Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt die Nerven
Mein Haus, mein Auto, meine Yacht, diesen Werbespruch kennst du bestimmt auch noch. Geld spielt in unserem Leben eine sehr wichtige Rolle, denn ohne Geld ist das Leben nicht besonders lebenswert. Ohne Moos nix los! Tolle Reisen, ein schickes Auto, ein schönes Haus, Statussymbole haben eine sehr große Bedeutung in unserer Gesellschaft. Das Auto muss teurer sein als das vom Nachbarn, dass Haus viel größer und die Urlaubsreise sollte weit weg gehen, damit man etwas zum Erzählen und Angeben hat.
Der bekannte Autor und Publizist Marcel Reich-Ranicki sagte einst: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“
Als Immobilienmakler habe ich viele Menschen kennengelernt. Die mit den dicksten Autos waren meist die größten Luftnummern. Sie haben immer viel erzählt, was sie alles schon gemacht haben, was sie alles können und wollen, am Ende als es ums Bezahlen ging, war das Interesse meist schnell verflogen.
Gekauft haben meist diejenigen, denen man das Geld nicht ansieht. Diese Gattung Mensch ist absolut unscheinbar, man würde ihnen den Millionär nicht ansehen. Sie treten bescheiden auf, fahren ein kleines, meist älteres Auto, keine teure Bekleidung, aber sie wissen genau was sie wollen und sie sind entscheidungsfreudig.
Einmal begegnete mir ein Mann in den vierzigern beim Steuerberater, alter Pullover und Cordhose, wie man mir sagte, hat er immer denselben an bzw. er besitzt wohl gleich mehrere von denen. Wenn du den gesehen hättest, würdest du ihm noch 2 Euro zustecken, so arm sah der aus. Er fuhr einen 15 Jahre alten Golf, Tür mit Delle und reichlich Schrammen, aber große Häuser auf Sylt und Mallorca, alle bezahlt, keine Schulden, ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Nirgendwo an den Türklingeln zu den Häusern steht sein Name dran. Wenn ihn einer fragt wer ist ist, sagt er stets, er ist nur zu Besuch, das Haus gehört einem Bekannten. In Deutschland wohnt er in einem alten Haus, leicht verfallen, rostiger Gartenzaun. Davor steht sein 15 Jahre alter, verbeulter Golf.
Ich brauche keine Yacht, auf dem Dachboden habe ich ein Schlauchboot stehen. Ein ehemaliger Yachtbesitzer sagte mir einmal: „Die zwei schönsten Momente eines Yachtbesitzers sind der Kauf und der Verkauf der Yacht, ansonsten hat man nur Arbeit und Ärger damit.“
Mein Auto ist jetzt 7 Jahre alt, gekauft für ein Viertel des Neupreises. Es fährt auch und bringt mich überall dorthin, wo ich will. Reparieren lasse ich es in einer Hinterhofwerkstatt, die Ersatzteile kaufe ich bei ebay und bringe sie mit. Ich zahle nur den Lohn und der ist deutlich günstiger. Meine Werkstatt ist in einem ganz alten, baufälligen Gebäude, der Hof ist nicht gepflastert und voller Schlaglöcher. Mir ist es egal, ich brauche keine Werkstatt mit einem modernen Firmengebäude, bequemer Sitzcouch und wo mir die Sekretärin einen Kaffee bringt. Ich kann auch stehen und den Kaffee zu Hause trinken, mir egal. Solche Sachen sind mir nicht wichtig.
Ich habe mich mit vielen dieser Gutverdiener unterhalten. Die richtig Geld haben, denen sieht man es nicht an. Sie leben so bescheiden, selbst die Nachbarn wissen nicht, dass sie Millionär sind. Meist reisen sie viel, natürlich nennt es sich dann berufliche Weiterbildung gegenüber den Nachbarn, nicht Urlaub. Sie geben nicht mit ihrem Reichtum an. Glücklich sind sie dennoch. Sie könne sich ihrer Zeit frei einteilen, niemand schreibt ihnen vor, wann sie aufzustehen und was sie zu tun haben, sie machen was sie wollen, wann sie es wollen. Geld bedeutet Freiheit.
Oft reicht schon das Gefühl, sich den Sportwagen kaufen zu können, man muss ihn nicht wirklich besitzen. Man kommt dort sowieso so schlecht rein bzw. wieder raus. Sportwagen sind eher was für kleine, schlanke Italiener im höheren Alter, die noch ein junges Mädel auf ihre alten Tage aufreißen wollen. Zum Wohle meiner Bandscheibe verzichte ich darauf und fahre SUV, Diesel.
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Sehr schöner Artikel! Danke!
Deine Erlebnisse decken sich mit den Ergebnissen der Studien, wie sie in “The millionaire next door” geschildert werden. Für mich sind diese Typen mit Cordhosen und ewig gleichem Pullover ein Vorbild an Genügsamkeit, solange das nicht in Geiz ausartet. Interessant wäre für mich zu wissen, wie bewusst diese versteckten Wohlhabenden ihre Konsum- und Investitionsentscheidungen treffen. Mussten sie sich mit viel Disziplin selbst dazu erziehen? Oder tuen sie es, weil sie es immer schon so gelebt haben?
Hallo Mogul,
sehr gute Frage. Die meisten von denen haben sich das Geld erarbeitet, nicht geerbt, so wie es oft von der Politik behauptet wird. Wer mit dem Geld um sich schmeißt wird nicht reich bzw. bleibt es nicht. Die gönnen sich durchaus auch etwas, aber teure Restaurantbesuche eher weniger. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass diese Gattung Mensch geizig ist, nur sparsam. Sie wissen, dass das Geld nicht auf den Bäumen wächst und erarbeitet werden muss. Wenn man sich Sparsamkeit erst einmal antrainiert hat, passiert dies automatisch. Sparen hat nicht unbedingt mit Verzicht zu tun, man kauft sich auch eine neue Küche, aber eben ein Austellungsstück oder im Räumungsverkauf, was dann günstiger ist.
Liebe Grüße
Klaus
Wieder ein sehr schöner Artikel. Noch besser wäre er aber wohl ohne den letzten Satz gewesen…
Für mich fallen SUVs in die gleiche Kategorie wie Sportwagen: absolut unnötig – für die meisten zumindest. Wenn du natürlich Bauer bist, ständig Anhänger ziehen musst oder in den Bergen wohnst, macht so ein Auto wohl Sinn. Für 99% der über 1 Mio. neu zugelassenen SUVs allein in Deutschland dürfte das aber wohl nicht zutreffen.
Hallo Andreas,
ja, ich bin Bauer, sogar studierter mit Diplom und seit 20 Jahren Immobilienmakler. Bei uns auf dem Land braucht man einen SUV, sonst kommt man nicht zu den Grundstücken und Kunden, die liegen oft in der hintersten Pampa durch dem Wald und matschigen Wegen. Und ja, ich habe sogar 3 Anhänger, darunter einen Doppelachser mit 2 Tonnen, den kann ich nicht mit einem Smart ziehen. Hier bei uns auf dem Land fährt jeder zweite SUV. Diesel ist deutlich günstiger als Benzin, gestern 1,209 der Liter getankt, es ist einfach eine Kostenfrage. Solange das so ist, dass man auf diese Art günstiger fährt als sich einen Benziner zu kaufen oder Elektrohybrid oder was auch immer, werden die Leute Diesel fahren. Die Menschen achten auf die Kosten, auch die Firmen mit ihren Betriebswagen. Diesel sind jetzt in der Anschaffung auch deutlich günstiger zu haben, war meiner auch. Die Klimaaktivisten im Fernsehen, die nur Fahrradfahren, wissen gar nicht, dass Deutschland ein Flächenland ist. Ich will die mal mit Fahrrad sehen, wie die 15 km zum Supermarkt fahren und für eine Familie Wocheneinkauf machen, nur Hinweg. Ich hab sogar eine Ölheizung, ganz schlimm. Solange die läuft, hab gerade 400 Euro in die Reparatur reingesteckt, werde ich bestimmt keine neue einbauen, ist so viel billiger.
Liebe Grüße
Klaus
Gegen Diesel sag ich ja auch gar nix. Für Langstrecken oder, wenn man Lasten transportieren muss, macht der durchaus sehr viel Sinn. Für dich macht dann sicher auch ein SUV Sinn. Ich wusste nicht, dass du auf dem Land wohnst.
Meine Aussage bezog sich viel mehr auf die vielen, vielen SUVs, die in Städten rumfahren, wo diese Autos einfach komplett ungeeignet sind.
Der Grund warum so viele SUVs in der Stadt oder allgemein unterwegs sind, glaube ich, ist ein anderer, nicht Angeberei oder so. Viele SUVs auf den Straßen sind auch keine Luxuswagen, der Dacia Duster hat sich sehr gut verkauft, den sieht man bei uns sehr oft und den Geländewagen von Ford mit Ptritsche. Ich selbst hab einen Huyandai, OK, den größten, aber da muss auch was reingehen. SUVs sind einfach praktisch. Ich bin ja nun auch schon älter, ich sitze sehr gerne höher, so überlicke ich die Straße besser und der Gegenverkehr blendet nicht so. Ich komme besser ins Auto rein und raus, sollte doch mal ein Unfall passieren, fühle ich mich im SUV deutlich sicherer als im Smart. Ich würde mir nie wieder einen PKW kaufen wollen. KLar ist in der Großstadt die Parplatzesuche mit einem SUV nicht so lustig, bei uns in der Stadt kein Problem.
Naja, wenn ich ein praktisches Auto will, dann kaufe ich mir aber keinen SUV, sondern einen Kombi. In die allermeisten SUVs passt nämlich tatsächlich nix rein. Ich fahre einen Hyundai i30 Kombi und das ist ein mega praktisches Auto. Der ist noch 10cm kürzer als zB der Mercedes GLC, hat aber 602l Kofferraumvolumen gegenüber mickrigen 385l beim GLC, die noch unpraktisch geschnitten sind.
Und zum höher sitzen für in der Stadt tut es auch eine B-Klasse oder ähnliches, da brauch ich keine 200PS. Und die meisten SUVs, die so in den Städten rumfahren (BMW, Audi, Mercedes, Porsche) haben in den kleinsten verfügbaren Motorisierungen schon über 200PS.
> sollte doch mal ein Unfall passieren
Dadurch, dass viele Leute einfach mit den Autos nicht umgehen können, aber sie trotzdem führen, passieren erst die Unfälle.
Wie gesagt, ich rede hier nicht von dir, sondern von der großen Mehrheit. Über 1 Mio. neu zugelassene SUVs in Deutschland. Das muss man sich mal überlegen. Das sind sicher nicht alles Bauern oder Leute, die es brauchen, sondern hauptsächlich Proleten.
Proleten gibt es überall. Neulich hat mir ein Geschäftsfreund freudestrahlend erzählt, dass sein neuer Mercedes nur 800 Euro monatlich im Leasing kostet, alle zwei Jahre gibts einen neuen. Wenn ich das auf das Jahr hochrechne, habe ich das für meinen Hyundai Santa Fe nicht mal bezahlt. Begründung ist immer dieselbe. Als Unternehmer braucht man Kosten. Ich sehe das anders, als Unternehmer braucht man Gewinn, ein Auto ist definitiv keine Investition. Kombi hatte ich schon, lag mir zu tief, setzt man auf bei den schlechten Waldwegen hier. Hab neulich einen Porsche Cayenne gesehen, bei einem befreundeten Autohändler, Diesel mit 500 PS, gabs für knapp 13.000 netto, 7 Jahre alt. Diesel stehen aktuell rum, will kaum einer, daher gibts die nachgeschmissen, war eine Inzahlungnahme. Normalerweise gehen solche Autos in den Export. Mercedes und Co ist mir zu teuer, brauch ich nicht. SUVs sind gefragt, die Industrie baut, was die Kunden wollen. Ist wie mit Fast Food. Ist meistens ungesund, trotzdem rennen die alle dort hin.
Geld macht definitiv nicht per sé glücklich, aber es macht vieles einfacher. Man lebt vielleicht ohne Geldsorgen, jedoch befreit einen das nicht von allen anderen Sorgen die ein Mensch so haben kann. Es gibt genug reiche Menschen mit psychischen Problemen und wenn die es sich aussuchen könnten würde sie mit Sicherheit Gesundheit wählen, statt Reichtum. Zu diesem Thema gibt es auch sehr interessante Studien. Der ganze Konsumwahnsinn geht mir sowieso auf den Keks, es geht immer nur um höher, schneller, weiter, teurer. Die Menschen sollten sich mal wieder auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind und kein Geld kosten.
Hallo Rina,
genau so ist es. Die kleinen Dinge des Lebens machen glücklich, Erlebnisse mit der Familie z.B., nicht die Sachen, die man sich mit Geld kaufen kann. Allerdings kann man mit Geld einige Probleme lösen und sich so vom Leib halten.
Liebe Grüße
Klaus