO Sets. Dabei soll man auf auslaufende, original verpackte und lizenzierte LEGO Sets setzen. Die sollen dann in einigen Jahren das große Geld bringen.
Auf einigen Webseiten kann man zwar nachlesen, welche Sets demnächst vielleicht auslaufen werden, eine Garantie ist dies aber nicht. Man kauft sich dann ein paar LEGO Sets davon und denkt, die laufen in ein paar Monaten aus und was passiert? Nichts, sie werden munter weiterverkauft, keine Wertsteigerung. Der Markt wird mit weiteren LEGO Sets überflutet, der Wert des Sets sinkt meist sogar.
Oft kommt dann das Beispiel vom Star Wars Millennium Falcon 5197, welcher für mehr als 2.000 Euro angeboten wird. Es gibt immer einmal solche Extrembeispiele, wo sich eine Investition gelohnt hätte. Man weiß es aber nicht vorher. Es sind immer alles nur Vermutungen. Viele LEGO Sets, welche theoretisch steigen müssten, sind in der Vergangenheit aber auch stark im Wert gesunken.
Dies wird natürlich nicht so oft in den Videos erwähnt. Die Klickrate ist einfach höher, wenn man von Extrembeispielen mit hohen Wertsteigerungen erzählt. Es gibt ein paar Blogs, da haben sich einige tatsächlich solche LEGO Sets gekauft und schön aufgelistet, was sie Wert sind. Meist sind die im Minus.
Ein weiteres Risiko sind neu aufgelegte Sets von alten Verkaufsschlagern bei LEGO. Der Millennium Falcon wurde auch neu aufgelegt, danach ging es mit dem Wert des ursprünglichen alten Sets gleich nach unten. Die Zeiten mit 2.500 Euro und mehr sind vorbei.
Dazu kommt die Lagerung, Versand, Verkaufsgebühren und vieles mehr. Selbst wenn man etwas im Plus ist, bleibt nach Abzug der Gebühren meist nichts mehr übrig. Immer mehr Reseller wollen jetzt mit LEGO Geld verdienen, der Markt wird teilweise mit diesen Sets überschwemmt. Dies ist alles gar nicht so einfach. Deswegen würde ich von LEGO als langfristiges Investment abraten.
Mein Favorit sind Aktien. Wer keine einzelnen Aktien mag, kann sich gerne auch ETFs kaufen. Dies ist weniger spekulativ. Man sieht das Unternehmen, dass seit Jahren wächst und kann dann davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit ganz gut ist, dass es so weitergeht. Somit wird auch die Aktie im Wert steigen.
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Da bin ich weitgehend bei dir, allerdings mit zwei wichtigen Einschränkungen:
1. macht es nichts, wenn ein Set als Ganzes nicht im Wert steigt. Wer die Nummer richtig anpackt, für den ist es sogar eher normal als die Ausnahme, statt komplette Sets zu verscherbeln diese auseinander zu nehmen (sog. “part out”) und dann die Minifigs (die steigen nahezu ausnahmslos immer im Wert, den der Markt bereit ist zu zahlen), OVP und Anleitung sowie die Steine separat zu verkaufen. Natürlich macht das weitaus mehr Arbeit als einen Karton aus dem Lager zu holen und zu versenden, bringt allerdings auch erheblich mehr Marge. Die Finger lassen muss man da natürlich konsequent von allen Sets, die Lego bereits überteuert auf den Markt wirft (PartOut-Value unter dem Verkaufspreis), was inzwischen leider immer häufiger vorkommt.
2. Statt sich auf brandneue Sets in OVP mit MINT-Qualität zu stürzen (der Markt ist wie von dir beschrieben inzwischen völlig überlaufen, und da werden noch sehr viele “boah geil, reich mit Lego”-Noobs ihr persönliches Waterloo abholen), ist es vielfach sinnvoller, sich gezielt nach gebrauchten Sammlungen umzusehen, idealerweise von nicht all zu kleinen Kindern, die die Steine noch gern mit den Zähnen getrennt haben. Da kannst du wahlweise die Sets zusammenstöpseln und dann als Ganzes verkaufen (lohnt nur bei wenigen Reihen wie Starwars, HarryPotter, Indiana Jones, Ninjago, Creator Expert Modular Buildings), oder wiederum die Minfigs und Steine sortiert separat nach Kategorien.
In jedem Fall, egal welchen Ansatz man wählt, kommt kein ordentlicher “Stundenlohn” herum, sondern eher etwas in der Grössenordnung von 5 EUR/h höchstens. Mehr als ein sich halbwegs selbstfinanzierendes Hobby kann das für die wenigsten werden. Wenn man nicht eh selbst Sammler ist und Spass am Spiel und der Entspannung mit Klemmbausteinen hat, dann wird man mit diesem “Investitionsansatz” keine langfristige Freude haben. Reich wird man damit eh nicht.
Hinzu kommt, dass The Lego Group (TLG) einfach keine gute und langfristig stringente Produktpolitik auf die Reihe bekommt. Beispiel: die Starwars Sets aus den Jahren 2011 bis 2014 waren Knaller, die auch heute noch extrem gefragt sind. Gerade deshalb sind diese Sets selbst gebraucht im Wert extrem gestiegen. Man frage sich doch bitte “warum das?” – einfach weil neuere Sets zwar grösser geworden sind mit mehr Steinen und Details, mit Farbseuche, Farbvariationen und Aufkleberflut qualitativ ggü. den früheren Sets gravierend abgebaut haben. Es gibt sehr wenige Modellreihen wie z.B. Minecraft, bei denen die Qualität sich auch nach vielen Jahren noch halbwegs gehalten hat.
Hallo KauntNull,
einige kaufen sich nach Weihnachten, wenn einige Läden die Preise für die Weihnachtssachen/Adventskalender heruntersetzen, die Sets und zerlegen die dann. Auf den ersten Blick bleibt ein Gewinn übrig. Wenn man dann aber die Zeit und ebay-Gebühren rechnet, ist es nur noch ein Verlustgeschäft. Das erinnert mich an die Barbie-Manie. Wie verrückt wurden die Sammlerpuppen teuer gekauft und heute sind sie fast nichts mehr wert.
LG Klaus
Ganz genau, Klaus. Mit diesen Spekulanten habe ich daher auch wenig Mitleid. (Die Weihnachtskalender sind obendrein wertlose Massenware, bei der wegen der abgesetzten Menge nicht einmal die Minifiguren nennenswerte Wertentwicklung erleben)
Generell sollte man wohl bei Lego nicht von “Investition” sprechen, sondern von “Spekulation”. Wie im Kommentar zuvor von mir geschrieben – wenn du nicht eh selbst gerne Lego sammelst und damit Freizeit verbringst, ist das nichts.
Und “passives Einkommen” ist es schon gar nicht, sondern bestenfalls Händlertätigkeit. Diejenigen, denen als Vertriebsweg nur Ebay einfällt, sind übrigens nicht die hellsten Kerzen im Leuchter, denn es gibt spezialisierte Plattformen nur für Lego, die erheblich günstiger sind und lustigerweise mehr Reichweite in der primären Zielgruppe haben.
Ich merke gerade, dass ich meine langjährige Erfahrung als Legosammler mal als Artikel(serie) zusammenfassen könnte.
Liebe Grüsse