Vermögenserhalt im Alter und Vermögensaufbau in jungen Jahren sind nicht dasselbe
Vermögenserhalt im Alter ist etwas ganz anderes, als ein Vermögensaufbau in jüngeren Jahren, diese Strategien unterscheiden sich. Vielen Anlegern ist dies gar nicht bewusst. Einige machen da auch gar keinen Unterschied und behalten ihre Anlage-Strategie bei.
Es ist ein etwas schwieriges Thema. Da gibt es, glaube ich, auch kein richtig oder falsch. Beide Strategien, ob nun der Vermögensaufbau oder der Vermögenserhalt, haben ihre Berechtigungen und sind logisch betrachtet nachvollziehbar. Schauen wir uns das doch einmal etwas genauer an.
Wenn man jung ist, ist man meist dazu geneigt, mehr Risiken bei der Kapitalanlage einzugehen. Dies kann vieles bedeuten, sei es der Kauf von Wachstumsaktien, Investitionen in das eigene Unternehmen oder die Kreditaufnahme zum Kauf von Immobilien zur Vermietung.
Da die Risiken höher sind, möchten viele Investoren diese Risiken nicht mehr im Alter haben. Diese Angst will man einfach nicht. Wenn man da noch hohe Verbindlichkeiten auf Immobilien hat, man sein eigenes Wohnhaus gleich mit bei der Bank belasten musste, dann kann, wenn etwas Dummes passiert, alles in Gefahr sein.
Daher nehmen einige Anleger im Alter das Risiko aus ihren Investitionen heraus bzw. fangen an, breiter zu streuen. Sie verzichten lieber auf einen Teil der Rendite zugunsten der Sicherheit.
Einige parken mehr Geld auf Festgeld oder Tagesgeldkonten, kaufen physisches Gold, statt Aktien lieber ETFs oder stecken ihr Geld in eine Eigentumswohnung, die sie komplett sofort bezahlen, ohne Kredit, damit sie noch Mieteinnahmen bekommen. Es gibt sogar Anleger, die schließen noch einen Rürup-Vertrag bei einer Versicherung ab, für eine spätere Rentenzahlung, oder kaufen Anleihen, selbst welche, die leicht negativ sind.
Beim Vermögenserhalt geht es weniger um hohe Renditen. Wer so eine Strategie verfolgt, dem geht es eher darum, dass wie der Name schon verrät, sein Vermögen erhalten bleibt, im besten Fall etwas steigt von Jahr zu Jahr. Dieser Typ von Anleger möchte über seine Investitionen seine jährlichen Kosten decken und nicht ärmer werden, dann ist er schon meist zufrieden.
Wenn man jung ist, kann man finanzielle Fehlentscheidungen meist über die Jahre wieder ausbügeln, im Alter kann dies existenzbedrohend sein. Deswegen kann ich diese Strategie nachvollziehen.
Wer meinen Blog verfolgt der weiß, dass ich damals Teilhaber eines großen Landwirtschaftsbetriebes war. Landwirtschaft ist schwierig, wenn man nicht nur reinen Ackerbau macht und viel Land selbst besitzt, nicht pachtet. Wir hatten auch neben Ackerbau eine Schweineaufzucht und eine Milchkuhhaltung, alles schwierig.
Natürlich bezahlt man so einen Betrieb mit verschiedenen Betriebsteilen nicht vom eigenen Geld, man benötigt Banken, nicht nur eine. Ich war damals wirklich froh, als ich meine Anteile verkauft hatte und den siebenstelligen Kredit, mein Anteil, los war, mein Haus und Land war schuldenfrei. Ich wollte im Alter diesen Druck nicht mehr haben, es hätte ein großes Risiko dargestellt.
Es blieb natürlich noch etwas Geld übrig. Ein Teil des Geldes war zum Leben, ein Teil für die Börse und ein Teil ging in zwei private Rentenversicherungen. Damals gab es noch Zinsen. Dies war meine Form der Vermögenserhaltung bzw. Altersvorsorge. Damals war nicht abzusehen für mich, wie sich die Börse entwickelt. Mir fehlte das Wissen.
Ich besitze noch Ackerland und etwas Wald, wo ich Pachteinnahmen erziele. War schon immer in der Familie, nicht gekauft. Heute bekomme ich die zwei privaten Renten, die gesetzliche und noch eine von der Landwirtschaftlichen Alterskasse, dies reicht mir. Mein Depot benötige ich nicht.
Mit 50 Jahren hatte ich mich damals als Immobilienmakler selbstständig gemacht. Dies mache ich heute noch, aber schon seit vielen Jahren vor der Rente nur noch ein paar Stunden am Tag. So komme ich noch etwas herum, dies hält mich fit, neben meinem Heimtrainer, so ein Fahrrad zum Trampeln, dass sich nicht von der Stelle bewegt und mein Garten.
Aktien im Alter zu verkaufen ist problematisch, dies würde ich nicht machen, da dann Steuerzahlungen ausgelöst werden würden. Ich lasse sie laufen und kaufe welche hinzu. Eine Aktie kann man immer nur einmal verkaufen, danach profitiert man nicht mehr von der zukünftigen Kursentwicklung. Deswegen gefallen mir Dividenden besser als Teilverkäufe, ist aber Geschmackssache.
Einige Anleger investieren nur in Aktien, auch im Alter. Was anderes kommt für sie nicht infrage. Dies ist vollkommen OK. Rückblickend langfristig betrachtet sind Aktien besser als Gold oder Immobilien, die Renditen liegen höher.
Man muss es aber auch einmal realistisch betrachten. Was müsste passieren, damit Aktien oder ETFs nichts mehr wert wären? Dafür müsste ein Weltkrieg/Atomkrieg ausbrechen, großer Meteorit auf der Erde einschlagen oder eine weltweite Pandemie, schlimmer als die jetzige, alles wirtschaftlich kaputtmachen. Alle Unternehmen wären pleite, keiner hätte mehr einen Job und der Staat kein Geld.
Nur wären dann nicht nur die Aktien oder ETFs nichts mehr wert, sondern auch die Anleihen, Konten, Bargeld und Immobilien. Wenn Mieter keinen Job und kein Geld haben, zahlen die auch keine Miete, falls die Immobilie dann überhaupt noch steht.
Nun würden einige sagen, ich habe ja noch Gold. Wer soll das kaufen? Von was? Als Tauschmittel? Was kommt danach, wenn es alle ist? Der private Goldbesitz wurde auch schon einmal verboten in den USA, dem Land des Kapitalismus. Dies kann wieder passieren, auch bei uns. Ich habe kein Gold.
Wirtschaftlich hängt alles zusammen. Deswegen ist auch die Aussage von vielen Anlegern berechtigt, die sagen, dass sie lieber in Aktien oder ETFs investieren und in nichts anderes, weil dies nur zulasten der Rendite gehen würde. Wären alle börsennotierten Unternehmen pleite und somit ihre Investitionen wertlos, dann wären alle Bürger und Staaten auch pleite, egal wie breit sie ihre Investitionen gestreut haben. Das Ergebnis kommt das dasselbe heraus.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, in welche Asset-Klassen er investieren möchte und womit er sich wohlfühlt.
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Viele Privatanleger übersehen ausserdem generell, dass sie über andere Einkommensströme als Rentner bereits massiv in Anleihen investiert sind: die Gesetzliche Rente ist technisch etwas vereinfacht nichts anderes als eine Zinszahlung auf Leistungen, die sie dem Staat während der Erwerbsphase geliehen haben (gut, das Umlageerfahren funktioniert anders, es geht mir hier nur ums Prinzip). Wer eine private Rentenversicherung abgeschlossen hatte (das trifft auf viele aktuell noch lebende Rentner zu), erhält seine Rente daraus ebenfalls überwiegend aus Anleihen.
Wer obendrein Eigenheimbesitzer ist (das spätestens zum Rentenbeginn hoffentlich abbezahlt ist), erzielt indirekt einen Einkommenstrom in Form von Opportunitätskosten (nicht gezahlte Miete).
Ergo können sich sehr viele Menschen eigentlich eine wesentlich höhere Aktienquote leisten als allgemein geraten wird (100 – Lebensalter).
Hallo KauntNull,
die Formel 100 – Lebensalter passt eigentlich gar nicht. Hatte ich auch mal einen Beitrag darüber gemacht:
https://imhamsterrad.de/faustregel-fuer-den-aktienkauf-100-minus-lebensalter-gleich-optimale-aktienquote/
Es spricht nichts dagegen, überflüssige Mittel in Aktien zu parken bzw. dies zur Absicherung zu nutzen, egal wie alt man ist, auch mit 100. Dann freuen sich die Erben.
Bin ja mal gespannt, ob wir jetzt unter der neuen Regierung eine weitere Säule für die Rente bekommen. Lindner hätte ja gerne zum Beginn zwei Prozent des Einkommens ins Aktien.
LG Klaus
Statt eine eitre Säule einzuführen würde es ausreichen, den Mist auszuräumen, der in Riester und Rürup verbrochen wurde. Beides ist vor allen Dingen wegen der Rückzahlungsgarantie der Beiträge so verkorkst. Für Auswanderer ist es obendrein reiner Murks, weil man den Vertrag nicht stilllegen kann, sondern förder- und steuerschädlich auflösen muss, und so weiter. Deshalb habe ich in Deutschland nie geriestert. Wollen die Deutschen es endlich mal richtig anpacken, sollten sie sich mal anschauen, wie die Schweiz die Säule 3 aufgebaut hat (übrigens seit Jahrzehnten).
Es werden auf jeden Fall spannende Zeiten in Deutschland in den nächsten vier Jahren.
LG KauntNull
Hallo KauntNull,
Riester ist ein totales Verlustgeschäft für den Steuerzahler und für denjenigen, der riestert, kommt auch nichts viel bei herraus. Riester soll ja flexibler werden, dennoch ist es Mist. Man müsste es abschafffen und mehr in Richtung der USA gehen, die haben da tolle Modelle.
LG Klaus