Es herrscht sehr viel Euphorie und Fantasie an der Börse
An den Aktienmärkten herrscht, wie eigentlich schon seit Jahren, sehr viel Euphorie und auch sehr viel Fantasie bei den Investoren. Wir sehen vor allem bei den Technologie-Aktien immer wieder neue Höchststände. Gelegentlich sind mal Tage dabei, wo einige Rücksetzer kommen, aufgrund von Gewinnmitnahmen. Dennoch sind wir mitten in der Jahresendrally. Dies Rücksetzer kann man zum Einstieg nutzen.
Wer Value-Investor ist, wird kaum noch Aktien finden, welche er kaufen kann. Ich haben früher auch immer den Value-Ansatz verfolgt, mittlerweile habe ich mich davon aber weitestgehend verabschiedet.
Wenn mir eine Aktie total überbewertet erscheint, kaufe ich sie nicht. Ist sie einfach nur „etwas“ überbewertet, dann kaufe ich sie durchaus. Meine Strategie ist ja Buy and Hold, also das langfristige Halten der Aktien. Ein Verkauf ist bei mir nicht vorgesehen. Daher spielt es für mich auch keine große Rolle, wenn ich bei einer Aktie etwas mehr zahle.
Die Zeit arbeitet für die Investoren. Nun sind aber viele Anleger an den Börsen gar keine Buy and Hold Anleger, viele sind nur kurz oder mittelfristige Anleger, welche das schnelle Geld suchen und Gewinne gerne mitnehmen. Diese Gruppe kauft oft auch die total überbewerteten Aktien von Unternehmen, welche noch nie Geld verdient haben, seit Jahren Verluste einfahren. Sie zocken. Dies sollte man denen besser nicht gleichtun.
Sie lassen sich von den Umsatzzuwächsen blenden. Man könnte es auch vereinfacht ausdrücken. Ein Unternehmen, welches kein Geld verdient, ist nichts wert. Von Verlusten kann man sich nichts kaufen. Derartige Unternehmen werden nur durch die ständige Ausgabe neuer Aktien oder Anleihen am Leben gehalten. Klappt das nicht mehr, dann kommt der große Knall.
Auf Dauer kann dies nicht gut gehen. Es kommt bei mir ganz selten vor, dass ich eine Aktie von einem Unternehmen kaufe, welches Verluste erwirtschaftet. Ich kaufe die eigentlich dann nur, wenn mit steigendem Umsatz der Verlust sinkt, der Break-even in Sicht ist. Oft steigt der Umsatz und der Verlust gleich mit. Dies ist kein gutes Zeichen.
Es gibt übrigens auch Unternehmen, die steigern den Umsatz jedes Jahr und der Gewinn bzw. Verlust liegt so um die Null, also mal ein kleiner Gewinn im Jahr, dann wieder ein Jahr mit einem kleinen Verlust. Dies geht so über Jahre.
Diese Unternehmen können interessant sein. Wenn man so etwas in den Bilanzen sieht, zeugt dies meist davon, dass die Manager rechnen können und gar nicht so dumm sind. Diese Ergebnisse sind meist geplant. Dies hängt fast immer damit zusammen, dass das Unternehmen sehr viel investiert und erst in Jahren Gewinne machen will.
Viele Unternehmen wollen erst in Jahren Gewinne erwirtschaften, bis dahin steigern die jedes Jahr den Verlust. Solche Unternehmen gefallen mir nicht. Oft gehen die irgendwann pleite und die Aktie stürzt ab.
Wenn ein Unternehmen aber um die Null beim Gewinn liegt, hohe Verluste vermeidet, dann kommt dies fast immer daher, dass man durchaus Gewinne erwirtschaftet, diese aber komplett wieder reinvestiert. Achte mal darauf. Diese Aktien können explodieren, sobald die Investitionen weitestgehend abgeschlossen sind. Ein gutes Beispiel ist Amazon. Der Tech-Konzern hat viele Jahre kein Geld verdient und alle Einnahmen in das Wachstum reinvestiert. Heute sprudeln die Gewinne.
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Mittlerweile erinnern immer mehr Aspekte an die unrühmliche Dotcom-Bubble von 1998 – 2001. Wachsende Zahl an IPOs, gleichzeitig auch immer wieder abgeblasene Börsengänge, ein Techhype sondergleichen, historisch niedrige Zinsen, und immer häufiger liest man Aktien-/Anlagetipps aus Ecken, die dem Metier Börse eigentlich alles andere als nahestehen. Es fehlt nicht mehr viel, bis das Kartenhaus wieder einmal um ein paar Etagen in sich zusammenfällt.
Voriges Jahr im März hatte ich ja kurzzeitig mal die Hoffnung, das wäre es gewesen, stattdessen gab es in vielen Bereichen eine kaum langsamere Erholung als es bergab gegangen war. Ich bin sehr gespannt, was jetzt der ausschlaggebende Funke sein wird.
Hallo KauntNull,
wenn dir dein Friseur oder der Taxifahrer Aktientipps gibt, dann knallt es meist bald. Beim Neuen Markt war es damals qualitativ etwas anderes. Ich war damals dabei. Da waren fast alle Internetunternehmen Schrotthaufen. Heute ist das etwas anders. Es gibt sehr viele Tech-Unternehmen, die sehr viel Geld verdienen. Allerdings gebe ich dir recht, dass viel Schrott an die Börse kommt. Null Umsatz, aber zig Milliarden wert. Viele von denen zerlegt es schon seit Monaten. Paar Tage ging es nach dem IPO hoch und seitdem herunter. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Die eigentliche Blase sehe ich bei den 6.700 Kryptowährungen. Zu nichts zu gebrauchen und kein realer Wert dahinter. Jede neue Kryptowährung wird von Spekulanten gekauft und hoch getrieben. Wozu braucht man die noch, wenn die einzelnen Länder eigene Digitalwährungen einführen und Kryptowährungen immer mehr einschränken? Der e-Yuan ist der Anfang, andere Länder werden nachziehen. Die Anleger werden damit viel mehr Geld verlieren, als damals am Neuen Markt. Die Letzten beißen die Hunde.
LG Klaus