Norilsk Nickel Aktie stürzt ab: 11% Dividendenrendite mit russischer Rohstoff-Aktie möglich
Russische Aktien sind aufgrund ihrer hohen Dividendenrenditen sehr interessant für Anleger. Norilsk Nickel, auch Nornickel genannt, ist eine der interessantesten russischen Dividendenaktien. Es gibt die russische Aktie (WKN: 728841 / ISIN: RU0007288411) und das ADR (WKN: A140M9 / ISIN: US55315J1025). Ich kaufe nur Aktien, keine ADRs. Achte immer bei einem Wertpapierkauf darauf, was du kaufst, die Aktie oder ein ADR.
ADRs (American Depositary Receipts) sind keine Aktien, dies sind Hinterlegungsscheine (Zertifikate), welche eine bestimmte Anzahl an Aktien verkörpern. Es gibt auch GDRs (Global Depository Receipts), ist wie ein ADR, nur eben nicht aus den USA, sondern aus einem anderen Land.
Ein ADR muss nicht einer Aktie entsprechen. Es kann nur ein Bruchteil einer teuren Aktie entsprechen oder auch für mehrere stehen. Sie werden quasi an der US-Börse als Vertretung einer Aktie gehandelt. Das ADR notiert in US-Dollar. Somit wird die Dividende auch in US-Dollar ausgezahlt. Kaufst du die Aktie an der Moskauer Börse, dann erhältst du die Dividende in Rubel.
Vereinfacht ausgedrückt funktioniert das so. Eine US-Bank gibt ein Zertifikat (ADR) heraus und die eigentlichen Aktien, für die das ADR steht, werden dann woanders dafür verwahrt. ADRs sollen den Handel mit ausländischen Aktien in den USA erleichtern. Normalerweise müssen Aktiengesellschaften ein umfangreiches Zulassungsverfahren durch die SEC durchlaufen, damit sie an der US-Börse gehandelt werden können. Ein ADR vereinfacht das.
Einige Pensionsfonds und institutionelle Anleger unterliegen Beschränkungen bzgl. Investitionen in ausländische Aktien, so können sie dies oft umgehen. Sie kaufen ja keine ausländische Aktie, sondern ein amerikanisches Wertpapier.
ADRs haben natürlich auch Nachteile, weshalb ich keine kaufe. Sie können durchaus mit einem Aufgeld gegenüber der Original-Aktie gehandelt werden, der Spread ist größer, manchmal im zweistelligen Prozentbereich. Beim Verkauf kann es zu einem Abgeld kommen. Man muss sich darauf verlassen, dass die Bank nicht mehr ADRs herausgibt, als sie überhaupt an Aktien besitzt. Dies ging in der Vergangenheit auch schon mal schief. Natürlich besteht auch ein Emittentenrisiko.
Dazu gibt es oft Fixkosten für die Dividenden je ADR. Die sind nicht prozentual, sondern fixe Beträge. Die Kosten beziehen auf jedes einzelne ADR, nicht pauschal auf den Gesamtdividendenbetrag. Wenn man denn noch die Quellensteuer, Abgeltungssteuer, Soli und Einzugs-Gebühren der Depotbank abzieht, kann man froh sein, wenn noch 20 Prozent von den Dividenden übrigbleiben. Dies schwankt etwas. Ich habe das jetzt etwas überspitzt. Daher Vorsicht bei ADRs, ich kaufe die nicht. Über meinem Broker LYNX* kannst du direkt an der Moskauer Börse Aktien kaufen, auch die von Norilsk Nickel.
Nun endlich zur Norilsk Nickel Aktie. Nornickel ist Russlands führendes Metall- und Bergbauunternehmen, führender Hersteller von Palladium und raffiniertem Nickel und einer der größten Platin- und Kupferproduzenten. Das Unternehmen produziert auch Kobalt, Rhodium, Silber, Gold, Iridium, Ruthenium, Selen, Tellur und Schwefel. Die Preise schwanken natürlich bei Rohstoffen, somit auch der Gewinn des Unternehmens und die Dividende.
Im letzten Jahr lag in Relation zum aktuellen Aktienpreis die Dividendenrendite bei rund 11 Prozent. Dann kam der Coronacrash, die Aktie war um rund ein Drittel eingebrochen. Danach ist sie wieder in der Höhe geschossen, höher als vor dem Crash. Gold und andere Edelmetalle sind teuer geworden. Seit Mitte/Ende Mai gehts wieder abwärts. Die Aktie ist von 23.000 auf 18.000 Rubel gefallen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt, dass ein Brennstofflager leckgeschlagen ist. Es sollen 21.000 Tonnen Diesel in das Grundwasser und nah gelegene Flüsse gelangt sein. Im Fernsehen konnte man einen anscheinend verärgerten Präsidenten Wladimir Putin sehen, der angeblich erst nach zwei Tagen aus den sozialen Medien davon erfahren hat. Er hat den Verantwortlichen mit Konsequenzen gedroht.
Dies war offenbar aber nur eine Show für die Medien und Bürger. Der Haupteigentümer von Norilsk Nickel, der reichste Russe, Wladimir Potanin, mit einem geschätzten Vermögen von knapp 20 Milliarden Dollar, kam aber glimpflich davon. Norilsk Nickel will die Kosten von 130 Millionen Euro für die Beseitigung der Umweltschäden tragen. Von Putin gab es nur einen kleinen Tadel und eine Belehrung, dass es wohl besser gewesen wäre, das Tanklager vorher auszuwechseln. Diese Gefahr für die Anleger scheint gebannt zu sein.
Wenn es dick kommt, dann aber richtig. Gleichzeitig wurde bekannt, dass auch eine Müllhalde mit Industrieabfällen in Brand steht. Jetzt wurde bekannt, dass auch ein See mit Abwässern durch Norilsk Nickel verseucht wurde. Greenpeace spricht von ein illegalen Abwasserablass. Das Wasser soll aus einem Absetzbecken einer Aufbereitungsfabrik stammen. In dieser Fabrik werden Kupfer- und Nickel gereinigt. Daher sollen sich im Absetzbecken Schwermetallrückstände befinden.
Laut Katastrophenschutzbehörde sollen es zwischen 5.000 und 6.000 Kubikmeter verseuchte Abwässer gewesen sein. Der Konzern begründete dieses Vorgehen mit einem möglichen Überlaufen des Beckens durch Regenfälle. Daher soll das Abpumpen notwendig gewesen sein.
Die Chefin der russischen Umweltaufsichtsbehörde hat dem Konzern jetzt offenbar Rückendeckung gegeben, ermittelt wird wohl trotzdem. Auf die Anleger werden vermutlich auch diese Kosten für die Beseitigung zukommen. Bei einem operativen Ergebnis von rund 5,5 Milliarden Euro 2019 wird dies kein Problem sein.
Es gibt eine Art Aktionärsvertrag, welcher besagt, dass Nornickel 60 % seines EBITDA als Dividenden ausschütten will, solange das Verhältnis von Nettoschulden zum EBITDA unter 1,8 liegt. Dieser läuft allerdings 2022 aus.
Nornickel möchte 2023 bis 2025 mehr Geld in das Unternehmen investieren, weil die Nachfrage nach Rohstoffen für die Elektroautos steigt, vor allem nach Nickel und Kobalt für die Akkus. Von diesem Boom möchte auch Nornickel profitieren. Die Dividende soll in diesen drei Jahren gekürzt werden, um wie viel, ist noch unklar.
Für mich klingt diese Begründung schlüssig. Es ist unbestritten, dass die Nachfrage nach Elektroautos weltweit steigt. Irgendwo müssen die Rohstoffe ja herkommen. Natürlich muss man auch mehr investieren, wenn man mehr Umsatz erzielen möchte. Ich werde mir den Kursrutsch noch 14 Tage lang anschauen und dann Aktien von Nornickel direkt an der Heimatbörse in Moskau über LYNX* kaufen. Selbst wenn die Dividende für drei Jahre halbiert wird, immer noch gut. Ist ja nur vorübergehend. Diese Variante gefällt mir besser, als in überteuerte Wasserstoff-Aktien zu investieren.
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Hallo Klaus,
danke für den Tip! Schaue mir gerade auch GAZPROM wieder genauer an. Rosneft ist sich interessant.
Gruß, Mogul
Hallo Mogul,
Gazprom steht auch noch auf meiner Einkaufsliste. China als Großabnehmer ist schon interessant. Wenn die Nord Stream 2 hinbekommen, wird es noch interessanter. Sberbank lief auch recht gut.
LG Klaus
Die Grundaussage im Sinn “lieber Aktie als ADR” finde ich nachvollziehbar und richtig.
Die Zusatzrisiken von ADRs sind also:
“[..] Man muss sich darauf verlassen, dass die Bank nicht mehr ADRs herausgibt, als sie überhaupt an Aktien besitzt. Dies ging in der Vergangenheit auch schon mal schief. Natürlich besteht auch ein Emittentenrisiko [..]”
Gilt das dann nicht eigentlich auch für ETFs? Ein ADR gedanklich als Ein-Aktien-ETF? Selbst wenn die im ETF enthaltenen Aktien Sondervermögen sind und daher kein Emittentenrisiko besteht, könnte eine Investment-/Kapitalverwaltungsgesellschaft es ja auch nicht so genau nehmen. Man muss sich also darauf verlassen, dass sie die Aktien hat und dass sie auch ordentlich im Sondervermögen “angekommen” sind. Falls nicht, gäbe es hier auch wieder Emittentenrisiko.
Übersehe ich etwas? Denn wenn “ADR hat höhere Nicht-Markt-Risiken gegenüber der Aktie” gültig wäre und “ADR und ETF haben gleiche Nicht-Markt-Risiken” müsste ja auch gelten “ETF hat höhere Nicht-Markt-Risiken gegenüber der Aktie”.
Außer in der persönlich ungeliebten Swap-Variante, hätte ich ETFs aber gegenüber einem fiktiv gleich verteilten Aktienportfolie keine zusätzlichen Risiken eingerechnet. Übersehe ich etwas?
Hallo Finanzheini,
theoretisch ja. Man könnte ein ADR als einen kleinen ETF sehen. Wobei ich bei ETFs eher das Risiko bei den synthetischen sehe, da kann alles drin sein. Irgendwo muss man sich immer auf die Bank oder Broker verlassen. Hat man beim Aktienkauf auch. Da muss man auch darauf vertrauen, dass die richtig hinterlegt sind. Dies gilt auch für das Bargeld im Depot. Es gibt jetzt sogar den Cum-Fake-Skandal, dass ist der Nachfolger von Cum-Ex:
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/die-cum-fake-affaere-steuergeld-fuer-phantomaktien
LG Klaus