Wie sinnvoll sind Dividenden für Anleger? Ist die Dividendenstrategie Unsinn?
Ist die Jagd nach Dividenden sinnvoll oder Unsinn für Anleger? Es wird immer von der Dividendenstrategie gesprochen, genaugenommen gibt es aber zwei Strategien, nicht nur eine. Wir müssen unterscheiden zwischen einer Hochdividenden-Strategie und den Kauf von Dividendenaktien, quer durch die Bank.
Es gibt die unterschiedlichsten kritischen Meinungen zu Dividendenaktien, schauen wir uns die einmal etwas genauer an. Das Hauptargument ist meist, Dividenden können ausfallen. Ja, können sie. Aber auch das kann man versuchen zu umgehen. Eine Garantie gibt es dennoch nicht, dennoch kann man das Risiko begrenzen.
Welche Unternehmen kürzen gerne einmal ihre Dividenden oder streichen sie in Krisenzeiten? Es ist üblicherweise die gesamte Branche von produzierenden Unternehmen. Kommt eine Krise, wird weniger verkauft, die Dividende leidet. Alle konjunkturabhängigen Unternehmen sind von Krisen betroffen. Daher einfach Aktien von diesen Unternehmen nicht kaufen.
Wer verdient auch in der Krise Geld? Dies wären Wohnungsvermieter, Softwarehersteller, Wasser- und Energieversorger, Lebensmittelproduzenten, Verbrauchsgüterhersteller (Shampoo, Toilettenpapier, Waschmittel, Kosmetika), Versicherer und derartige Unternehmen.
Du kannst ganz leicht herausfinden, ob ein Unternehmen auch in der Krise Dividenden gezahlt hat. Rufe einfach im Internet die Dividendenzahlungen der letzten Jahrzehnte der Unternehmen auf. Schaue dir die Krisenjahre an, Dotcom-Blase, Finanzkrise und Corona. Hat das Unternehmen die Dividenden gekürzt oder weitergezahlt? Dies ist eine sehr gute Orientierung, dennoch keine Garantie.
Man kann sagen, dass es zwei Phasen bei einem Unternehmen gibt, wann es keine Dividenden ausschüttet. Die eine ist in der Wachstumsphase, üblicherweise in den Anfangsjahren des Unternehmens und am Ende, wenn es pleitegeht.
Einige sagen, eine Dividendenausschüttung ist negativ, weil das Geld nicht im Unternehmen verbleibt. Es ist wie linke Tasche, rechte Tasche. Dividenden darf man auch nicht als Zinsen ansehen. Die Dividenden fallen ja nicht wie Äpfel von den Bäumen, sie kommen von dem Unternehmen, von dem man die Aktie besitzt. Kommt es zu einer Dividendenzahlung, wird der Aktienkurs um den Betrag gekürzt und beim Unternehmen nimmt der Kontostand ab.
Daher vertreten einige die Meinung, dass das Geld im Unternehmen besser aufgehoben ist. Dies ist allerdings Theorie. Viele Unternehmen wissen gar nicht wohin mit ihrem Geld, die Bargeldbestände wachsen immer mehr. Zukäufe sind den Managern zu teuer, daher legen sie dann Aktienrückkaufprogramme auf und erhöhen die Dividende.
Andere behalten das Geld im Unternehmen und verbrennen es, danach gehen sie pleite. Ob ein Unternehmen mit dem Geld etwas Sinnvolles anstellt, sieht man immer erst im Nachhinein, wenn man nicht mehr gegensteuern kann. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Daher sind für mich die Aussagen, dass der Verbleib des Geldes im Unternehmen besser ist, kein Argument. Es gibt positive und negative Beispiele dafür. Man kann diese Aussage nicht pauschal treffen.
Eine hohe Dividendenrendite bedeutet nicht, dass ein Unternehmen toll ist. Es gibt sehr viele Unternehmen, deren Aktienkurs fällt seit Jahren, das Geschäft läuft schlecht. Durch den fallenden Aktienkurs kommt die hohe Dividendenrendite zustande. Irgendwann kommt der Punkt, da wird die Dividenden zusammengestrichen oder ganz ausfallen. Finger weg von Aktien, wo der Kurs über Jahre fällt.
Dividenden geben Anlegern ein beruhigendes Gefühl. Auch wenn es einmal einen Kurseinbruch gibt oder es zu einem Börsencrash kommt, landet die Dividende auf dem eigenen Konto. Dadurch geraten sie nicht in Panik, sitzen die Krisen aus, die Dividende kommt ja schließlich. Einen Crash muss man aussitzen, wer das nicht kann, verliert viel Geld. Viele haben die Geduld nicht, sehen nur den fallenden Aktienkurs.
Nun zurück zu den zwei unterschiedlichen Dividendenstrategien. Es hängt immer alles vom Faktor Zeit ab. Hat man viel Zeit, ein paar Jahrzehnte, sind Wachstumsaktien mit Dividenden super. Meist sind die Dividendenrenditen um die ein Prozent beim Kauf, dies macht gar nichts. In zehn Jahren sieht das schon ganz anders aus, dazu kommt ein hoher Kurszuwachs.
Hast du wenig Zeit, brauchst aber unbedingt in 10 Jahren eine bestimmte Summe aus Dividenden zum Leben, dann kann man über Hochdividenden-Aktien nachdenken. Dies geht zulasten der Kursperformance. Es gibt sogar Hochdividenden-Aktien, US-REITs, die bewegen sich seit Jahren seitwärts, mal abgesehen von der Coronokrise jetzt. Der Kursgewinn wird quasi als Dividende ausgeschüttet, auch eine Möglichkeit.
Eine Aktie kann man nur einmal verkaufen. Ist sie verkauft, gibt es keine Dividende mehr und man kann von zukünftigen Kurssteigerungen nicht mehr profitieren. Deswegen gehe ich nie an die Substanz bei meinem Buy and Hold Depot heran, dies gilt auch für meine Immobilien.
Ich habe früher nur Dividendenaktien gekauft, mittlerweile kaufe ich auch gelegentlich Aktien ohne Dividende. Dies liegt aber daran, weil ich damals davon ausgegangen war, dass ich das Geld evtl. im Alter brauchen würde zum Leben. Ist nicht so gekommen. Ich entnehme daher kein Geld aus meinem Depot. Alle Dividenden werden reinvestiert. Ich überweise sogar jeden Monat Geld in mein Depot.
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Dividenden sind dein eigenes Geld, welches dir zurückgegeben wird und möglicherweise auch noch versteuert.
Du investiert 1.000 €. 50 € bekommst du zurück.
Du hast dann 950€ in Aktien, plus 50 € Dividende.
Macht 1.000 €. Alles andere ist Kursgewinn.
Du bekommst keinen Anteil des Gewinns, sondern dein eigenes Geld zurück. Dein Investment ist kleiner in €.
Hallo Daniel,
steht doch so auch im Beitrag. Dennoch haben Dividenden ein beruhigendes Gefühl.
LG Klaus
Was beruhigt einen, wenn man sein eigenes Geld zurückbekommt, davon einen Teil dem Staat überlassen muss? Dann lieber ohne Dividende mit Kursgewinnen.
Und was kommt danach? Legst du dein Geld für deine Erben an oder brauchst du das auch irgendwann einmal selbst? Dann musst du verkaufen und zahlst auch Steuern auf den Kursgewinn. Das würdest du anders sehen, wenn du so viel Dividenden bekommen würdest, dass man allein davon leben kann. Viele Anleger brauchen das Geld im Alter oder auch schon vorher, daher Dividendenaktien. Was immer beim Verkauf vergessen wird ist, dass man danach nicht mehr von zukünftigen Kursgewinnen profitieren kann.
Dennoch ist dies ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Du unterstellst jetzt quasi, dass Aktien ohne Dividende besser performen als Aktien mit Dividende. So ist es nicht. Es gibt viele Dividendenaktien, welche Aktien ohne Dividenden bei Weitem schlagen. Alphabet hat 870% Kurszuwachs in den letzten 10 Jahren, die deutsche Atoss Software 2.230% und da sind die Dividenden noch gar nicht eingerechnet.
Ich baue Vermögen auf. Dividenden sind mir relativ egal. Daher frage ich mich, wie Leute explizit auf Dividendenaktien setzen.
Bei Verkäufen kann man in Sachen gegensteuern. Ich versuche, das mit der Dividende zu verstehen. Du bist der Erste, der antwortet.
Wie willst du bei Verkäufen gegensteuern? Du kannst das nur mit Verlusten verrechnen. So viele Verluste hat man am Ende hoffentlich aber gar nicht.
Als ich damals meinen Betrieb verkauft habe, hatte ich ein Drittel meines Geldes an der Börse angelegt, danach ist die Blase geplatzt. War aber kein Problem, paar Jahre später war alles wieder gut. Später habe ich dann umgebaut zu Dividendenaktien, nachdem ich mehr Wissen hatte. Damals ging ich davon aus, dass ich das Geld im Alter brauche. Ich bin jetzt 71 und brauche es nicht, bekomme von vier Stellen Rente, welche ausreicht. Seitdem ich Rentner bin, kaufe ich auch Aktien ohne Dividende.
Es kommt immer darauf an, was dein Ziel ist am Ende. Wann brauchst du wie viel Geld. Danach musst du deine Strategie ausrichten. Beim Corocrash konnte man REITs kaufen mit Dividendenrenditen von über 30 Prozent. Danach hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. War ein nettes Geschäft. Es gibt Dividendenaktien, die gehen durch die Decke, eine Innovative Industrial Properties oder eine National Storage. Schau dir mal das Dividendenwachstum an. Die schlagen fast alles. Hier hat man beides, sehr starkes Wachstum und Dividende. Was spricht dagegen, mir derartigen Aktien ein Dividendendepot aufzubauen? Bei Dividendenaktien denken viele an Blue Chips, die kaum steigen.
Nochmals vielen Dank für die Antworten. Da ich nicht soviel Geld habe, war ich zu 100% bei der Korrektur investiert, hatte also gar keine Mittel zum Nachkauf. Da ich etwas längerfristig investiere, hat das damals nicht mal ein Augenbrauenheben bei mir ausgelöst. Kenne ich ja von früher.
70% stecken in ETFs, 30% in Turnaroundwerten. und Spezialgeschichten, welche mir gefallen.
Viele Wege führen nach Rom. Wenn das deine Strategie ist, viel Erfolg. Damit bist du auf jeden Fall breit aufgestellt und hast viel Sicherheit.