Du lebst sparsam, bist unglücklich, dein Umfeld konsumiert wie verrückt und lässt es krachen?
Ich hatte kürzlich in einem anderen Blog eine Kommunikation mit einem Leser dort. Er war 33 Jahre alt, verdient 2.000 Euro im Monat brutto, hatte bereits ein Vermögen von 59.500 Euro aufgebaut. Sein Vermögen bestand großteils aus Aktien und ETFs, Kryptowährungen sowie Gold. Seit zwei Jahren ist er an der Börse.
Für sein Alter finde ich knapp 60.000 Euro Vermögen, bei so einem geringen Einkommen, sehr gut. Dazu kann man nur gratulieren, toll gemacht! Er war allerdings sehr unglücklich, hatte schon Selbstmordgedanken. In seinem Umfeld konsumieren alle, lassen es richtig krachen. Er zweifelt daran, ob sich das Sparen überhaupt lohnt. Seine Sparquote hat er so hochgefahren, wie nur möglich, sich nie wirklich etwas gegönnt.
Offenbar befindet er sich im Hamsterrad. Er fühlt sich alleine, hat noch nicht die richtige Partnerin gefunden. Ich vermute, dass es vielen Sparern so geht. Man sieht, wie andere sich alle zwei Jahre ein schickes neues Auto kaufen, viel reisen, tolle Kleidung anhaben und oft Restaurants besuchen. Sie leben offenbar gut.
Man selbst lebt aber anders, gibt möglichst wenig aus, verzichtet auf einiges, spart wo es nur geht. Diese Lebensweise ist das vollkommene Gegenteil. Da kann man schon mal neidisch auf die anderen schauen.
Allerdings ist der sparsame Weg der richtige, er führt raus aus dem Hamsterrad. Abgerechnet wird immer am Schluss. Mit einem geringen Einkommen ein größeres Vermögen aufzubauen dauert natürlich deutlich länger, als wenn man mehr verdient. Wer mehr verdient, kann neben dem Sparen auch mehr Geld zum gleichzeitigen Konsumieren aufwenden.
Alles hängt vom Ziel ab. Wie viel Geld benötigt man wann und wie viel Geld kann man dafür einsetzen, um dieses Ziel zu erreichen? Diese Faktoren entscheiden darüber, ob man neben dem Sparbetrag noch Geld übrig hat für einen gehobeneren Lebensstil bis dahin.
Ich sage immer, erst kommt der Vermögensaufbau, dann der Porsche, wenn man einen haben möchte. Viele konsumieren wie verrückt, meist sogar auf Pump. Sie geben ihr gesamtes Einkommen jeden Monat aus, legen kein Geld für schlechte Zeiten zurück. Dies geht auf Dauer nicht gut.
Wer sich mit dem eigenen Vermögensaufbau beschäftigt, der wird am Ende der Gewinner sein. Mit einem gewissen Vermögen im Hintergrund kann man sein Leben dann auch umstellen. Weniger arbeiten, mehr reisen, mehr konsumieren. Dies ist alles machbar. Man sollte diese Ausgaben dann aber von den Kapitalerträgen bezahlen und nicht der Substanz entnehmen.
Die Sparphase verschiebt meist nur die Konsumphase nach hinten. Wer viel verdient, kann beides, sparen und konsumieren. Nicht jeder verdient aber so viel, der muss sich entscheiden, will er sparen und Vermögen aufbauen oder konsumieren. Ich war immer für das Sparen.
Viele denke, wenn sie Rentner sind, fallen sie tot um. So ist es nicht. Viele werden 90 Jahre und älter. Wer dann nur die gesetzliche Rente hat, der bekommt ein Problem. Dies sollte jedem klar sein. Wer es nicht wahrhaben will, braucht sich später nicht wundern, wenn ihn die Realität einholt.
Werbung
Zwei Gedanken dazu. Erstens, wow, so jung mit dem Gehalt soviel Vermögen aufbauen ist eine Großartige Leistung. Wenn er so weiter macht dauert die finanzielle Freiheit nicht mehr lange. Vorausgesetzt er plant mit seinem jetzigen Lebensstil.
Doch jetzt kommt das ABER. Wer derart unglücklich mit seinem Leben ist, der lebt falsch! Finanzielle Freiheit ist ein tolles buzzword, aber wenn dich der Weg dahin so unglücklich macht, dass du Selbstordgedanken hast, dann lass es! Frugalisten wie Oliver Nölting leben von wenig, sind aber anscheinend zufrieden damit. Wenn du es nicht bist, dann spar dich nicht kaputt. Geiz ist NICHT geil! Du musst für dich das richtige Verhältnis zwischen sparen und Konsum finden. Eine Sparquote ist kein Lebensziel und erst recht kein selbstzweck.
Was bringt es dir soviel wie möglich zu sparen, wenn du dein jetziges Leben nicht erträgst? Es gibt nicht nur 85% Sparquote auf der einen Seite und 105% Konsum auf der anderen. Wenn du soviel wie möglichst sparst um deinem Job zu entkommen, dann Kündige! Jetzt! Du hast genug Geld um etwas durchzuatmen und dir zu überlegen, was du mit deinem Leben anstellen willst.
Hallo Timo,
die Frage ist ja immer, wenn man viel konsumiert, ob einen das nicht dann ruiniert, dann wäre man auch unglücklich. Es hängt meiner Meinung nach immer vom Ziel ab. Möchte man die finanzielle Freiheit erreichen, dann muss man natürlich mehr sparen, als wenn man nur seine Rente in 35 Jahren etwas durch Dividenden aufstocken möchte. Ein niedriges Einkommen macht alles natürlich schwieriger. Hast du ein höheres, so dass du vielleicht Tausend Euro im Monat zur Verfüfung hättest, nach Aabzug aller Ausgaben, dann kann man auch nur die Hälfte sparen und den Rest zum Konsum verwenden. Zwischendurch mal eine kleine Belohnung für sich selbst sollte drin sein, dann weiß man, wofür man es macht später.
LG Klaus
Ja, natürlich ist es mit hohem Gehalt einfacher finanzielle Freiheit und gutes Leben zu kombinieren. Wobei natürlich auch das Zielniveau mit dem Lebensstil steigt. ABER, wenn er jetzt unglücklich ist, weil er spart und sein Umfeld konsumiert, dann wird das Problem doch nicht durch die finanzielle Freiheit gelöst! Im Gegenteil, wenn er das 30fache seiner jetzigen Jahresausgaben angespart hat und Privatier wird, dann ist er auf seinen aktuellen Lebensstil eingeloggt. Dann geht nicht einfach so Auto vergrößern. Klar, er kann dann immer noch arbeiten gehen (nur so viele Stunden wie nötig) um den Zusatzkonsum zu finanzieren, aber das ist doch auch keine finanzielle Freiheit mehr..
Dafür gibt es Psychiater, wenn man das psychisch nicht hinbekommt. Letztendlich muss das immer jeder der für sich selbst entscheiden, womit er glücklich ist. Man muss ein Ziel vor Augen haben. Das kann ein schönes Auto sein, viel Reisen, eben alles, was einen glücklich macht. Darauf muss man hinarbeiten. Es geht nicht ohne sparen. Wer das nicht kann, macht es wie die Masse und wird nicht vermögend. Die einen können das, die anderen nicht. Sonst wäre jeder reich. Ist hart, aber so ist eben. Viele sparen eine Menge Geld, konsumieren wenig und sind glücklich. Das hat nichts mit dem Sparen zu tun, ist eine Kopfsache. Natürlich kann man mit dem Erreichen des Sparziels seinen Lebensstandard erhöhen. Einige machen es, andere leben so weiter wie bisher, weil es ihnen so gefällt. Jeder wie er mag.
Hallo Tim,Hallo Klaus,
Ich hatte die Diskussion gelesen,der Hauptgrund fürs Unglücklichsein war da nicht das sparen,das hatte andere Gründe. Das er soviel spart und andere es krachen lassen,kam dann noch dazu.
Und natürlich hinterfragt man sich auch ab und an selber. Jeder muss seine eigene Sparquote finden,mit der er auch glücklich ist. Nur und alles sparen bringts auch nicht. Man muss sich,meiner Meinung nach,auch ab und an was gönnen. Aber,und das ist das große aber, man muss es bewusst machen.Beispiel: bei uns in der Firma rennen viele mit Kopfhörern rum. Muss natürlich Apple sein. Ich bilde mir das nun auch ein,zum Podcasts hören, und hab dann 20 Minuten Tests gegoogelt und hab welche für 30€ bestellt. Laut Berichten ähnlich gut. Aber eben statt ca.200€ nur 30€.
Lg Jens
Hallo Jens,
es gibt zu jedem teuren Markenprodukt auch eine günstige Alternative, die auch den Zweck erfüllt. Ist wie mit dem Auto. Es muss kein Mercedes sein, gibt günstigere Marken. Auch mit so einem Auto kommt man überall hin. Lieber die Apple Aktie, als Kopfhörer von Apple.
LG Klaus
Da bin ich etwas anderer Meinung als du,Klaus. Wenn ich etwas so teures wie ein Auto kaufe,dann lege ich Wert auf Qualität,Service und Haltbarkeit. Wenn du dich mal mit nem Taxifahrer unterhälst,die fahren Mercedes teilweise mit 200.000 bis zu xxx Kilometern.Das hab ich von Kia,Hunday,Ford etc noch nie gehört.Da lege ich dann Wert auf deutsche Qualität. Ist langfristig imho auch günstiger,als billig zu kaufen. Ich geb dir aber Recht, das man da keinesfalls einen Neuwagen kaufen muss. Ein Gebrauchter tuts auch.
Lg Jens
Ich fahre seit fast 30 Jahren Geländewagen. Erst Nissan, dann wieder Nissan und jetzt Hyundai. Die haben alle mehrere Hundertausend Kilometer gehabt, null Probleme, nur die üblichen Verschleißteile. Aber immer Diesel gekauft. Das andere Auto hier auf dem Hof ist ein Peugeot, läuft bestens seit Jahren, auch Diesel. Ersatzteile kaufe ich im Internet und lasse die dann einbauen. Der Hyundai kostet neu 32.000, hab den im Alter von 5 Jahren für 8.500 gekauft. Hat jetzt auch über 200.000 km runter, wie der Peugeot.
LG Klaus
@Klaus: Für mich klingt der dem Artikel zu Grunde liegende Kommentar bei Tim für mich eher so als sei das mangelnde berufliche Fortkommen und die soziale Isolation der Hauptgrund für die Selbstmordgedanken und nicht das Sparen oder der Verzicht auf Konsum. Er weiß wie unglücklich er in seiner Gesamtsituation ist und sieht wie scheinbar glücklich die Anderen sind und fragt sich daher, ob der Verzicht sich irgendwann auszahlt.
Meiner Meinung orientiert er sich einfach nur an den falschen Personen. Vergleich mit anderen ist sowieso immer kritisch, weil man nie sehen wird, wie unglücklich die wirklich sind. Nichts und niemand ist perfekt und daher ist auch jeder in unterschiedlicher Intensivität und in unterschiedlich langen Zeitabschnitten unglücklich, aber von anderen anzunehmen sie seien nur glücklich oder nicht unglücklich torpediert einfach nur das eigene Selbstwertgefühl ohne etwas mit der Realität zu tun zu haben. Social Media ist dazu das aktuelle Extrem der Vergleicherei. Er versucht laut seinem vorherigen Kommentar die Anderen von seiner sparsamen Lebensweise zu überzeugen doch offenbar beinflussen die ihn durch ihre finanziell eher destruktive Lebensweise kombiniert mit der scheinbaren Glücklichkeit eher umgekehrt. Dies führt meiner Meinung zu einer Zerissenheit der eigenen Überzeugungen und könnte ein Nebengrund für die unglückliche Situation bis hin zu den Selbstmordgedanken sein.
Hoffentlich schafft er es sich von diesen externen Vergleichen zu befreien und auch die verpassten Chancen seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen. Der eingeschlagene finanzielle Weg mag zwar zunächst langsamer als erhofft sein, doch er ist selbst in diesem Fall vermutlich nicht der Auslöser der Probleme, sondern eine mögliche Lösung. Ich wünsche alles Gute bei der Erreichung der Ziele.
@Jens: Wie viele Taxifahrer haben denn Erfahrung mit der Intensivnutzung anderer Automarken um deren Haltbarkeit beurteilen zu können? Vielleicht stimmt das mit der Haltbarkeit, vielleicht auch nicht. Könnte aber auch eine Art Gruppenzwang für “deutsche Qualität” sein um die vermeindlichen gehobenen Erwartungen der Kunden zu erfüllen und gar nicht erst aus diesem Muster auszubrechen. Was ist das Primärinteresse des Kunden? Zu einem vernünftigen Preis zügig von A nach B zu kommen, ggf. auch mit unhandlichem Gepäck. Spielt die Marke des Fahrzeugs für den Kunden _wirklich_ eine Rolle?
Hallo Finanzheini,
ich bin kein Psychologe, aber vielleicht fehlte ihm einfach nur ein richtiger Grund zum Sparen. Er hatte keine Frau, keine Familie, fühlte sich einsam. Beruflich hing er im Niedriglohnbereich fest. Wobei ich das jetzt nicht einmal so schlimm finde. Fast 60.000 gespart mit 33 Jahren ist ein super Anfang, paar Jahre weiter kommt schon was zusammen. er hat eine Menge finanziell daraus gemacht.
LG Klaus
Hallo in die Runde,
ich selber, 36 Jahre, m., spare regelmäßig, seit einigen Jahren, etwa die Hälfte meines Gehaltes. Das sind von 2.000,00 EUR brutto, etwa 1.000,00 EUR monatlich. Meistens etwas darunter, da auch mal Sonderausgaben gemacht werden müssen, wie neue Schuhe oder auch mal ein Urlaub. Vor etwa 6 Jahren kam der Bruch mit dem irrationalen Konsum, so nenne ich es mal. Ich konnte nicht wirklich gut mit Kosteneinschätzungen/Geld umgehen. Habe mein Erbe für ein teueres und nicht langfristig tragbares Auto verschwendet. Ich habe gedacht, so naiv ich war, mit diesem mir soziale Anerkennung erhaschen zu können. Das Leben zeigt dir dann schnell, dass es so nicht laufen kann. Nebenher musste natürlich auch durch den neuerworbenen Motorrad-Führerschein, ein neues Motorrad her. Von Vermögensaufbau hatte ich natürlich gehört und habe blind, ohne jeglichen Verstand in diverse Aktien investiert, mit dem Ziel, schnell reich zu werden. Lange Rede, kurzer Sinn. Von meinem Erbe ist nicht viel geblieben. Wie ein Eisblock in der Sonne, dahingeschmolzen. Irgendwann bin ich dann morgens aufgewacht und habe Stück für Stück mein finanzielles Leben geändert. Den teueren KFZ-Boliden gegen einen günstiges Auto eingetauscht. Das Motorrad verkauft. Alle Verluste der Aktien hingegnommen. Es fühlte sich wie eine Niederlage an. Ich hatte versagt, nicht den Standard zu halten. So dachte ich jedenfalls. Ab diesem Zeitpunkt habe ich gespart. Echt hart. Aso die teure Wohnung habe ich auch gegen eine günstige Wohnung eingetauscht. Natürlich zur Miete. Auch damals war der Immobielen-Markt nicht wirklich günstig aber sicherlich eine bessere Anlage gewesen. Heute brauche ich nicht wirklich mehr zu schauen, da mein Erspartes für die Kosten für den Erwerb (Nebenkosten) draufgehen würde. Finanziell lässt sich aber sagen, das sparen perse nicht verkehrt ist. Es macht zufriedener. Ob nun als Sichtguthaben auf der Bank oder in Aktien etc. inverstiert. Es räumt einen mehr Optionen ein, wenn doch mal etwas konsumiert werden will und dieses ganz ohne lästige Kredite. Jeder sollte den Mittelweg gehen. Eine Sparquote von 25-50% des Einkommens ist für mich aufjedenfall mein gesetztes monatliches Ziel. Das Ziel selbst ist der Vögensaufbau. Die Form hänt von jedem persönlich ab. Der Rest ist zum Leben da. 🙂
Liebe Grüße
Alexander
Hallo Alexander,
vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Der Mittelweg ist eine gute Lösung. Sparen heißt ja nicht gleich, dass man sich nichts gönnen darf oder auf Urlaub verzichten muss. Wenn man etwas kauft, wählt man eben nur das günstigere Produkt. So mache ich es auch. Nun gut, ich bin im Osten aufgewachsen. Da hatte es an Geld nicht gemangelt, man konnte nur nix kaufen, da lag das Problem. Nach der Wende war es anders herum. Ein Motorrad hatte ich damals auch, zu DDR-Zeiten. Auf das Auto musste man länger warten und Geld hatte ich am Anfang meiner Ausbildung auch keines. Aus Fehlern lernt man Alexander und du hast dies getan. Viel Erfolg mit deinen Investments.
LG Klaus
Hallo Alexander,
grandioses Statement. Im Übrigen halte ich den Zeitpunkt, als du deine Niederlage gefühlt hast, für einen ersten Etappensieg. Es war immerhin die Wende und die beginnt meist mit einem Sieg. 😉
Ansonsten hast du sehr viel früher als ich erkannt, das sinnvolles Sparen für die finanzielle Unabhängigkeit wichtig ist. Du hast, wenn du durchhältst, noch fast 30 Jahre. Da kann man schonmal Millionär werden.
Grüße Bernd