Stammaktien oder Vorzugsaktien – die Unterschiede und welche ich kaufe
Was ist der Unterschied zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien? Die Begriffe Stammaktien und Vorzugsaktien hast du bestimmt auch schon öfter bei dem ein oder anderen Unternehmen gelesen. Nicht bei jedem Unternehmen gibt es diese beiden Aktienformen. Oft sieht man diese eher bei den großen Aktiengesellschaften.
Vorzugsaktien und Stammaktien haben in der Regel einen Kursunterschied. Stammaktien werden teurer gehandelt. Eine Stammaktie besitzt ein Stimmrecht, welches du auf der jährlichen Hauptversammlung ausüben darfst, dafür zahlst du dann eben auch mehr für die Aktie.
Vorzugsaktien besitzen hingegen kein Stimmrecht. Es gibt allerdings eine Bevorzugung bei der Dividende, welche etwas höher ausfällt. Auch können Vorzugsaktienbesitzer gegenüber Stammaktienbesitzer bei einer Insolvenz besser dran sein.
Ich besitze beispielsweise Vorzugsaktien vom Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG. Im Mai wurde bekannt, dass die Dividende gekürzt wird. Die Aktionäre bekommen für jede Stammaktie 35 Cent und für jede Vorzugsaktie 36 Cent. Vorzugsaktienbesitzer erhalten also rund drei Prozent mehr Dividende, in diesem Fall und zahlen weniger für ihre Aktie.
Nun gibt es den Fall, dass manchmal auch ein Unternehmen übernommen wird bzw. eine Übernahme durchgeführt werden soll. Um die Mehrheit der Stimmrechte zu erhalten, sind das Ziel dann, möglichst viele Stammaktien zu besitzen. Dementsprechend schießen die Stammaktien dann meist deutlich stärker in die Höhe, als die Vorzugsaktien.
Wenn ich die Wahl zwischen einer Stammaktie und einer Vorzugsaktie habe, wähle ich immer die Vorzugsaktie, wegen der etwas höheren Dividende und den günstigeren Preis. Institutionellen Anlegern liegt mehr an den Stammaktien, weil sie bei Unternehmen mitbestimmen möchten.
Es gibt durchaus Privatanleger, welche auch die Stammaktien bevorzugen. Ich kenne einige Anleger, die kaufen die nur, um den Tag zu verbringen, kein Scherz. Sie haben sich von einer Vielzahl deutscher Unternehmen ein paar Stammaktien gekauft, um dann die Hauptversammlungen besuchen zu können. Manchmal sind sie mehrere Tage die Woche unterwegs, oft im Herbst, weil da viele Hauptversammlungen stattfinden. Sie machen dann einen Tagesausflug mit kostenlosem Mittagessen bei der Hauptversammlung.
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Kommt vielleicht auch immer auch etwas darauf an wie sehr die Preis- und Dividendenunterschiede sind.
Ich hatte mich z.B. kürzlich zwischen Alphabet A und C zu entscheiden. Die scheinen keine Dividendenunterschiede zu haben. A hat Stimmrecht, C hat kein Stimmrecht. Der Preisvorteil bei C hat aber nur deutlich unter 1% betragen (aktuell 1.505 USD zu 1.500 USD = 0,33% mehr; war sogar noch weniger) und daher hatte ich mich aus eben diesem Grund (“welche davon zieht mehr an wenn es mal Übernahmeaktionen geben sollte?”) für A entschieden. Je größer die preisliche Differenz ausfallen würde, desto eher wäre ich dann aber doch wieder bei C.
Im deutschen Umfeld bin ich wegen der unterschiedlichen Dividendenhöhe aber ebenfalls standardmäßig bei Vorzugsaktien. Bis zum Rentenalter mit möglicher Beschäftigungstherapie ist es bei mir noch eine Weile hin. Wenn man es denn unbedingt möchte, reicht dafür ja dann auch eine einzige Stammaktie. Macht ja dann auch nichts beide Varianten zu haben.
Hallo Finanzheini,
Alphabet schüttet keine Dividenden aus, wird es vermutlich wohl auch nie. Bei so einem kleinen Preisunterschied kann man auch die A-Aktie nehmen, wobei sich die Frage stellt, wer Alphabet jemals kaufen sollte. Bei deutschen Aktien mit Dividenden sind die Unterschiede größer. BMW VZ 43 Euro, ST 55 Euro.
LG Klaus
Vielen Dank für diesen Artikel. Bei der Frage nach Vorzugs- oder Stammaktien muss man bewerten, was einem wichtiger ist: Dividende oder Mitbestimmung. Ich tendiere sogar dazu, lieber Stammaktien zu wählen, weil ich mich als Mit-Eigentümer an der Aktiengesellschaft sehe und mich auch zu Wort melden möchte. Gerade wenn ich mit dem Management nicht zufrieden bin, möchte ich durch mein Stimmverhalten meine Meinung zeigen. Sartorius steht auch auf meiner Watchlist. Es ist ein spannendes Unternehmen.
Hallo Aaron,
um etwas bei einer AG mitbestimmen zu können, muss man viele Anteile haben. Mit ein paar Aktien kann man nichts verändern. Ich kenne einige, die Stammaktien bevorzugen und zu den HV fahren. Die Kosten für die Fahrt sind meist höher als die Dividende. Ich fahre zu keinen HV, Zeit- und Geldverschwendung. Wenn mir der Kurs des Unternehmens nicht gefällt, kann ich meine Aktien verkaufen. So sehe ich das. Daher bevorzuge ich Vorzugsaktien.
LG Klaus
Äh ja, bei beiden keine Dividende ist eben auch kein Unterschied bei der Dividende 😉 [Ich fahre keine reine Dividendenstrategie, daher hatte ist mir das gar nicht explizit gemerkt.]
Ich wüsste heute auch nicht wer Alphabet oder Apple aufkaufen sollte, aber um mal Beispiele der letzten 15-20 Jahre zu nennen: Yahoo oder Nokia waren auch mal so bedeutend, dass man sich deren Niedergang nicht hätte vorstellen können.
@Aaron: Ich würde auch sagen, dass die Möglichkeit zur Mitbestimmung gegen Null tendiert. Zur Wortmeldung reicht ja notfalls eine Stammaktie, ob die restlichen z.B. 99 Stück nun ebenfalls Stamm- oder eben Vorzugsaktien sind, spielt dafür keine wirkliche Rolle. Bei einer GmbH kannst du auch 49% haben, also definitiv “Miteigentümer” sein, aber dennoch keinerlei wesentliche Mitbestimmung durchsetzen können. Bei einer AG sind es dann 1/100.000tel statt 1/1.000.000tel, also sogar noch wesentlich marginaler als im GmbH-Beispiel.
Hallo Finanzheini,
ich kaufe vorwiegend Dividendenaktien, hab jetzt glaube ich, drei Unternehmen ohne Dividenden im Depot. Es gibt noch eine Sperrminorität mit über 25 Prozent.
LG Klaus
Ich hatte bislang nur eine virtuelle Hauptversammlung bei der Allianz AG. Ich hätte schon Lust, mal zu einer solchen Veranstaltung hinzufahren. Es ist wichtig, dass gerade Kleinanleger sich beteiligen, sonst bestimmen am Ende nur große Investoren und Hedge Fonds über die Zukunft des Unternehmens. Wenn viele kleine Leute zusammenhalten, ist man stark.
Hallo Aaron,
dass ist nur Theorie. Kleinanleger können nicht viel erreichen. Die insitionellen Anleger machen die Ansagen, vor allem Blackrock. Auf einer HV haben die Kleianleger, die paar, welche dort vor Ort sind, so gut wie keine Anteile. Die kommen wahrscheinlich bei der Allianz nicht einmal auf einen Prozent im Saal.
LG Klaus