Deutsche Immobilienaktie des Tages: TAG Immobilien AG
Für Immobilienunternehmen ist derzeit keine gute Zeit. Vonovia verkündete kürzlich, 60.000 geplante Wohnungen doch nicht bauen zu wollen. Viele Immobilienunternehmen schreiben aktuell rote Zahlen, laufende Bauprojekte haben sich drastisch verteuert, die Zinsen steigen, die Werte der Bestandsimmobilien sinken. Derzeit gilt in der Branche, schrumpfe dich schlank. Um die Zinskosten zu senken, trennen sich die Unternehmen von einem Teil ihres Portfolios.
All dies führt zu sinkenden Aktienkursen, wobei dies noch sehr zurückhaltend ausgedrückt ist. Der Aktienkurs der Hamburger TAG Immobilien AG (WKN: 830350 / ISIN: DE0008303504) hatte rund 80 Prozent verloren, sich mittlerweile wieder verdoppelt. Gestern ging es erneut über fünf Prozent nach unten.
Generell sind Wohnimmobilienaktien sehr interessant. Jeder Mensch braucht ein Dach über dem Kopf und Wohnungen sind knapp, vor allem unter Berücksichtigung der Einwanderungswelle. In Deutschland fehlen über 700.000 Wohnungen, Tendenz stark steigend.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir schon die Bodenbildung bei Immobilienaktien in Deutschland gesehen haben. Es wird laut EZB wohl noch einige Zinsanhebungen geben. Je höher die Zinsen, desto höher die Belastung für die Immobilienunternehmen, da sie ihre Immobilien großteils mit Krediten finanzieren.
Selbst wenn die EZB verkündet, keine Zinsanhebungen mehr zu planen, muss dies noch nicht die Talsohle der Aktien der Immobilienunternehmen sein. Kredite sind über Jahre zinsgebunden. Erst bei der Refinanzierung schlagen die hohen Zinsen zu und belasten so nach und nach das Ergebnis. So kann es in den kommenden Jahren zu weiteren schlechten Nachrichten für die Immobilienunternehmen kommen.
Wenn die Inflation zurückgeht, wird die EZB die Zinsen auch wieder senken. Dies würde dann die Aktienkurse beflügeln. Wer sich für Immobilien-Aktien interessiert, muss einen halbwegs guten Einstiegszeitpunkt finde, möglichst vor der Zinssenkung in einigen Jahren.
TAG Immobilien ist in Deutschland und Polen aktiv. In Deutschland besitzt der Konzern 85.748 Wohneinheiten (Stand: 30.06.2023), ein halbes Jahr zuvor waren es 86.914 Wohneinheiten. Zur Liquiditätssteigerung wurden Immobilien verkauft. In Polen besitzt TAG Immobilien 2.281 Wohneinheiten, verkauft im ersten Halbjahr 2023 wurden dort 1.817 Wohneinheiten.
2022 hatte TAG Immobilien den führenden polnischen Projektentwicklers ROBYG gekauft. Insgesamt ist in den nächsten sechs bis sieben Jahren der Aufbau eines Mietwohnungsportfolios von rund 20.000 Wohnungen in Polen geplant. TAG Immobilien fährt in Polen zweigleisig, Bau von Wohnungen für den Eigenbestand und Bau von Wohnungen für den Verkauf. Den Gewinn aus dem Verkauf kann man dann für das eigene Portfolio einsetzen.
Im ersten Halbjahr 2023 stand ein Verlust von -304,7 Millionen Euro in den Büchern, ein Jahr zuvor war es noch ein Gewinn von 301,8 Millionen Euro. Das deutsche Immobilienportfolio musste nochmals abgewertet werden, wie das Halbjahr zuvor bereits. In Deutschland betrug die Abwertung im ersten Halbjahr 2023 7,4 Prozent, im Halbjahr zuvor waren es 5,5 Prozent. Das Vermietungsportfolios in Polen wurde etwas aufgewertet.
Aus Anlegersicht könnten sinkende Zinsen der EZB auch wieder zu stärker steigenden Bewertungen das Immobilienportfolios führen. Die aktuell zu erwartenden steigenden Zinsen sind hingegen wie Gift.
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